Balzer Collenberg leitet seit Beginn des neuen Schuljahrs die Musikschule Degersheim – und er hat eine Vision.
Woher er stammt, das ist deutlich zu hören. Welches Instrument er spielt, das wird wohl nicht auf Anhieb zu erraten sein. Balzer Collenberg ist in Chur aufgewachsen. Er spielt Harfe. Die Musik spielt für ihn eine bedeutende Rolle in seinem Leben – bereits seit der Kindheit. Er stammt aus einer Familie, in der musiziert wurde. Im Laufe seiner Schulzeit war es für ihn klar, dass er sein berufliches Leben der Musik widmen möchte. Heute sind auch alle seine Geschwister Musiker. Balzer Collenberg reichte seine mannigfaltige Ausbildung im musikalischen Bereich jedoch nicht. Er absolvierte deshalb zusätzlich die Ausbildung zum Schulleiter. Denn, neben dem Musizieren wollte er Einblick in eine andere Materie haben. Seit diesem Sommer nun ist der Dreissigjährige als Schulleiter an der Musikschule Degersheim tätig. Er ist der Nachfolger von Trudi Stutz, die während mehr als 25 Jahren die Leitung innehatte.
Vor einigen Wochen trat Balzer Collenberg in Degersheim seine Stelle an. Das Pensum beträgt 40 Prozent. Grosse Veränderungen möchte – oder muss – er in nächster Zeit nicht vornehmen. «Es läuft hier gut», sagt er. Sein Ziel sei es, eine Musikschule für die breite Bevölkerung zu einem bezahlbaren Tarif zu leiten. Hier habe er eine gut funktionierende Schule mit einer Infrastruktur, die in die Volksschule eingebunden ist, vorgefunden. «Die Räumlichkeiten passen, die Umgebung stimmt, die Lehrpersonen sind motiviert und qualifiziert, die Arbeitsbedingungen sehr gut.»
Die Musikschule Degersheim scheint beliebt zu sein. 200 der 500 Schülerinnen und Schüler der Volksschule besuchen den Unterricht. «Das ist eine gute Quote.» Und, es sind nicht nur Kinder und Jugendliche, die unterrichtet werden: «Die Zahl der Erwachsenen ist steigend», erklärt er. Das sei ein Phänomen, das vielerorts festgestellt werde, aber in Degersheim sei es ausgeprägt. «Das zeigt mir, dass musiziert wird, weil man es gerne macht, weil es guttut». Wichtig ist ihm ebenfalls, dass die Musikschule keine elitäre Kultur-Institution, sondern ein Teil der Gemeinde ist. Die Vereine, die das kulturelle Leben in Degersheim gestalten, hat er deshalb bereits kennen gelernt. «Wir müssen offen sein für Leute, die noch nicht so lange hier sind. Wir müssen offen sein für neue Strömungen, für neue Instrumente». Die Musikschule soll ein Haus für alle Interessierten ab 2 ¾ Jahre sein – ab jenem Alter, wenn das Eltern-Kind-Singen besucht werden kann. «Ich möchte ein aktives Angebot schaffen, damit altersunabhängig musiziert werden kann», sagt er.
Balzer Collenberg wohnt zwar in St.Gallen, musiziert jedoch national. Und, weshalb hat er sich nun für die Musikschulleiter-Stelle in Degersheim entschieden? Wesentlich war für ihn einerseits die Organisationsform, anderseits die Grösse. «Es ist eine kleine Schule mit 15 Lehrpersonen. Die familiäre Atmosphäre im Team, das hat mir gefallen», erklärt der Harfenist. In der Degersheimer Musikschule unterrichten einzelne Lehrkräfte bereits seit Jahrzehnten. «Und sie unterrichten immer noch gern.» Für Balzer Collenberg ein Qualitätsmerkmal. Während er in der Vergangenheit öfters für Konzerte und Auftritte unterwegs war, ist er nun vermehrter in Degersheim anzutreffen.
Der Musiker ist jedoch nicht ohne Visionen nach Degersheim gekommen. Er spricht über eine Idee, die er realisieren möchte. «Ich möchte gerne ein Musikschulhaus aufbauen, ein Haus, in das alle gerne hinkommen, nicht nur zum Üben, sondern auch zum Musizieren.» Er spricht von einem «Haus der Musik» und erklärt, dass es Raum bieten sollte, um sich musikalisch zu entfalten – in welcher Richtung auch immer. Mit den vorhandenen Räumen sei schon ein wichtige Voraussetzungen vorhanden. Damit kommt wieder Balzer Collenbergs Gedanke der Gemeinschaft, dem Dasein für die gesamte Bevölkerung der Gemeinde, nicht nur für die Privilegierten, zum Ausdruck.
Hinweis
Hinweis: Am Sonntag, 10. November, um 17.30 Uhr, konzertieren die Schülerinnen und Schüler der Musikschule zum Thema «Musikalischer Bilderbogen» in der katholischen Kirche Degersheim.