Mit einem «magischen Diner Spectacle» feierte Retonio Breitenmoser am Freitagabend sein 50-Jahr-Bühnenjubiläum sowie die Eröffnung des Zauber- und Bauchrednermuseums im Untergeschoss der Dreamfactory in Degersheim. Zu feiern gab es jedoch noch einiges mehr.
50 Jahre Bauchrednerpaar «Retonio und Toni», 50 Jahre Club Ostschweizer Magier, die Eröffnung des neuen Zaubermuseums auf 3000 Quadratmetern Fläche sowie der Kongress 2020 des Magischen Rings der Schweiz am heutigen Samstag sowie am Sonntag: In Degersheim traf sich dieses Wochenende alles was in der nationalen Welt der Magie Rang und Namen hat.
Wobei sich der Freitagabend vor allem feierlich gestaltete. Freunde, Bekannte und Wegbegleiter Breitenmosers blickten auf die Bühnenkarriere des Gastgebers zurück, liessen sich von weltmeisterlichen Zaubershows und dem atemberaubenden Auftritt der einheimischen «Queens of Quick-Change», Natalie Breitenmoser und Ex-Bachelorette Eli Simic faszinierenden.
Seit 50 Jahren sind das Showbusiness, die grossen Bühnen und das schillernde Rampenlicht die berufliche Heimat des Degersheimer Bauchredners, Illusionisten und Zauberers Reto oder eben Retonio Breitenmoser. Ein halbes Jahrhundert voller Höhepunkte, aber auch Tiefschläge, wie der 68-jährige gebürtige Innerrhödler am Jubiläumsabend vom Freitag in seiner Dreamfactory in Degersheim resümierte. Marksteine benannte er allerdings keine, sprach weder von der Glamour-Show «Retonio’s Magic and Movie Hall of Fame» im Flamingo Hilton Hotel von Las Vegas im Jahr 1994, noch über die Pleite mit dem «Magic Casino» in der Degersheimer «Krone» in den 80er-Jahren oder das Aus der Dreamfactory im Romanshorner «Bodan» zur Jahrtausendwende. Warum auch? Tempi passati. Egal wie tief er zwischendurch fiel, Retonio Breitenmoser rappelte sich immer wieder auf, lancierte neue Projekte – gross, eindrücklich und mit möglichst internationaler Ausstrahlung. Bekanntlich lässt es sich nicht aus der eigenen Haut schlüpfen.
«Er ist ein beeindruckender Visionär», attestiert ihm denn auch Roli Berner, Bauchredner und Geschäftspartner in der einstigen «Bodan»-Dreamfactory. Dass die Umsetzung ebendieser Visionen mitunter ins Desaster führen kann, hat Berner (finanziell) am eigenen Leib erfahren. Dies hat ihn jedoch nicht davon abgehalten, dem spektakulären Dinner zu Retonios Bühnenjubiläum, der gleichzeitigen Einweihung der Ausstellung «Zauberwelten» mit Bauchredner- und Zaubermuseum sowie dem 50. Geburtstag des Clubs Ostschweizer Magier beizuwohnen. Berner selbst hatte vergangenes Jahr das 40. Jahr im Showbusiness gefeiert. Die Bühne liebt er noch immer, vermisst sie derzeit extrem und bedauert:
«Seit Corona ist im Showbereich
alles tot.»
Dies bestätigt Bauchrednerkollege Klibi. Auch er will trotz ergrauten Haars, 70 Lenzen und einer ebenfalls 50-jährigen Bühnenkarriere vom Kürzertreten noch lange nichts wissen. Obwohl seine Puppe Caroline bereits einen Platz in Retonios Museum hat. Den Thurgauer freut’s, zumal die ausgestellte Eselin ja bloss eine Kopie des frechen Originals ist.
Die Wege der Bauchrednerkollegen haben sich in der Vergangenheit immer wieder gekreuzt, jene von Breitenmoser und Musikmanager Freddy Burger auch. «Ich war schon beim Magic Casino dabei», sagt der Unternehmer, der Weltstars wie Udo Jürgens, Pepe Lienhard oder Katja Ebstein unter Vertrag hatte und auch länger für das Management von Rolf Knie zuständig war. «Und Retonio hat zudem meinen Oldtimer verkauft», ergänzt er lachend.
Vom fahrenden Untersatz getrennt hat sich inzwischen auch Ex-Radrennprofi Beat Breu. Er und seine Frau Heidi sind gerade dabei, das rollende Zuhause mit einem festen Wohnsitz im Toggenburg zu tauschen. Obwohl er seinen Traum vom Zirkusleben ungeachtet der Widrigkeiten der Vergangenheit nach wie vor nicht gänzlich aufgegeben habe, wie er leise sagt.
Diskret im Hintergrund hält sich zunächst die Bachelorette von 2017, Eli Simic. Ihr grosser Auftritt auf der Heimbühne schliesst den Showblock ab, den der Doppelweltmeister der Manipulation, Topas, gemeinsam mit Marcini vom ebenfalls 50 Jahre alten Club Ostschweizer Magier während des Galadinners bestritt. «Ich bin glücklicher Single, hätte aktuell auch keine Zeit für eine Beziehung, lacht das Mami einer knapp zweijährigen Tochter. Nebst der international bekannten, weltmeisterlichen Quick-Change-Show, die sie mit Retonios Ehefrau Natalie Tarabanova auf die Bühne zaubert, forderten sie diverse «Projekte», für deren Umsetzung sie ihre Bekanntheit nutzen wolle. Über deren Inhalt hält sie sich bedeckt. Eines nennt sie dann doch: «Ich habe eine Facebookgruppe lanciert, in der es um den Austausch von Personen geht, die, wie ich einst, unter einer Panikstörung leiden.» Diese umfasse bereits mehrere hundert Personen, weiss sie.
Später geht es ins Untergeschoss der Dreamfactory, wo sich die neuen «Zauberwelten» offenbaren, die Rolf Knie, – übrigens ein ehemaliger Schulkollege des ebenfalls anwesenden Raubtierdompteurs René Strickler – mit dem Durchschneiden des roten Bandes feierlich eröffnet hatte. Bauchrednerpuppen, eine Bibliothek, Zauberuntensilien – der Rundgang dauert üblicherweise eine bis anderthalb Stunden. Die rund 130 Gäste am Freitag mussten sich mit rund 20 Minuten bescheiden. Man könne ja wiederkommen. Dann, wenn es Eintritt koste, scherzte Retonio Breitenmoser.
Eintritt wird auch die Besichtigung des neuen Hammondorgel-Museums kosten. Dieses wird am 30. Oktober in der Dreamfactory eröffnet und soll die grösste Sammlung dieser Art in Europa umfassen.