Holz, Handwerk und Hightech: Lehrlinge der Schreinerei Fust in Wil bereiten sich auf Wettbewerb vor

Von der Planung bis zum fertigen Produkt: Beim Schreinerlehrlingswettbewerb geht es um Ästhetik sowie genaustes Arbeiten. Das zeigt ein Einblick in die Schreinerei Fust in Wil.

Annina Quast
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Mit viel Genauigkeit und Gefühl: Fust-Lehrling Jan Meier arbeitet an seinem Massivhoztisch. Bilder: Annina Quast

Mit viel Genauigkeit und Gefühl: Fust-Lehrling Jan Meier arbeitet an seinem Massivhoztisch. Bilder: Annina Quast

Der Holzleim wird vorsichtig in die Löcher gespritzt, dann die Halterung mit ruhigen Händen zusammengesteckt, bevor die Zwingen dem Eichenholz den nötigen Druck zum Trocknen geben. Konzentriert arbeitet der Lehrling Jan Meier an dem ausziehbaren Massivholztisch in der Schreinerei Fust in Wil. Mit dem selbstentworfenen Möbel nimmt der 18-Jährige an einem schweizweiten Lehrlingswettbewerb teil. «Nun muss ich die Teile nur noch sauber zusammenfügen, dann steht der Tisch», sagt Meier.

Während er sich mit seiner Arbeit bereits in den letzten Zügen befindet, müssen einige seiner Mitstifte nochmals zum Schraubenzieher greifen, denn am 6. April findet die erste Ausscheidung in den Olma-Hallen St. Gallen statt. Rund 70 Möbel werden dort von einer Fachjury auf Funktionalität und Genauigkeit geprüft. Die drei bestbewerteten Möbel werden an der Frühlings- und Trendmesse Offa ausgestellt, wo die Besucher ihre Stimmen abgeben dürfen. «Dort spielt dann die Ästhetik natürlich eine grössere Rolle», so Meier.

Möbel des Wettbewerbs gehören den Lehrlingen

Pläne zeichnen, Material auswählen und am Ende der Bau – die Eigenregie der Lernenden wird im Wettbewerb vorausgesetzt. Die Schreinerei Fust unterstützt die Teilnehmer ihres Betriebes mit zwei Drittel der Material- und Maschinenkosten, die Arbeit am Produkt findet jedoch in der Freizeit statt. «Durch die Herstellung meines Tisches habe ich sehr viel gelernt, was ich für die Zwischenprüfung im 3. Lehrjahr brauchen kann», sagt Meier. Nach dem Wettbewerb sind die Möbel Eigentum der Lernenden,

Jan Meiers Tisch wird das heimische Esszimmer schmücken. «Mein Zimmer ist eher klein. So habe ich gleich in einem Jahr die Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke meiner Eltern abgedeckt», sagt Meier und schmunzelt.

Frauen im Handwerk

Auch Urs Lenzlinger, Lehrlingsausbildner, unterstützt die Idee des Wettbewerbes: «Es ist keine Pflicht teilzunehmen, wird jedoch durchaus als Ziel gesetzt.» Aber nicht nur Eigenverantwortung wird bei Fust grossgeschrieben, auch die Lehrlingsausbildung ist ein Schwerpunkt der Möbelschreinerei. Ganze 15 Lernende absolvieren ihre Lehre in der Schreinerei, sieben weitere lernen Zeichnerin oder Zeichner. Somit besteht rund ein Drittel der Angestellten aus Lehrlingen. «Fachkräftemangel ist ein grosses Thema im Handwerk. Durch die vielen Ausbildungsplätze versuchen, wir dagegen vorzugehen», sagt Lenzlinger.

Urs Lenzlinger Lehrlingsausbildner Fust Wil

Urs Lenzlinger Lehrlingsausbildner Fust Wil

Aber nicht nur herrscht Fachkräftemangel. Der Frauenanteil zieht zwar zunehmend an, gross ist er jedoch noch lange nicht.

«Wir haben nun eine Lehrtochter. Ich hoffe aber auf mehr interessierte Mädchen in Zukunft.»

Durch die natürlichen Neigungen seien Frauen oftmals genauer und täten dem Teamgeist gut. Das Handwerk sei zwar ein körperlicher Beruf, aber «durch die heute vielseitigen einsetzbaren maschinellen Hilfen ist dies kein Problem», bekräftigt Lenzlinger.

Computergesteuerte Maschinen verändern Beruf

Denn neben der Akademisierung hat der Einzug der Hightech-Maschinen ebenfalls Veränderungen in den Schreinerberuf gebracht:

«Neben dem traditionellen Handwerk lernen die Stifte nun auch Programmieren, um die Maschinen richtig bedienen zu können.»

Ein Schreiner arbeitet heute also nicht mehr nur mit Hammer und Nagel, sondern ebenfalls mit digitalen Mitteln.

«Als Lehrlingsausbildner probiere ich stets, die Stärken in den Veränderungen der Jugendlichen zu finden und sie dort abzuholen», sagt Lenzlinger. So werde das Handwerk auf keinen Fall vernachlässigt, in den fachlichen Kompetenzen probiere man aber mit computergesteuerten Maschinen und traditionellem Handwerk parallel zu fahren. Auch wenn sich der Arbeitsvorgang laufend ändert, der Werkstoff Holz bleibt dem Schreiner auch in der Welt der Digitalisierung erhalten.