Integration dank der Olympiade?

Was denken Jugendliche bezüglich der integrativen Wirkung der Olympischen Spiele? «To build a better world through sports» lautet die Maxime des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

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Was denken Jugendliche bezüglich der integrativen Wirkung der Olympischen Spiele?

«To build a better world through sports» lautet die Maxime des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Der Gründer der neuzeitlichen Olympischen Spiele, Baron Pierre de Coubertin, sah in der Wiederbelebung der antiken Olympischen Spiele eine Chance, die Nationen der Welt einander näherzubringen, um nationale Egoismen zu überwinden und zum Frieden und zur internationalen Verständigung beizutragen. Damals wie heute also strebt das IOC in offiziellen Kundgebungen nach einer besseren, friedlicheren Welt durch vereinenden Sportgeist.

Ansichten junger Menschen

Sport wird oft mit Jugendlichkeit verbunden, daher haben sich die Mitarbeitenden der Jugendarbeit Wil über das Thema «Olympia und Integration» mit Wiler Jugendlichen unterhalten. Im folgenden sind die Ansichten junger Leute zu lesen, die ansonsten kaum medial zu Wort kommen.

Kein einziger der befragten Wiler Jugendlichen sieht einen eigentlichen Zusammenhang zwischen Olympia, Sport und Integration. Ein 17jähriges Mädchen beispielsweise kann sich gar nicht vorstellen, in welcher Weise Sport zur Integration beitragen könnte. Eine andere befragte 15jährige Person glaubt nicht an einen nachhaltigen Effekt: «Innerhalb des Turniers sind alle Teilnehmenden angemeldet, es bestehen Regeln, und so entsteht etwas mehr gegenseitiges Vertrauen. Die Olympischen Spiele schaffen es aber nicht, dass sich die Leute auch ausserhalb des Turniers genau gleich vertrauen.» Auf die Frage, ob Sport verschiedene Kulturen und Menschen näherbringen kann, antwortet der 16jährige Dado, selber Fussballspieler, differenziert: «Nicht unbedingt. So sind wir beim Fussball während des Spiels schon Gegner, aber wenn das Spiel vorbei ist, dann versöhnen wir uns wieder und wünschen uns auch eine schöne Saison und viel Erfolg. Beim Eishockey hingegen gab es nach jedem Spiel, das ich gesehen habe, eine Schlägerei.»

Andere Jugendliche begründen den gegenseitigen Respekt in der Religion, wie beispielsweise der 15jährige Diamant, der Krafttraining betreibt: «Im Koran steht auch, dass man seine Mitmenschen respektieren muss. Man soll nicht andere Religionen beleidigen, weil man dann die eigene auch beleidigt.» Auch eine 17jährige Wiler Jugendliche sieht nicht Sport als zentrale Integrationskraft, sondern die Lockerheit der Menschen: «Die Leute müssen lockerer werden, um aufeinander zuzugehen, unabhängig ihrer Nation. Wenn man lockerer ist, dann spricht man mehr mit fremden Leuten. Um lockerer zu sein, muss man aber selbstsicherer werden.» So lässt sich bei ihr zusammenfassen, dass Selbstsicherheit die Integration vereinfacht. Die Frage ist, ob Sport die Selbstsicherheit stärken kann? Während einige der befragten Wiler Jugendlichen die Anerkennung der Zuschauerinnen und Zuschauer als Bestärkung und Niederlagen als Herausforderung sehen, empfindet eine 15-Jährige den Wettkampf als belastend, da sie Angst vor einer Niederlage habe. Es scheint also wesentlich zu sein, wie Gewinnen beziehungsweise Verlieren erlebt und verarbeitet wird, um aus der sportlichen Leistung Selbstsicherheit zu schöpfen, halten die Mitarbeitenden der Jugendarbeit Wil fest.

Spass als wichtigster Aspekt

Alle befragten Jugendlichen stellen den Spass am Spiel vor Sieg, Ruhm und Anerkennung. Die eigenen Grenzen zu spüren, ist bei vielen die sportliche Treibkraft.

Die Leistungen an den Olympischen Spielen begeistern einen 12jährigen Knaben: «Es ist eine Freude zu sehen, was die Athleten erreichen, beispielsweise beim Hochsprung. Das ist schon eigentlich wie ein Wunder.» Diese Ambitionen jedoch, kombiniert mit den biologischen Grenzen des Menschen, haben nicht selten Dopingfälle hervorgebracht. Einigen Wiler Jugendlichen ist dieser Druck durchaus bewusst: «Ich kann mir vorstellen, dass man sich dopt, wenn man unbedingt gewinnen will», wurde etwa geäussert. Jugendarbeit Wil