Eine Auswertung des Smartvote-Fragebogens zeigt, wofür sich die drei Kandidaten für das Wiler Stadtpräsidium einsetzen wollen.
Am 27. September entscheidet sich, wer Wiler Stadtpräsident werden wird. Daniel Meili (FDP), Hans Mäder (CVP) und Dario Sulzer (SP) liefern sich einen Dreikampf um das Amt.
Die Online-Wahlhilfeplattform Smartvote, welche dieses Jahr auch die Wahlen in Wil begleitet, zeigt auf, wofür die drei Kandidaten politisch einstehen. Welcher Kandidat setzt sich für Ihre Interessen ein? Die «Wiler Zeitung» liefert einen Überblick über die wichtigsten Antworten.
Die deutlichsten Unterschiede zwischen den Anwärtern aufs Stadtpräsidium – zumindest, was die lokalpolitische Ebene angeht – zeigen sich bei der Kathi-Frage. Im Rahmen des Projekts Schule 2020 sollen in der Stadt Wil künftig nur noch drei Oberstufen existieren.
Entweder wird dabei die öffentliche Finanzierung des Kathi, das eine private Trägerschaft hat, beendet oder eine der öffentlichen Sekundarschulen geschlossen bzw. in eine Primarschule umgewandelt.
CVP-Kandidat Hans Mäder ist der Einzige, der die weitere Zusammenarbeit mit dem Kathi klar befürwortet. «Es ist nicht zweckmässig, eine erfolgreiche Institution zu schliessen», schreibt er als Kommentar bei der entsprechenden Frage. Daniel Meili, der sich bei der Abstimmung im Stadtrat noch gegen das Kathi ausgesprochen hat, kreuzte bei der Frage nach einer Zusammenarbeit mit dem Kathi nun «eher Ja» an. Dies wohl, um dem Entscheid des Parlaments Rechnung zu tragen, das den Stadtrat beauftragt hat, eine Lösung mit dem Kathi zu finden.
Meili knüpft die Zusammenarbeit mit dem Kathi aber an eine Bedingung: «Da die Stadt den grössten Teil der Finanzierung trägt, sollten die Mitsprachemöglichkeiten der Stadt Wil drastisch erhöht werden.» Man müsse eine Integration in die städtische Schulorganisation prüfen. Mäder geht nicht ganz so weit, schreibt aber: «Als Teil der Lösung muss sich auch das Kathi verändern.»
Dario Sulzer spricht sich tendenziell gegen das Kathi aus: «Hält man am Grundsatz von drei Oberstufen fest, würde das Weiterbestehen des Kathi bedeuten, dass eine bestehende öffentliche Oberstufe geschlossen werden müsste.» Aus seiner Sicht sei das kein gangbarer Weg.
Ein Thema, das in Wil jedes Jahr für hitzige Debatten sorgt, ist der Steuerfuss. Obwohl die Antworten unterschiedlich ausfallen, scheinen sich die drei Kandidaten einig zu sein, dass budgetierte Defizite der Stadt Wil nicht mit einer Steuererhöhung aufgefangen werden müssen.
Daniel Meili ist eher dagegen, Hans Mäder lehnt sie komplett ab mit der Begründung: «Budgetierte Defizite sind aller Erfahrung nach keine echten Defizite.»
Selbst für den linken Kandidaten sind Defizite kein Grund für eine Steuererhöhung, auch wenn Sulzer auf diese Frage «eher Ja» angekreuzt hat. Die Stadt Wil stehe finanziell auf gesunden Beinen und verfüge über ein Eigenkapital von 150 Millionen Franken.
«Defizite über wenige Jahre können ohne Steuerfusserhöhung oder Sparpakete getragen werden.»
Überraschendes fördert die Frage nach stärkerer Unterstützung des lokalen Gewerbes durch die Stadt Wil zutage. Daniel Meili (Ja) und Dario Sulzer (eher Ja) befürworten diese, Hans Mäder lehnt sie ab (eher Nein).
Geht man ins Detail, gleichen sich die Antworten von Sulzer und Mäder jedoch an. Mäder schreibt:
«Die beste Unterstützung der Wirtschaft durch den Staat sind eine verlässliche Politik und gute Rahmenbedingungen.»
Auch Sulzer will die Standortförderung umfassend verstanden haben: Standortpolitik sei Familien-, Kultur-, Bildungs-, Verkehrs-, Energie-, Boden- und Steuerpolitik.
Einig sind sich die drei Kandidaten, dass die Initiative der SVP, mit der sie einen Erlass der Parkgebühren für die ersten 30 Minuten in der Stadt fordert, keine Lösung für den kriselnden Detailhandel und die Gastronomie bietet.
Meili bezeichnet die Initiative als «völlig kontraproduktiv.» Die Parkplätze seien jetzt schon immer sehr voll und durch das Wort «gratis» werde der Verkehr noch zunehmen. Das sei nicht anzustreben. Hans Mäder plädiert in dieser Frage für eine regionale Lösung.
Eine andere regionale Lösung stösst bei allen auf Zustimmung. Das Projekt Entwicklungsschwerpunkt Wil West, im Zuge dessen auf einer Fläche von rund zehn Hektaren in den nächsten 25 Jahren der Raum für 2000 bis 3000 Arbeitsplätze in den Bereichen Industrie/Dienstleistung, Gewerbe und öffentliche Betriebe entstehen sollen, wird von allen befürwortet.
Einig sind sich die Kandidaten auch darin, dass der Beitrag pro Einwohner an den regionalen Kulturförderverein von einem auf zwei Franken erhöht werden soll. Ebenso befürworten alle das Ziel, in der Stadtverwaltung und in stadtnahen Betrieben bis 2030 Klimaneutralität zu erreichen.
Zusätzliche finanzielle Mittel für familienergänzende Betreuungsstrukturen wie Kitas, Spielgruppen und Tagesfamilien befürworten Dario Sulzer und Hans Mäder.
Der SP-Kandidat verortet besonders bei den Kitas Nachholbedarf, wo die «finanzielle Belastung für Eltern heute zu hoch ist» und Mäder erachtet solche Betreuungsangebote nicht zuletzt auch aus Sicht der Wirtschaft als sinnvoll. Ausserdem seien Familien häufig darauf angewiesen, dass beide Partner arbeiten könnten.
Immer wieder gerät Wil wegen seines Bahnhofs in die Schlagzeilen – und selten ist das positiv. Vielmehr sorgen gelegentliche Schlägereien für Negativpresse.
Objektiv betrachtet hat Wil kein Gewaltproblem, wie Stadtrat und Kantonspolizei betonen. Doch das subjektive Sicherheitsempfinden der Bevölkerung ist verbesserungswürdig.
Der Ruf nach erhöhter Polizeipräsenz an solchen neuralgischen Orten wie dem Bahnhof ist immer wieder zu hören. Auch Daniel Meili und Hans Mäder wünschen sich eine stärker sichtbare Präsenz der Polizei in der Stadt. Die Frage nach einem Ausbau der Videoüberwachung bejaht hingegen einzig Daniel Meili.
Hinweis
Alle Antworten der Kandidaten fürs Stadtpräsidium sowie jene der Kandidierenden für den Stadtrat sowie das Stadtparlament unter www.smartvote.ch