Ehre für «Panzerknacker»

FLAWIL. Er wollte nur im Keller eine Werkbank montieren und sah sich plötzlich einem Einsatzkommando der Polizei gegenüber: Pascal Bossart wurde die Chratzbörschte überreicht.

Melanie Graf
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Pascal Bossart, flankiert von Mitgliedern des Flawiler Narrenrats, durfte die Chratzbörschte für seine «Panzerknacker»-Aktion entgegennehmen. (Bild: Melanie Graf)

Pascal Bossart, flankiert von Mitgliedern des Flawiler Narrenrats, durfte die Chratzbörschte für seine «Panzerknacker»-Aktion entgegennehmen. (Bild: Melanie Graf)

Zahlreich versammelten sich die Flawilerinnen und Flawiler vor dem Gemeindehaus an der Bahnhofstrasse. Sie waren neugierig, wen es dieses Jahr treffen würde, spekulierten, wer wohl die peinlichste Aktion des vergangenen Jahres bot. Narrenratsmitglied und Laudator Erwin Casanova wusste die Menschen auf die Folter zu spannen. In seiner Laudatio bedachte er diejenigen, die durch tölpelhaftes Verhalten aufgefallen waren (Wiler Zeitung von gestern). Die Flawiler Wyssbachgeischter und die Degersheimer Ruck-Zuck-Schränzer sowie weitere Guggen aus der Region umrahmten die Reime musikalisch.

Montage unter Polizeischutz

Dann liess Casanova die Katze endlich aus dem Sack: Panzerknacker Pascal Bossart wurde zum neuen Chratzbörschte-Preisträger ernannt. Bossart hat im neuen Raiffeisengebäude eine Wohnung gemietet und wollte im Keller eine Werkbank montieren. Mit der Bohrmaschine bohrte er vier Löcher in die Wand. Die Vibrationen der Bohrmaschine lösten den stillen Alarm der Bank aus und riefen die Polizei auf den Plan. Bossart nahm es mit Humor und freute sich über die Chratzbörschte und die damit verbundene doppeldeutige Ehre.

Bossart erzählte vor einem begeisterten Publikum, wie es dazu kam, dass die Polizei wegen seiner Aktion die ganze Bank umstellte. Seine Rede sorgte für einige Lacher im Publikum. «Damit ich die Werkbank perfekt montieren konnte, hatte ich die Schrauben in einem Wiler Fachgeschäft gekauft. Dieses Fachgeschäft hat übrigens eine enge Verbindung zu Flawil und zum Laudator des heutigen Abends.»

Leider sei er beim Kauf nicht über Risiken und Nebenwirkungen dieser Schrauben aufgeklärt worden. Das hatte zur Folge, dass die Montage der Werkbank unter Polizeischutz stattgefunden habe. «Immerhin kann ich behaupten, dass ich der einzige Flawiler bin, der eine polizeilich geprüfte Werkbank besitzt», sagte Pascal Bossart.

Grosser Geldsegen

Diese Bohrlöcher seien aber bei weitem nicht die einzigen, die Schlagzeilen gemacht haben. Die Stadt St. Gallen habe ein Loch gebohrt, dass 4,5 Kilometer tief gewesen sei. Er habe nur 4,5 Zentimeter tief gebohrt. «In St. Gallen haben die Arbeiten ein Erdbeben ausgelöst, bei mir hat nur der Tresorraum der Raiffeisenbank gewackelt.» Die St. Galler haben bei den ersten Vibrationen mit dem Bohren aufgehört. Er habe alle vier Löcher fertig gebohrt, bevor die Polizei da gewesen sei. «In der Stadt ist heisses Wasser aus dem Loch geströmt, bei mir waren es Fünfliber», erzählte Bossart. Es habe ein regelrechter Geldsegen gegeben. Geld und Segen sind dem Kirchenratspräsidenten der Katholischen Kirche Flawil auch bekannt, darum hat Bossart als guter Christ das Geld nicht selber behalten, sondern spendierte der Bevölkerung «Schruube», speziell angefertigte, «gedrehte Schenkeli» aus Lichtensteigers Backstube.

Einen guten Abend gewünscht

Wer sich nun vorstellt, dass Pascal Bossart von der Polizei im Keller der Bank überwältigt und in Handschellen abgeführt wurde, der irrt. «Ich hörte jemanden die Treppe herabkommen und dachte es ist der Hausherr. Es war aber die Polizei», erzählte Bossart. Als er die Polizisten sah, habe er sofort gewusst, warum diese gekommen seien. «Ich habe ihnen einen guten Abend gewünscht», sagte der Chratzbörschte-Preisträger lachend. Nach diesem Vorfall habe er etwas gelernt: «Ich werde in Zukunft immer melden, wenn ich in die Wand bohren will.»