Im Sommer tritt er als Gemeinderat zurück. Ruedi Wehrli, parteilos, wird dann mehr als 26 Jahre Gemeinderat gewesen sein. Im Interview mit der Wiler Zeitung spricht er über die Freuden des Amtes und wieso er so lange im Amt blieb.
Ruedi Wehrli: Sehr gut. Ich denke, ich habe meine Pflicht erfüllt. Ich ziehe in eine Eigentumswohnung nach Wil, bereite also einen neuen Lebensabschnitt vor.
Wehrli: Ja. Sonst hätte ich diese Amtszeit bis Ende 2012 fertig gemacht. In drei Jahren werde ich auch als Lehrer in Kirchberg ordentlich pensioniert.
Wehrli: Eigentlich nie. Es ist ein wunderbarer Ausgleich zum Beruf. Auch Christoph Häne, unser Gemeindepräsident, ist nicht unschuldig, dass ich so lange im Amt blieb. Wir verstehen uns glänzend. Er hat immer gesagt, wenn jemand anders zurücktrat: Aber du bleibst noch, Ruedi.
Wehrli: Ich denke, wir haben die gleiche politische Haltung: sozial, wo nötig, aber auch hart, wenn es um Sachgeschäfte geht. Der Mensch (Bürger) steht bei uns immer im Zentrum.
Wehrli: Ich wurde erst im zweiten Wahlgang gewählt, und das mit vier Stimmen Unterschied. Das war speziell.
Wehrli: Ich war ein sogenannt «wilder» Kandidat. So etwas hat es früher in Kirchberg nicht gegeben. Ich hatte auch keine Gruppe mobilisiert, die mich unterstützte.
Wehrli: Ich habe mir damals gesagt: Man kann nicht wählen, wenn man keine Auswahl hat. Vorher hatten die Parteien quasi die Sitze untereinander ausgemacht, immer 7 CVP und 2 FDP.
Wehrli: Ja, nachher wurde ich immer sehr gut wiedergewählt. Auf Gemeindeebene spielt die Partei weniger eine Rolle, Persönlichkeit und Leistung sind zentral.
Wehrli: Nein, das werde ich auch nie. Ich lasse mich nicht gerne in ein Muster pressen. Das liegt in unserer Familie. Meine Mutter war schon ein offener Geist, meine Kinder sind es auch.
Wehrli: Die Amtszeit selber, die hat mir sehr viel Freude bereitet. Ich kenne mittlerweile jedes Grundstück, ich war schon in jedem Stall. Aber sicher ist die Sportanlage Sonnmatt mit Fussballplatz und Garderobe ein Höhepunkt, den ich als Präsident der Sportgenossenschaft mitverantwortet habe. Auch die Alterswohnungen Bärewiesli. Diese hatten wir alle vermietet, bevor überhaupt ein Bagger aufgefahren war.
Wehrli: Eigentlich nicht. Die grösste Herausforderung waren die Aufgaben als Tierschutzbeauftragter. Als zum Beispiel einmal ein Bauer mit der Gabel auf mich losging. Aber das waren Einzelfälle, die ich an einer Hand abzählen kann.
Wehrli: Im Jahr, das habe ich nachgerechnet, sind es etwa 220 bis 250 Stunden Arbeit. Ein Vorteil ist, dass ich wohne, wo ich arbeite, da spart man Zeit. Mein Arbeitstag beginnt immer morgens um fünf Uhr.
Wehrli: Ich fand es immer eine gute Grösse. Sonst müsste man mit Teilzeitpensen arbeiten. Für so ein Amt braucht man viel Zeit und ein sehr gutes Umfeld, also die Familie, die dahinter steht.
Wehrli: Ich bin 26 Jahre zu jeder Sitzung gerne gegangen, das sagt schon viel aus. Es ist eine so spannende und vielseitige Aufgabe. Klar hatten wir viele lautstarke Streitgespräche, aber es ging immer um die Sache. Nach jeder Sitzung gingen wir gemeinsam zum Essen, das war so wertvoll. Mir war immer wichtig, dass man Respekt voreinander hatte.
Wehrli: Der Kontakt mit Menschen, die sozial denken. Da spielen Gefühle eine Rolle. Bürgernähe ist mir ganz wichtig, deshalb wollte ich auch nie ins Kantonsparlament.
Wehrli: Überhaupt nicht. Ich engagiere mich weiterhin für den Nachwuchssport beim FC Wil. Und auch für soziale Projekte bin ich offen. Konkret ist noch nichts.
Wehrli: Der Gemeinderat hat immer die Zeichen der Zeit erkannt. Auch den Zusammenhang von Ökonomie und Ökologie war dem Rat immer wichtig.
Wehrli: Es sollte sicher eine Persönlichkeit sein, die Zeit und Freude hat, obwohl die Freude mit der Arbeit kommt. Unsere beiden jüngsten Ratsmitglieder sind überrascht, wie spannend die Arbeit ist. Es macht fast süchtig …
Interview: Sebastian Keller