«Ferdinand» erzielt Hammerpreis

Gestern öffnete das Wiler Traditionshaus Rapp die Türen zur dreitägigen Auktion. Für 90 000 Franken kam eine Münze mit dem Abbild des Kaisers Ferdinand II. unter den Hammer. Heute und morgen werden seltene Briefmarken versteigert.

Ursula Ammann
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Auktionator Peter Rapp hatte bei der gestrigen Münzenauktion alle Hände voll zu tun. 250 Lose galt es zu versteigern. (Bild: Ursula Ammann)

Auktionator Peter Rapp hatte bei der gestrigen Münzenauktion alle Hände voll zu tun. 250 Lose galt es zu versteigern. (Bild: Ursula Ammann)

WIL. Der Mann im rosa Hemd hält eine weisse Karte mit seiner Bieternummer in die Höhe. «Zweiundfünfzigtausend», sagt Auktionator Peter Rapp durchs Mikrophon und zeigt in dessen Richtung. Doch schon wandert seine Hand zum nächsten, zum übernächsten, zum überübernächsten. In Sekundenschnelle schiesst der Preis nach oben. Noch einmal hebt der Mann im rosa Hemd die Karte. 70 000 Franken bietet er jetzt für dasselbe Los mit der Nummer 43 – eine Goldmünze aus dem Römisch-Deutschen Reich/Ungarn mit dem Abbild des Kaisers Ferdinand II. aus dem Jahr 1631. Die Wertzahl X ist eingeritzt. Rundherum wird weiter geboten. Für 90 000 Franken ersteigert schliesslich ein Telefonbieter das wertvolle Stück. Er wird für «Ferdinand» aber mehr zahlen, als «nur» die gebotenen 90 000 Franken, denn es kommen – wie bei jedem versteigerten Objekt – 22 Prozent Aufgeld dazu.

Der erzielte Preis ist auch für Marianne Rapp Ohmann, die Geschäftsführerin des Auktionshauses, eine «grosse Überraschung». Der geschätzte Verkaufspreis für die Münze lag bei 20 000 bis 30 000 Franken.

Nur ein Bieter für «Zarenmünze»

«Wir haben Fünfundsechzigtausend, bietet jemand mehr?», fragt Peter Rapp in den Saal, wo rund hundert Personen Platz genommen haben. Mittlerweile ist Los 68 an der Reihe. Dahinter verbirgt sich eine kostbare Münze aus Russland. Eine, die in nur 225 Exemplaren geprägt wurde. Eine, die Zar Nikolaus II. an hohe Würdenträger verschenkte. Doch im Saal bleibt es ruhig. Ebenso in den Telefonleitungen. Der Preis stagniert bei 65 000 Franken. Das Gebot ist vorgängig eingereicht worden. Die Versteigerung erfolgt unter Vorbehalt, dass noch eine Prüfung über den Bieter eingeholt wird.

Weiter geht es. Los für Los kommt unter den Hammer. Jenes mit Nummer 85 scheint begehrt. Es handelt sich um ein 100-Franken-Goldvreneli aus dem Jahr 1925. Fleissig wird geboten, auch online und am Telefon. Gerade eben ist ein Bieter aus der Leitung geflogen. Für einen Augenblick verharrt die Versteigerung bis die Verbindung wieder aufgebaut ist. Der Telefonbieter will dann aber doch nicht erhöhen. So geht die Schweizer Rarität an einen Bieter aus dem Saal. Für 14 000 Franken – exklusive Aufgeld, versteht sich.

Im Zelt vor dem Auktionshaus Rapp richtet sich bereits die Kapelle Enzian ein. In roten Appenzeller-Trachten und mit volkstümlichen Klängen empfangen sie am Abend die internationale und luxusverwöhnte Kundschaft des Auktionshauses. Es warten ein Dinner und einige Flaschen Champagner.

1,75 Mio. Franken am ersten Tag

250 Lose mit Tausenden Münzen, Medaillen und Banknoten wurden am gestrigen Auktionstag versteigert. Die Gesamtverkaufssumme betrug 1,75 Millionen Franken. Heute und morgen kommen seltene Briefmarken unter den Hammer. Darunter das «Basler Dybli». Zu den Auktionstagen werden insgesamt mehrere Hundert Sammler, Investoren und Händler aus aller Welt erwartet. Zudem beteiligen sich einige Tausend Telefon- und Internetbieter.

Marianne Rapp Ohmann mit der wertvollen «Ferdinand»-Münze. (Bild: pd)

Marianne Rapp Ohmann mit der wertvollen «Ferdinand»-Münze. (Bild: pd)