In Bronschhofen ist ein neues Quartier mit 60 Wohnungen, von denen 35 altersgerecht eingerichtet sind, einem Spitex-Stützpunkt sowie einem Migros-Laden geplant. Die geschätzten Kosten betragen 38 Millionen Franken.
BRONSCHHOFEN. Seniorinnen und Senioren die Möglichkeit bieten, bis an ihr Lebensende in ihren eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben, auch bei schwerer Pflegebedürftigkeit. Die Vision, formuliert von Thurvita-Verwaltungsratspräsident Arthur Gerber, hat sich zum Konzept «Älter werden im Quartier» konkretisiert und nun zu einem realisierbaren Vorhaben: einem Quartier mit einem Spitex-Stützpunkt in Bronschhofen. Im Umfeld des Pfarreiheims sollen auf einem 11 500 Quadratmeter grossen Gelände zwischen der Haupt- und der Bahnhofstrasse 60 Wohnungen erstellt werden. 35 sind altersgerecht, also hindernisfrei eingerichtet, 25 für Singles, Paare oder Familien gedacht.
Zentrum der neuen Überbauung ist eine Liegenschaft, in der eine Cafeteria untergebracht ist sowie Räume für eine Tagesstruktur und die Spitex. Die Mitarbeiterinnen des Spitex-Stützpunktes versorgen die betagten Menschen mit ambulanten und stationären Pflegedienstleistungen. Es sind eine 24-Stunden-Präsenz gewährleistet sowie eine gesundheitliche Rundumversorgung. Auch haushälterische Angebote stehen zur Verfügung. Durch die Nähe zu den Seniorinnen und Senioren sind die rechtlichen Bedingungen für ein Pflegeheim erfüllt. In den Worten von Thurvita-CEO Alard du Bois-Reymond: «Wir heben die strikte Trennung zwischen Spitex-Diensten und stationärer Pflege in Altersheimen auf.» Der entscheidende Faktor neben dem Spitex-Stützpunkt ist für den Thurvita-Geschäftsleiter die Durchmischung der Generationen. Einerseits durch die Familien-/Single-Wohnungen auf dem Grundstück, anderseits durch die Cafeteria, «welche die Möglichkeit bietet, sich zu begegnen und zu treffen», wie du Bois-Reymond sagt. «Die Alterswohnungen stehen an einem Ort, an dem das Leben stattfindet.» Der Quartierstützpunkt soll eine Zentrumsfunktion für Bronschhofen übernehmen.
Dazu trägt auch der Quartierladen bei. Migros Ostschweiz beabsichtigt laut du Bois-Reymond, auf dem Gelände nahe der Hauptstrasse eine Filiale zu eröffnen. Die Absicht der Migros ist derart konkret, dass sie sich mit maximal 150 000 Franken an den Arealentwicklungskosten beteiligt und sich bereits heute als Ankermieterin anbietet. Als zweite Ankermieterin tritt die Thurvita auf, die ebenfalls bis 150 000 Franken an die Verfahrenskosten beiträgt. Ankermieter deshalb, weil weder Migros noch die Thurvita als Bauherrin agieren. Gesucht ist ein Investor, der die Überbauung erstellt und die Immobilien vermietet. Für die Erstellung des kompletten Quartierzentrums ist mit geschätzten Investitionskosten von 38 Millionen Franken zu rechnen (exklusive Bauland). Sie seien bereits mit einigen möglichen Investoren in Kontakt, sagt Du Bois-Reymond. Der Mix aus Alterswohnungen, Wohnblöcken, Zentrumscafé und Quartierladen werde als attraktiv eingestuft.
Eine Machbarkeitsstudie hat ergeben, dass die angestrebte Nutzung des Gebietes als Quartierzentrum möglich und sinnvoll ist. Das Areal ist zentrumsnah und attraktiv gelegen. Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr mit naher Bushaltestelle und SBB-Bahnhof ist gegeben. Die Ergebnisse aus der Machbarkeitsstudie bewogen auch die beiden Grundeigentümer, die Stadt Wil und die Katholische Kirchgemeinde, die Arealentwicklung weiterzuführen. Rund 7000 Quadratmeter befinden sich im Besitz der Stadt, 4500 Quadratmeter gehören der Katholischen Kirchgemeinde.
Während Stadtpräsidentin Susanne Hartmann den sich entwickelnden Treffpunkt begrüsst und im neuen Quartier eine Aufwertung des Ortsteils Bronschhofen sieht, schätzt Stadtrat Marcus Zunzer am Projekt die Förderung der baulichen Identitätsbildung des Bronschhofer Ortszentrums. Das Thurvita-Projekt entspricht ausserdem einem stadträtlichen Legislaturziel: Wil soll als Wohnort für alle Generationen attraktiv bleiben.
Für Jürg Grämiger, Präsident des katholischen Kirchenverwaltungsrats, liegt das Bauvorhaben klar im Zielbereich der Kirchgemeinde. Der Kirchenverwaltungsrat setze sich seit längerem für eine sinnvolle Nutzung des Gebietes ein, besonders für Alterswohnungen oder betreutes Wohnen im Alter. Die Katholische Kirchgemeinde trägt gemäss Planungsvereinbarung mit der Stadt, der Thurvita und der Migros 110 000 Franken an den Arealentwicklungskosten. Diese müssen allerdings noch von den Kirchbürgern mit dem Voranschlag 2015 genehmigt werden. Der Anteil der Stadt an den Planungskosten beträgt 165 000 Franken. Der Kredit kommt im Sommer ins Stadtparlament.
Bei einem Ja soll gemäss Zeitplan ab September der Architekturwettbewerb durchgeführt werden. Ein Jahr später sollen dem Parlament die Teilzonenplanänderung und der Gestaltungsplan sowie der Antrag zum Verkauf des Grundstücks vorgelegt werden. Der Baubeginn ist im Jahr 2018 vorgesehen, der Bezug im Jahr 2020.