Grossevents
Mit ABBA aus dem Corona-Blues: Der Flawiler Martin Tscharner holt die grossen Shows zurück in die Schweiz

Auch wenn die Pandemie für den Grossevent-Veranstalter aus der Region Wil weniger prekär war, als man meinen könnte: Aller Neuanfang ist schwer. Mit einer ABBA-Show möchte Martin Tscharner wieder durchstarten.

Jochen Tempelmann
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Stehen bald in der Schweiz auf der Bühne: Die vier ABBA-Darstellerinnen und -Darsteller von «Thank You for the Music».

Stehen bald in der Schweiz auf der Bühne: Die vier ABBA-Darstellerinnen und -Darsteller von «Thank You for the Music».

Bild: PD

«Für uns war die Pandemie eine ruhige Zeit», sagt Martin Tscharner. Mit seinem Verein Nicetime macht er, was wenige wagen: Der Flawiler holt grosse ausländische Shows und Musical-Produktionen in die Schweiz. Während eine Band-Tournee Zehntausende Franken kostet, kostet eine Musical-Tour bis zu einer Million. Angesichts dessen blickt der Grossevent-Veranstalter überraschend entspannt auf die Coronapause zurück. Dennoch freut er sich, bald mit der ABBA-Story wieder die grossen Säle der Schweiz bespielen zu können.

Pandemie oder nicht: Ein Hochrisikogeschäft

«Das Risiko ist enorm», erklärt Tscharner, auch ohne Pandemie. 2015 holte sein Verein das Blues-Brothers-Musical aus dem Londoner Westend in die grössten Messehallen der Schweiz. «Es ist bei jeder Produktion die Frage, ob wir am Ende bei null stehen», sagt Tscharner. Bei den Blues Brothers ging die Rechnung auch ohne Pandemie nicht auf. Hätte er nicht finanziell ausgeholfen, hätten die Reserven des Vereins nicht ausgereicht.

«Wenn ungewiss ist, wie viel Publikum kommt, macht uns das mehr Angst, als wenn wir wissen, dass wir etwas absagen müssen», sagt Tscharner. Dass Grossevents ohnehin nicht möglich waren, hat die Entscheidungen für Nicetime daher erleichtert. Zwar habe man Events verschoben, dass dadurch aber einmal eine Saalmiete zusätzlich angefallen ist, war nur ein kleiner Wermutstropfen: Eine schlecht besuchte Veranstaltung wäre viel schlimmer gewesen.

Die Rückkehr ist nicht einfach

Das Aufwachen aus dem pandemiebedingten Dornröschenschlaf bleibt dennoch eine Herausforderung. Während Nicetime einkauft, was auf der Bühne passiert, gibt es dahinter viel zu organisieren. Tourbus, Kostümreinigung, Verpflegung, Sicherheit, Ticketing, Technik, um nur einige der Aufgaben zu nennen – jede Tour braucht eine Menge Personal.

Der Flawiler Martin Tscharner bringt seit 25 Jahren grosse Shows auf die Bühnen der (Ost-)Schweiz.

Der Flawiler Martin Tscharner bringt seit 25 Jahren grosse Shows auf die Bühnen der (Ost-)Schweiz.

Bild: Belinda Schmid

«Wir hatten seit der Pandemie mehr Mühe, den nötigen Staff zu finden», sagt Tscharner. Viele hätten sich während der Pandemie andere Berufe gesucht. Tscharner sagt: «Es dauert bestimmt noch zwei bis drei Jahre, bis sich das Eventbusiness wieder normalisiert hat.» Daher organisiert Nicetime vorerst nur eine Tournee im Jahr statt zwei.

ABBA funktioniert auch heute noch

2022 führte Nicetime wieder die erste Tour nach Corona durch, die Elvis-Show, geplant für 2020, wurde nachgeholt. Tscharner bezeichnet sie als den Umständen entsprechend erfolgreich. Dieses Jahr folgt die nächste Tour, die eigentlich schon hätte stattfinden sollen: Schon zum zweiten Mal holt Tscharner «Thank You for the Music», eine ABBA-Show aus Berlin, in die Schweiz.

«Es gibt viele ABBA-Shows», sagt Tscharner, «aber diese Produktion ist die einzige, in der auch die Geschichte von ABBA erzählt wird.» Mit szenischen Schauspieleinlagen und dem deutschen Moderator Uwe Hübner als Erzähler verspricht sich Tscharner den nächsten Erfolg. «ABBA hat einfach gute Musik gemacht. Die Lieder funktionieren auch nach fünfzig Jahren», sagt der Veranstalter.

Neben Zürich, Basel und Bern steht auch die Ostschweiz im Tourkalender der ABBA-Show. Am 7. Mai gastiert «Thank You for the Music» im Pentorama Amriswil, am 11. Mai in der Stadthalle Wil.