Nach Micarna-Entscheid: Industriezone in Bütschwil-Ganterschwil sucht Firma

Mit der Micarna entschied sich bereits das zweite grosse Unternehmen gegen den Standort im Lerchenfeld in Bütschwil-Ganterschwil.

Lara Wüest
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Für Ostschweizer Landwirte wäre er eine Chance gewesen und für die Ostschweizer Hühner hätte er das Leid verkleinert, der Geflügelschlachthof der Micarna in Bütschwil-Ganterschwil. Die Bauern hätten ihre Geflügelproduktion steigern können, die Hühnchen hätten kurze Transportwege gehabt vor ihrem Ende. Doch die Micarna entschied sich gegen den Standort im Gebiet Lerchenfeld und für denjenigen in Courtepin im Kanton Freiburg. Oder besser gesagt, sie entschied sich dafür, den bestehenden Standort dort auszubauen. Nicht nur für die Tiere und Bauern ist dieser Entscheid ein einschneidender, sondern auch für die Gemeinde Bütschwil-Ganterschwil. Denn sie hat Grosses vor mit dem Gebiet Lerchenfeld: Sie möchte es zu einem Wirtschaftsschwerpunkt im Toggenburg entwickeln. Die Gemeinde soll dadurch auch als Wohnort attraktiver werden, weil zahlreiche neue Arbeitsplätze entstehen. Mit dem Micarna-Betrieb hätten 200 neue Stellen geschaffen werden sollen.

Der Fleischverarbeitungsbetrieb der Migros ist nicht das erste Unternehmen, das sich gegen das Lerchenfeld als Standort entscheidet. Mitte Jahr teilte auch die Kuhn Back & Gastro AG mit, dass sie den Neubau für ihre Produktion in Brunnadern realisieren will und nicht wie geplant in der Industriezone in Bütschwil-Ganterschwil. Von den drei Firmen, die offen ihr Interesse an diesem Standort kundtaten, hat sich nun bloss eine im Lerchenfeld angesiedelt: die Güntensperger Käserei mit ihrem Käsereireifungslager. Nun stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll, mit dem Gebiet. Und ob ein Wirtschaftsschwerpunkt nach wie vor realistisch ist.

Gemeinde hält an ihren Plänen fest

Der Gemeindepräsident von Bütschwil-Ganterschwil, Karl Brändle, ist nach wie vor vom Standort überzeugt. Zwar bedauert er den Entscheid der Micarna, doch die Pläne für das Lerchenfeld, sagt er, die hätten sich nicht geändert. Da das Gebiet an der Hauptverkehrsachse durch das Toggenburg liege und an das nationale Verkehrsnetz und den öffentlichen Verkehr angeschlossen sei, sei die Industriezone zur Ansiedlung von Unternehmen attraktiv. «Letztlich waren es bei der Micarna und bei der Kuhn Back & Gastro AG ja keine Entscheide gegen den Standort, sondern unternehmerische Fragen, die den Ausschlag gaben», sagt er.

Und womöglich laufen im Hintergrund bereits wieder Gespräche mit neuen Firmen. Gemäss Brändle gehen die meisten Anfragen jedoch zuerst an die Grundeigentümer und nicht an die Gemeinde. Konkret sei noch nichts, sagt er. Nur so viel ist bisher klar: «Publikumsintensive Betriebe sind in diesem Gebiet nicht vorgesehen.» Nach wie vor sei gedacht, dass sich Handwerks- oder auch Hightechbetriebe ansiedelten.

Schon bald will die Gemeinde nun mit der Erschliessung des Gebietes beginnen. «Da die Micarna nicht kommt, können wir unter anderem die verkehrs- und abwassertechnische Erschliessung, beispielsweise auch die Prüfung des Verkehrsknotens Lerchenfeld, angehen», so Brändle.

Eher für kleinere Betriebe attraktiv

Wie das Lerchenfeld einst konkret aussehen wird und wie lange es dauert, bis es komplett realisiert ist, bleibt aber vorerst offen. Ein paar Jahre dürfte es aber noch dauern. Daniel Blatter, Geschäftsführer des Vereins Region Toggenburg, rechnet mit «fünf bis zehn Jahren». Dass erneut ein so grosser Betrieb wie die Micarna Interessen zeigen könnte, glaubt er eher nicht. «Das war ein Glücksfall.» Ausschliessen will er zwar nichts. Aber kleinere Betriebe, mit 20 bis 25 Arbeitsplätzen, seien leichter für einen solchen Standort, zu gewinnen, so Blatter.