Flawiler Gemeindepräsident Elmar Metzger: «Es wird ein Jahr des Umsetzens»

Grosse neue Projekte werden nächstes Jahr keine angerissen, sagt Gemeindepräsident Elmar Metzger, dafür Angefangenes zu Ende gebracht. Beschäftigen wird auch die Frage nach der Zukunft des Spitals.

Tobias Söldi
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Macht sich keine Neujahrsvorsätze: Gemeindepräsident Elmar Metzger. Bild: Tobias Söldi

Macht sich keine Neujahrsvorsätze: Gemeindepräsident Elmar Metzger. Bild: Tobias Söldi

Elmar Metzger, geht es im Gemeindehaus gegen Ende des Jahres besinnlicher zu und her als sonst?

Nein. Ende Jahr ist immer viel los. Es gibt Anfragen von Bürgern, die noch im alten Jahr bearbeitet werden wollen, es flattern viele Protokolle und Schreiben ins Haus, die verarbeitet werden müssen. In dieser Zeit legen wir auch die Löhne der Mitarbeitenden der Verwaltung fest. Ausserdem werden bereits viele Termine für die Monate Januar und Februar vereinbart.

Was sind Ihre Vorsätze fürs neue Jahr?

Ich nehme mir nie Vorsätze. Für mich ist die Jahresgrenze nicht starr: Der Übergang vom 31. Dezember auf den 1. Januar ist wie jeder andere, ausser, dass sich das Jahr ändert. Ausserdem setze ich mir das ganze Jahr über Ziele. Weil ich mit mir selbst recht streng bin, verfolge ich hartnäckig, was ich mir vornehme.

Mit welchem Gefühl blicken Sie auf das vergangene Jahr zurück?

Mit einem sehr guten. Wir sind verschont geblieben von grossen Unglücken oder Unwettern. Viele Ziele und Vorhaben, die wir uns vorgenommen haben, konnten wir erreichen beziehungsweise realisieren. Wir hatten zwei gute Bürgerversammlungen und eine Gemeindeabstimmung mit einem deutlichen Resultat. Mit der Fahrplanumstellung ist das öV-Angebot ein gutes Stück besser geworden, dafür haben wir jahrelang gekämpft. Flawil entwickelt sich gut.

Was ist nicht wie gewünscht verlaufen?

Das Kantonsstrassenprojekt Wiler- und St. Gallerstrasse. Hier ist das kantonale Tiefbauamt am Zug. Sie müssen die Einsprachen bearbeiten, was aber sehr schleppend passiert. Und es sieht nicht so aus, als ob es bald schneller vorangehen würde. Beim Geh- und Radweg zur Maestrani liegt der Fall ähnlich. Das Projekt ist fertig, wird vom kantonalen Tiefbauamt aber nicht aufgelegt. Das ist frustrierend.

An der Bürgerversammlung wurde aber auch der Steuerfuss um zwei Prozent gesenkt. Wirft das die Planung über den Haufen?

Nein. Ein Budget beinhaltet immer Unsicherheiten. Es ist möglich, dass das potenzielle Defizit von 350000 Franken durch Mehreinnahmen aufgefangen werden kann. Und selbst wenn ein Defizit resultiert, kann dieses durch das Eigenkapital gedeckt werden. Wir machen uns wegen der Steuersenkung keine zu grossen Sorgen.

Blicken wir nach vorne: Unter welches Motto würden Sie das kommende Jahr stellen?

Seitwärts. Es wird ein Jahr des Umsetzens. Wir haben nur wenige grössere Projekte in Vorbereitung, wollen aber viele angefangene Projekte vorwärtsbringen. Dazu zählen zum Beispiel der Bahnhofplatz, der Radweg Burgau, die Sanierung der Deponie Lehmtobel und des Entwässerungssystems Töbeli.

Ein grosses Thema wird 2019 sicher das Spital Flawil sein. Was wird 2019 bringen?

Das Spital wird uns das ganze Jahr über beschäftigen. 2019 wird das Jahr der Klärung. Dann sollten wir wissen, wo es langgeht.

Das Spital gehört dem St. Galler Spitalverbund. Was für Möglichkeiten hat die Gemeinde, Einfluss zu nehmen?

