Fledermaus
100 neue Wohnungen auf Flawiler Landwirtschaftsbetrieben: Braunes Langohr soll Obdach finden

Die Initiative stammt vom Naturschutzverein Flawil, die Unterstützung kommt von sieben lokalen Landwirten, die ihre Obstgärten für Fledermausbehausungen zur Verfügung stellen. Heute Samstag wurden die ersten von 100 Kästen für Braune Langohre aufgehängt.

Andrea Häusler
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Silja Marano, Präsidentin des Naturschutzvereins Flawil, präsentiert die Nistkästen für den Gartenrotschwanz und die Fledermauskästen, in denen Braune Langohre Quartier beziehen sollen.

Silja Marano, Präsidentin des Naturschutzvereins Flawil, präsentiert die Nistkästen für den Gartenrotschwanz und die Fledermauskästen, in denen Braune Langohre Quartier beziehen sollen.

Bilder: Andrea Häusler

Rund 300 Hochstämme stehen auf dem Betrieb von Alois Schilliger in Niederglatt. Was dem Landwirt süsse Früchte für die Vermarktung beschert, ist gleichzeitig ein Schlaraffenland für jene heimische Fledermausart, deren Jagdgründe in den insektenreichen Kronen von Obstbäumen liegen: das Braune Langohr. Schilliger ist einer von sieben Flawiler Landwirten, die sich an der vom lokalen Naturschutzverein initiierten und vom Kantonalen Fledermauschutz-Beauftragten, René Güttinger, begleiteten Kasten-Aktion beteiligen. 30 Stück werden letztlich an seinen Bäumen hängen und als Tagquartier auf Obdach suchende Fledermäuse warten. Dies mit dem Ziel, die Ansiedlung des einst verbreiteten und heute gefährdeten Baumhöhlenbewohners zu fördern.

Mit Hammer und Leiter auf dem Landberg unterwegs: Peter Zahner aus Waldkirch demonstriert, wie ein Fledermauskasten angebracht wird.

Mit Hammer und Leiter auf dem Landberg unterwegs: Peter Zahner aus Waldkirch demonstriert, wie ein Fledermauskasten angebracht wird.

Je zehn weitere solcher Holzbeton-Wohnstuben werden auf den Höfen von Walter Brunner, Ruedi Hardegger, Klemens Gemperli und Werner Iten sowie bei Albert Egger in Wolfertswil aufgehängt. Hinzu kommen 15 Stück, die das Braune Langohr auf den Flawiler Landberg locken sollen. Landwirt Roman Stüdli war denn auch Gastgeber für den Informationsanlass vom Samstag, an dem der Nutzen der schwarzen Behausungen erläutert, aber auch zur richtigen Platzierung, Befestigung und Pflege der Kästen angeleitet wurde. Letzteres oblag dem Waldkircher Biobauern Peter Zahner, in dessen Obstgärten sechs Fledermausarten heimisch sind. Besonders wohl fühle sich das Braune Langohr in Birnbäumen, da sie höher sind als Apfelbäume und ihre Äste lockerer stehen. Ungeeignet seien hingegen die vielerorts anzutreffenden Niederstamm-Plantagen, sagte Zahner und begründete: «Der Schutznetze wegen.»

Nistkästen für den Gartenrotschwanz

Neben den Fledermauskästen für die «Vögel der Nacht» werden pro Betrieb zwei bis vier hölzerne Nistkästen für Gartenrotschwänze angebracht. Diese wurden von Lernenden der Flawiler Oberstufe im Auftrag des NVF gezimmert. Es sei ein langfristiges Projekt, sagte Feldornithologin Christina Lutz. Denn der Gartenrotschwanz brüte nach seiner alljährlichen Rückkehr aus dem Süden stets am gleichen Ort. Es werden deshalb dauern, bis die neuen Nistgelegenheiten angenommen würden. Für die Förderung des farbintensiven Singvogels können die Landwirte aber noch mehr tun. Peter Zahner sagte: «Gartenrotschwänze mögen Ruderalflächen, brachliegende, aufgelockerte Böden oder Gartenbeete.»

Die Fledermauskasten-Aktion ist das erste Projekt zur Verbesserung der Lebensbedingungen für Braune Langohre in Flawil. In Oberbüren laufen derzeit erfolgreiche Bestrebungen, Fledermausquartiere über Patenschaften zu finanzieren und in drei Obstgärten der Gemeinde anzubringen. Dort geschieht dies allerdings im Rahmen des Vernetzungsprojekts der Gemeinde.