Flawil
Die Flawiler Kofferband packt die Koffer und verschwindet von den Bühnen – nicht wort- und nicht klanglos

Sie haben Welthits zu Comedynummern gemacht, Pop- und Rocksongs mit amüsanten Mundarttexten neu inszeniert und damit auf den Bühnen der Ostschweiz für akustisch-lustige Momente gesorgt. Am 4. März ziehen nun die fünf Mitglieder der Kofferband den Schlussstrich: mit einem Benefizkonzert in Flawil.

Andrea Häusler
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Die Kofferband in der aktuellen Besetzung, in der sie am 4. März den letzten Auftritt der Bandgeschichte bestreiten wird.

Die Kofferband in der aktuellen Besetzung, in der sie am 4. März den letzten Auftritt der Bandgeschichte bestreiten wird.

Bild: PD

Fast 6,3 Millionen Tonträger-Verkäufe, 33-mal Platin, 4-mal Gold: «Simply The Best» zählt zu den erfolgreichsten Alben von Rocklegende Tina Turner. Derlei internationale Auszeichnungen blieben der Comedy-Pop-Version «Diä stinked wie Pescht» zwar gleichermassen versagt, ebenso der Kofferband der grosse Geldsegen. Dennoch punktete die fünfköpfige Band aus Flawil in den vergangenen Jahren überregional mit inhaltlichem Witz und viel musikalischer Präsenz.

Und das freilich nicht nur mit dem Klassiker aus dem Repertoire der Rocklegende vom Zürichsee. Mit spitzzüngigem Humor ersetzte Songwriter Tobias Fischer den Originaltext so mancher Hits und Evergreens durch amüsante (Alltags-)Geschichten. So wurde aus Survivors «Eye Of The Tiger» die Wanderstory «Zwei uf em Eiger», aus dem Folk-Rock-Song «Hallelujah» die grundstückübergreifende Lovestory mit einer «Han e Thuja» und aus Zuccheros «Baila morena» das musikalische Drama «Mailand mue bräne».

«Cool» trotz Regen und Sprachbarrieren

«Es hat schon Spass gemacht», sagt Tobias Fischer, der – nebst Daniel Pataky – noch als einziges Gründungsmitglied der einst rein flawilerisch besetzten Band dabei ist. Damit meint er nicht nur das Covern der Songs, sondern auch die Publikumsevents. Und deren gab es zuhauf. Ein Highlight, sagt er, sei die Teilnahme am Kunst-, Kultur- und Einkaufswochenende «Isny macht blau» im Jahr 2017 gewesen: «Eine super Stimmung, obwohl die wenigsten Allgäuer unsere Dialekttexte verstanden.» Ohnehin sei der Spass stets die Triebfeder des kollektiven Musizierens gewesen.

Tobias Fischer, Songwriter der Kofferband.

Tobias Fischer, Songwriter der Kofferband.

Bild: PD

Man nimmt es Tobias Fischer ab. Spätestens dann, wenn er vom Auftritt am Weihern Openair Festival 2017 in St.Gallen schwärmt: «Wir spielten am Mittag. Ausser dem Eventpersonal und einigen Kolleginnen und Kollegen war kaum Publikum da. Aber es war cool.» Ähnlich «cool» wie die Präsentation der Coverversion des St.Gallerlieds zum Empfang des frisch gekürten Kantonsratspräsidenten Daniel Baumgartner im Juni 2019.

Nach Tod eines Mitglieds auf dem Prüfstand

Dass es die Kofferband damals überhaupt noch gab, ist nicht selbstverständlich. Der Tod von Akkordeonist und Keyboarder Roger Wallier im Sommer 2018 erschütterte nicht nur zutiefst seine musikalischen Wegbegleiter, sondern die Band in ihren Grundfesten. Zur Auflösung kam es zwar nicht, aber zu Wechseln in der Besetzung.

Solche hatte es in der Vergangenheit ab und an gegeben und machten das Unplugged-Quintett über die Jahre zur st.-gallisch-thurgauischen Truppe. Danou Meier, Dani Pataky, Tobias Fischer, Roger Wallier und Steffi Heer als Sängerin – das war die Kofferband von 2010. Beim Abschiedskonzert vom 4. März im Flawiler «Rössli» hingegen werden, nebst Fischer und Pataky, mit Gitarrist Martin Peter sowie den Sängerinnen Claudia Dutli und Laura Strasser drei Bandmitglieder aus dem Bodenseeraum auf der Bühne stehen.

Neuerlicher Abgang als Auflösungsgrund

Das Aus für die Koffer- oder eben Cover-Band, die einst aus der Musikformation Dito y los toritos hervorgegangen war, begründet Tobias Fischer mit dem Abgang von Martin Peter. «Auf einen neuerlichen Wechsel hatten wir nur mehr mässig Lust», sagt er.

Musik jedoch machen die fünf auch weiterhin: Dani Pataky bleibt Bassist der St.Galler Irish Folkband The Green Socks, Gitarrist Martin Peter lebt vermehrt seine Jazzleidenschaft und die Sängerinnen verfolgen – wie schon seit Jahrzehnten – gemeinsam ihre eigenen Projekte.

Und Tobias Fischer? Er möchte sein Trompetenspiel verbessern. «Ich bin tatsächlich dabei, ein neues Instrument zu lernen.» Geübt wird in der Harmoniemusik Flawil. Fischer sagt: «Es macht wirklich Spass.» Diesen wird er in den nächsten Tagen übrigens auch den Schnitzelbankfreunden der Ostschweiz bereiten. Dann, wenn er gemeinsam mit Christoph Ackermann als Alliglattohre um die Beizen zieht.