Was für Gourmets der Gault Millau und für Filmfans der Oscar, ist für die Medizin der Leading Medicine Guide. Den Sprung in den Kreis der 30 Top-Ärzte der Schweiz hat es mit Gabriel Schär auch ein gebürtiger Wiler geschafft.
AARAU/WIL. Der Leading Medical Guide (LMG) des gleichnamigen, mehrsprachigen Informations- und Klinikportals benennt jeweils die 30 besten Mediziner eines Landes. Unter ihnen befindet sich seit Ende Dezember 2011 auch Gabriel Schär.
«Ich war total überrascht, als ich informiert wurde, dass ich nun dazu gehöre», erklärt Schär am Telefon. Der Spitzenmediziner arbeitet seit 15 Jahren an der Frauenklinik des Kantonsspitals Aarau. Dort ist der gebürtige Wiler als Chefarzt der Frauenklinik sowie als Chefarzt der Urogynäkologie und des Beckenbodenzentrums tätig. Kurz vor Weihnachten wurden ihm und seinem ebenfalls am Kantonsspital tätigen Kollegen Stephan Bodis die LMG-Urkunden anlässlich einer Feier im Kantonsspital Aarau überreicht.
Doch was bedeutet eine solche Auszeichnung konkret für einen Mediziner, der sozusagen schon alles erreicht hat? Bringt eine solche Auflistung dem Arzt mehr Anerkennung? Rückt dies die Klinik sogar in eine vorteilhaftere Position, wenn es darum geht, ein besseres Budget mit der aargauischen Regierung auszuhandeln? Beinahe glaubt man «sehen» zu können, wie Gabriel Schär am Telefon lächelt. «Mehr Anerkennung? Mag sein, aber dass ich für meine Klinik dadurch mehr Geld zur Verfügung hätte, wäre mir neu.» Mit Sicherheit bringt die Aufnahme im Verzeichnis der Top-30-Mediziner der Schweiz aber mehr Aufmerksamkeit bei den potenziellen Patienten. «Wird man auf einer solchen Liste erwähnt, weckt das natürlich eine gewisse Erwartungshaltung bei jenen, die sich in der Frauenklinik operieren lassen. Wer auf so einer Liste steht, der muss einfach eine spitzenmässige Behandlung liefern – das ist aber ein Anspruch, an dem ich mich gerne messen lasse», sagt Gabriel Schär.
In Aarau gefällt es Schär und seiner Familie nicht nur beruflich, sondern auch privat gut, wenngleich es «doch ziemlich viel Nebel hat» und er «ab und zu die Nähe zum Bodensee vermisst».
Aber warum arbeitet ein Mann mit seinen Qualitäten nicht in der Ostschweiz? Ein Top-Mann seiner Klasse fände doch sicherlich auch hier eine adäquate Anstellung. «Ich hätte schon gerne hier als Mediziner gearbeitet. Als ich in meinem mittleren Karrierealter angelangt war, war am Kantonsspital St. Gallen jedoch keine passende Stelle für mich frei. Und das mit Aarau hat sich einfach so ergeben.» Ein Stück weit also Zufall.
Und in Wil wollte er nie arbeiten? «Natürlich wäre es schön gewesen, direkt in der Heimat zu wirken. Aber das Spital Wil hat offen gesagt – und das soll keineswegs abwertend klingen – nicht die Möglichkeiten, die mir aufgrund meiner universitären Ausbildung vorschwebten.»