Franz Fischli zwischen Nord- und Südpol

Bootsbauer Franz Fischli aus Schwarzenbach wirkte als Fachberater und Mentor für 14 Bülacher Kantonsschüler im Rahmen des projektorientierten Lernens. Gebaut wurden zwei Katamarane. Am Samstag wurden die Boote auf dem Zürichsee zu Wasser gelassen und auf Südpol und Nordpol getauft.

Marlies Reutimann
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Franz Fischli (rechts) konstruierte mit Kantonsschülern aus Bülach zwei Katamarane. Mit einer Grillparty feierten die Schüler mit Lehrer Martin Pfister (3. v. r.) am Zürichsee die Schiffstaufe.(Bild: Marlies Reutimann)

Franz Fischli (rechts) konstruierte mit Kantonsschülern aus Bülach zwei Katamarane. Mit einer Grillparty feierten die Schüler mit Lehrer Martin Pfister (3. v. r.) am Zürichsee die Schiffstaufe.(Bild: Marlies Reutimann)

Langsam gleitet die «Südpol», ein kleiner Katamaran für drei Personen, zum Landungssteg Landiwiese am Zürichsee. Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht sitzt der Hobbybootsbauer Franz Fischli aus Schwarzenbach an Bord, neben ihm der Bülacher Kantonsschüler Nicolas Mrowietz.

Es ist windstill, weshalb der Katamaran von einem Motorboot durch das tiefblaue Wasser gezogen wird – gesteuert von Martin Pfister, Lateinlehrer an der Kantonsschule Zürcher Unterland. Mit Applaus begrüssen die Wartenden die ankommenden «Seefahrer». «Junge Männer, ihr habt tolle Arbeit geleistet», lobte Martin Pfister, der es sich nicht nehmen liess, die Boote mit Schaumwein aus einer goldigen Flasche zu taufen. Die Katamarane mit den Verkehrsnummern TG 9782 und TG 9781 tragen die Namen Nordpol und Südpol. Hintergründiges Detail: Im Namen ist das Kürzel des Projekts «pol» (projektorientiertes Lernen) versteckt. Zu den Gästen gehörte, als Sponsor, Roland Böni. «Meine Frau und ich sind mit der Familie eines Schülers befreundet und lernten auf diesem Weg das Projekt kennen», berichtete der Bülacher. «Normalerweise befassen sich die Kantonsschüler mit intellektuellen Fragen. Bei dieser Aufgabe lernten sie mit Köpfchen und Händen zu arbeiten», begründete er sein Engagement. «Als grössten Lerneffekt sehe ich, dass wir das Ziel nie aus den Augen verloren haben», sagte der 16-jährige Schüler Nicolas Mrowietz. «Wir mussten lernen, Zweifel zu überwinden und stets weiter zu arbeiten.» Einig sind sich die Schüler, dass es Spass gemacht hatte, mit Franz Fischli zu arbeiten und von ihm zu lernen.

Begeisterung abseits der virtuellen Welten

Die Zusammenarbeit mit den Schülern, die allesamt Laien sind, war anspruchsvoll aber auch eine grosse Freude, blickte Fischli zurück. «Zu erleben, dass junge Leute sich durchaus für ein Projekt abseits von virtuellen Welten begeistern, freut mich ganz besonders», sagte er. Auch, dass die Schüler die Schiffstaufe vorverschoben hatten, damit er teilnehmen konnte, ehrt den Schwarzenbacher. «Zum ursprünglichen Termin wäre ich nämlich in den Ferien gewesen», sagte er. Als nächstes gelte es nun, die Finanzierung zu sichern, gelte es doch, budgetierte Ausgaben von 9000 Franken zu decken. Das zweite Anliegen ist, einen Göttiverein beziehungsweise einen Segelklub zu finden, bei dem die Boote zu günstigen Konditionen eingestellt werden können. «Daran müssen wir weiter arbeiten und aktiv sein», ist er sich bewusst.

Mit der Kora in die Ferien

Franz Fischli schätzte den Kontakt mit den Jugendlichen, denn er würde bei einem ähnlichen Projekt sofort wieder mitmachen. «Schön wäre es, wenn wir gemeinsame Ausflüge mit unseren selbstgebauten Schiffen machen könnten.» Momentan freut er sich aber auf seine Ferien, natürlich an einem See, dem wunderschönen Lac de Serre-Ponçon in Frankreich. «Der schönste See, den ich kenne», sagt Fischli. Dort wird er abschalten. Damit er nach der intensiven Zeit an der Bülacher Kantonsschule nicht in ein Loch fällt, nimmt er seine Kora, eine afrikanische Harfe, mit.