Der Entscheid liegt beim Kantonsrat. Wir können aber politisch Einfluss nehmen. Es gibt im Wesentlichen drei Varianten für die Zukunft unseres Spitals: Er besteht weiter mit einem veränderten Angebot. Ein privater Anbieter übernimmt – dafür muss die Immobilie verkauft werden, an die Gemeinde oder direkt an den privaten Anbieter. Die dritte Variante, eine leerstehende Immobilie, kann sich der Kanton kaum leisten, wenn andernorts teure Bettenstationen neu gebaut werden müssen.

Welche weiteren Projekte stehen 2019 an?

Die Gesamterneuerung des Bahnhofplatzes geht in die zweite Phase. Im Herbst wollen wir ihn einweihen, gemeinsam mit dem Neubau der Stiftung für Wohnungen mit Pflegeangebot, der gegenüber dem Bahnhof entsteht. Die Arbeiten im Töbeli und im Lehmtobel sind bereits gestartet und werden sicher bis 2020 andauern. Ein wichtiges Ereignis wird auch die Kantonsratspräsidentenfeier für Daniel Baumgartner im Juni werden.

Wie geht es 2019 mit dem Marktplatz weiter?

Im Frühling wird dem Gemeinderat das Vorprojekt vorgelegt. Wir bereinigen es in der Folge und hoffen, das Projekt Mitte Jahr der Bevölkerung präsentieren zu können.

Das Thema polarisiert.

Ja. Das Projekt beinhaltet viele Aspekte: unter anderem eine Tiefgarage, eine Markthalle beziehungsweise ein Kulturhaus, ein Hochwasserschutzprojekt und die Neugestaltung der Magdenauerstrasse. Entsprechend viele Leute sind am Projekt interessiert.

Die Zahl der Arbeitsplätze in Flawil sinkt seit zwanzig Jahren. Was ist das Problem?

Die Schwierigkeit ist, dass wir schlicht kein Industrieland mehr anbieten können. Dafür verlagern sich die Arbeitsplätze vermehrt in den Dienstleistungssektor. Die tendenziell sinkende Zahl an Arbeitsplätzen stärkt dafür den Wohn- und Lebensort Flawil. Die Leute wohnen hier, arbeiten aber in der Region, zum Beispiel in Uzwil, in Gossau, in St. Gallen oder gar in Zürich.

Was unternehmen Sie gegen diese Tendenz?

Die Hauptmassnahme besteht in der Pflege des Bestehenden. Wir wollen den ansässigen Fachgeschäften sowie den Gewerbe- und Industriebetrieben gute Rahmenbedingungen bieten und für sie ein offenes Ohr haben.

Was macht die Flawiler Identität aus?

Die Flawilerinnen und Flawiler sind stolz auf ihr Dorf. Darauf, dass wir unsere Eigenständigkeit bewahrt haben. Wir sind nicht Teil von Gossau oder Uzwil. Darum verbringen die Leute auch gerne ihre Freizeit hier und nutzen das kulturelle Angebot. Flawil ist zudem ein Dorf geblieben: Man kennt sich auf den Strassen, grüsst sich. Ausserdem haben wir hier eine gute Diskussionskultur. Wir streiten manchmal, haben richtige Abstimmungskämpfe, aber am Ende des Tages trinken wir trotzdem zusammen ein Bier.

Wohin orientiert sich die Bevölkerung?

Ganz klar Richtung Osten. Zur Arbeit fahren viele Flawilerinnen und Flawiler nach St. Gallen. Auch bei Kooperationen orientieren wir uns entsprechend. Flawil ist zum Beispiel Teil der Kesb Region Gossau und des Sicherheitsverbundes der Region Gossau. Es gibt aber auch zahlreiche Verbindungen nach Westen, zum Beispiel, was den Wahlkreis oder die Medien anbelangt. Eine enge Zusammenarbeit pflegen wir auch mit Degersheim, nur schon wegen der geografischen Nähe.

Das Vereinsleben hat auch in Flawil zu kämpfen. Was unternimmt die Gemeinde?

Wir versuchen, die Freiwilligenarbeit in den Vereinen sichtbar zu machen und ihr Wertschätzung entgegenzubringen. Ausserdem leisten wir finanzielle Unterstützung, unter anderem in Form von Beiträgen zur Jugendförderung. Ein aktuelles Projekt, das auch den Vereinen zu Gute kommen wird, ist der Neubau der Turnhallen beim Oberstufenzentrum Feld. Ein Vorprojekt ist in Arbeit.