Im 2014 jährt sich der Beginn der diplomatischen Beziehungen zwischen Japan und der Schweiz zum 150. Mal. Atsuko und Christof Lampart-Fujii aus Bronschhofen nehmen das Jubiläum zum Anlass, den schweizerisch-japanischen Kulturverein Yamato zu gründen.
WIL. Toyota, Sushi, Manga oder Karate: Das Wissen der Schweizerinnen und Schweizer über Japan ist meist marginal und diffus. Die Bevölkerung kennt den ostasiatischen Inselstaat zwar, nimmt ihn wahr, wenn eine Katastrophe wie jüngst der Reaktorunfall in Fukushima geschieht, und beobachtet, wie die japanischen Touristen durch die Folklore-Schweiz geschleust werden. Ansonsten bewegen sich die Kenntnisse über Japan oft auf einem bescheidenen Niveau. Die japanische Kultur ist dem überwiegenden Teil der Schweizer Bevölkerung fremd. Dies möchten Atsuko und Christof Lampart-Fujii ändern. Das Ehepaar aus Bronschhofen gründet darum demnächst den schweizerisch-japanischen Kulturverein Yamato.
Der Begriff Yamato steht für das ursprüngliche, das «reine» Japan. Yamato bedeutet übersetzt aber auch «Grosse Harmonie». Atsuko und Christof Lampart-Fujii möchten die Schweizer und die Japaner denn auch einander näherbringen, die Begegnung und das gegenseitige Verständnis fördern. «Der interkulturelle Dialog ist uns sehr wichtig», sagt Atsuko Lampart-Fujii. Sie sieht den Austausch als Kernaufgabe des Vereins. Bis anhin, hat Atsuko Lampart-Fujii festgestellt, existiert der Kontakt zwischen den Kulturen nicht wirklich. Es gäbe zwar ein Netzwerk von in der Ostschweiz lebenden Japanerinnen und Japanern, ergänzt Ehemann Christof Lampart, dieses beschränke sich allerdings mehr oder weniger auf eine Adresskartei.
Den beiden liegt es aber fern, dieses Netzwerk nun einfach zu aktivieren und den Verein als geschlossene Gesellschaft der Japaner zu organisieren. Im Gegenteil. Sie wünschen sich ausdrücklich, dass auch Schweizer beitreten. Die Vereinssprache ist denn auch Deutsch. Dies ist in den Statuten festgeschrieben. Erste Interessenten haben sich bereits gemeldet, sowohl Japaner als auch Schweizer.
In diesem Jahr bestehen die diplomatischen Beziehungen zwischen Japan und der Schweiz seit 150 Jahren. Aus Anlass des Jubiläums besuchte Bundespräsident Didier Burkhalter den japanischen Kaiser Akihito und dessen Frau Michiko, die in ihrer Jugend auch schon in der Ostschweiz Ferien machte. Auch Atsuko und Christof Lampart-Fujii sehen das Jubiläum als günstigen Moment, den Austausch der beiden Völker durch kulturelle Anlässe wie Konzerte, Ausstellungen oder die Teilnahme an interkulturellen Festen und Exkursionen zu intensivieren. Dabei wird den Schweizern nicht das Postkarten- oder Touristen-Japan vorgestellt, sondern das traditionelle, archaische Japan.
«Wir möchten das echte, das unverfälschte Japan aufzeigen, die authentische Kultur weiter- geben», sagt Christof Lampart. Qualität wird darum im Verein höher gewichtet als Quantität. Erstmals an die Öffentlichkeit tritt «Yamato» beim Wiler Spielfest vom 29./30. März mit einem Origami-Stand. Der Verein soll aber auch Anlaufstelle für zugezogene Japaner in der Schweiz sein, um ihnen Hilfe zu Selbsthilfe im fremden Land zu bieten. Auch Schweizer, die nach Japan auswandern, können sich an den Verein wenden.
Hin und wieder wird Atsuko Lampart-Fujii von einem Landsmann oder einer Landsfrau mit der Bitte um Informationen angerufen oder per E-Mail kontaktiert. Da sie regelmässig bei Hochzeiten dolmetscht und an interkulturellen Festen kocht, ist sie bei ihren Landsleuten mittlerweile eine feste Grösse. Um Missverständnisse auszuschliessen, hätte sie sich selbst ebenfalls eine solche Informationsstelle gewünscht, als sie durch ihre Heirat vor 22 Jahren in die Schweiz kam. Weil ihr ausserdem der interkulturelle Austausch sowie die gegenseitige Verständigung am Herzen liegen, trug sie sich schon lange mit dem Gedanken, einen Verein zu gründen. Am 8. März ist es so weit: Die Gründungsversammlung findet ab 10 Uhr im Restaurant Lindenhof Wil statt. Atsuko Lampart-Fujii wird höchstwahrscheinlich als erste Präsidentin amten. Das Logo, das sie am Gründungsmorgen präsentiert, wird gegenwärtig übrigens von der international bekannten Kalligraphie-Meisterin Midori Terajima erstellt.