Dorffest in Au: «Hurra, wir leben noch»

Das Fest der Auer für Auer, zu dem ein paar engagierte Frauen im Zwei-Jahres-Rhythmus einladen, fand am Samstag zum dritten Mal statt.

Christof Lampart
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Zusammenhalt des Dorfes: Mindestens die Hälfte der Bewohner von Au feierte und diskutierte gemeinsam. (Bild: art.)

Zusammenhalt des Dorfes: Mindestens die Hälfte der Bewohner von Au feierte und diskutierte gemeinsam. (Bild: art.)

Au. Wer nach Au zieht, der sucht vieles: die beschauliche Ruhe, die intakte Natur, die Freundlichkeit der Menschen, die allen «Berglern» eigen ist. Man wird vielleicht als Neuling nicht sofort mit offenen Armen empfangen, aber wer sich hier einbringt, mitlebt, dem öffnen sich die Herzen. So weit das Klischee.

Ein kräftiges Lebenszeichen

Denn am Samstag stimmte das – zumindest für einmal – nicht.

Zwar tanzte nicht gerade der berühmt-berüchtigte «Bär» durchs Dorf mit dem vielen Grün und den wenigen Geschäften, doch die Auer und Dingetschwiler zeigten im Zelt beim Schulhaus, dass sie zu feiern verstehen. Ja viel mehr noch: Sie gaben ein kräftiges Lebenszeichen von sich. Zwar war dies im Grunde genommen nicht als Lebenszeichen gegen aussen, sondern vielmehr als eines gegen innen gedacht, doch es funktionierte auf beiden Wegen. «Hurra, wir leben noch», hätte der Titel dieses Festes durchaus heissen können.

Denn so ganz selbstverständlich ist das nicht. Viel zu viel habe man in den vergangenen Jahrzehnten verloren, meint ein älterer Herr: die Landi, die Post, die eigene Feuerwehr. Immerhin habe man hier noch die eigene Kirchgemeinde. Wenn es mal die nicht mehr gebe, dann sehe er schwarz fürs Dorf. «Heute ziehen doch Leute mit Familien nur dorthin, wo die Infrastruktur stimmt», weiss der Senior, welcher Minuten zuvor die Kirche verlassen hat, in der Pater Gregor die Messe zelebrierte.

Dorf hält zusammen

Rund 200 Menschen wohnen noch in Au. Mindestens die Hälfte ist an diesem Abend ins Zelt gekommen. «Wir spüren bei solchen Gelegenheiten den Zusammenhalt im Dorf», erklärt denn auch Renate Tschuor, die zusammen mit zwei Kolleginnen diesen Abend auf die Beine stellte.

Zwar singen die zuerst angekündigten Schulkinder nichts – es sind zu wenige da, die meisten sind in den Ferien – aber die Menschen des kleinen, unbeugsamen Dorfes lassen sich davon die Stimmung nicht vermiesen.

Die Landfrauen haben Kuchen gebacken, ein Mann brät Würste. Kinder hämmern Nägel in Holzblöcke und versuchen Tischtennisbälle zu treffen, welche durch ein Rohr rollen – «Brot und Spiele» auf dem Lande; beides ist einfach, aber den Gekommenen gefällt das Gebotene ohne Wenn und Aber.

Angeregte Diskussionen

Zumal an diesem Abend nicht nur von einer erfolgreichen, gemeinsamen Zukunft, sondern auch von der schönen Vergangenheit geredet wird. Ein Quiz tut sein Übriges dazu.

Wann wurde das Schulhaus gebaut? Wie viele Schüler unterrichtete Lehrer Dobler 1958? Wann wurde die Post Au geschlossen?

Es gibt genug Fragen, um den ganzen Abend diskutierend zu verbringen, denn viele wissen manches, doch die Wenigsten alles. Und so wird an diesem Abend fleissig diskutiert und über die Vergangenheit und die Zukunft des Dorfes gesprochen – in einer Gemeinschaft, die sich in diesen Stunden ganz eng miteinander verbunden fühlt – bei Bratwurstduft und Kaffeegeruch.

«Unser Dorf hat eine Zukunft» – genau so könnte der gefühlte Titel dieses Abends lauten.