Juso fordert Konsequenzen wegen rassistischer Inhalte in Schulheft: Schule hat Hausaufgaben aber bereits gemacht

Die Juso zeigt ihre Empörung über die Verwendung rassistischer Ausdrücke in einem Leseheft im Kirchplatzschulhaus und fordert Massnahmen. Diese wurden von der Schulleitung längst getroffen.

Gianni Amstutz
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Mit diesem Trasparent macht die Juso ihrem Ärger über den Vorfall im Kirchplatzschulhaus Luft. Fünftklässler hatten dort ein Heft als Leseübung verwendet, in dem rassistische Stereotype gezeigt werden und von einem «Negerhäuptling» die Rede ist. (Bild: PD)

Mit diesem Trasparent macht die Juso ihrem Ärger über den Vorfall im Kirchplatzschulhaus Luft. Fünftklässler hatten dort ein Heft als Leseübung verwendet, in dem rassistische Stereotype gezeigt werden und von einem «Negerhäuptling» die Rede ist. (Bild: PD)

«Schulbücher wie vor 85 Jahren? Hauptsache bei der Bildung sparen!» Mit diesem Transparent beim Kirchplatzschulhaus bekundete die Juso Wil-Toggenburg ihre Empörung über den Vorfall in selbigem Schulhaus. Fünftklässler hatten dort mithilfe eines Hefts der Serie Lesespur ihre Lesefertigkeiten geübt. In einer der Geschichten ist vom Negerhäuptling Grosser Löwe zu lesen, der seine Schwester Kleine Blume retten muss. Die dazugehörige Zeichnung zeigt das stereotype Bild eines Wilden.

Juso ist stutzig über Verlautbarungen in Medien

Wie die Juso nun in einer Medienmitteilung schreibt, ist sie entsetzt darüber, dass heute noch solche Bücher verwendet und so gegenüber den Schülerinnen und Schülern Worte wie «Neger» verharmlost würden. Betrachte man die jahrhundertelange Geschichte von Kolonialismus und Rassismus sei es unverständlich, wie ausgebildeten Lehrpersonen so etwas nicht auffallen könne. «Rassismus wird in der Schule viel zu wenig thematisiert und in diesem Falle sogar gefördert, sagt Anna Miotto, Vorstandsmitglied der Juso Wil-Toggenburg.

Timo Räbsamen, Präsident der Juso des Kantons St. Gallen.

Timo Räbsamen, Präsident der Juso des Kantons St. Gallen.

Doch dabei will es die Juso nicht belassen. Sie fordert, dass aus dem Fall Konsequenzen gezogen werden. «Wir fordern, dass der Vorfall mit den Schülerinnen und Schülern besprochen wird und sie so auf das Thema Rassismus sensibilisiert werden», sagt Anna Miotto. Auch über das Vorgehen der Schulleitung – oder zumindest über das, was darüber in den Medien zu lesen war – ist die Juso wenig erfreut. Anstatt zu benennen, dass es sich ganz klar um problematische Bücher handle, habe die Schulleitung gegenüber den Medien nur verlauten lassen, dass das Buch «ein gewisses Alter» erreicht habe, sagt Timo Räbsamen, Präsident der Juso des Kantons St. Gallen.

«Einmal mehr sehen wir, wie Rassismus verharmlost wird und die Institutionen des bürgerlichen Staates ihn stützen, anstatt ihn klar zu benennen und aktiv zu bekämpfen.»

Weiter werde zwar gesagt, man überprüfe im nächsten Jahr alle Schulbücher. Davon, dass das Schulbuch sofort nicht mehr verwendet werde, sei keine Rede.

Unvollständige Darstellung des Sachverhalts

Peter Mayer, Schulleiter des Kirchplatzschulhauses, widerspricht den Anschuldigungen der Juso jedoch. Die Passagen, in denen die Schulleitung in den Medien zitiert wurden, seien unvollständig und zeigten nicht den ganzen Sachverhalt. «Ein genaueres Nachfragen seitens der Medien oder letztlich der Juso hätte das Problem wohl bereits gelöst.» Dementsprechend fände er das Vorgehen der Juso unglücklich.

«Selbstverständlich wurde das entsprechende Heft mit dem rassistischen Inhalt sofort aus dem Verkehr gezogen», sagt Mayer. Dazu brauchte es allerdings keine Forderungen irgendeiner Partei. Bereits als man durch die Medienanfrage auf den Inhalt des Lesehefts aufmerksam gemacht worden sei, habe man unverzüglich gehandelt. Auch bezüglich der Forderung der Juso, den Vorfall und Inhalt des Buchs zu thematisieren, hat die Schule ihre Hausaufgaben bereits gemacht. «Wir haben das selbstverständlich in der Klasse diskutiert», sagt der Schulleiter.

Den Vorfall habe man ausserdem zum Anlass genommen, nicht nur mit den Fünftklässern, sondern mit allen Schülern über die Thematik zu diskutieren. Und auch im Lehrerteam sei der Vorfall besprochen worden, um Ähnliches künftig zu verhindern. Darüber hinaus bestehe in Wil auch ein reger Austausch zwischen den Schulleitungen, so dass auch diese bereits informiert worden seien, sagt Mayer.