Am letzten Juni-Wochenende stimmen die Katholiken von Zuzwil und Züberwangen-Weieren über den Zusammenschluss ihrer Kirchgemeinden ab. Opposition scheint es kaum zu geben, aber Angst vor Konsequenzen für die Pfarreien.
ZUZWIL. Die Abstimmungsvorlage ist das Ergebnis eines Auftrags der Kirchbürgerversammlungen vom März 2012 und 2013 an ihre Verwaltungsräte, die Vereinigung der beiden Kirchgemeinden Zuzwil und Züberwangen-Weieren abzuklären. An der Informationsveranstaltung vom Donnerstag begründeten die Verwaltungsratspräsidenten Marcel Alder, Zuzwil, und Kurt Ledergerber, Züberwangen, ihre Empfehlung für ein Ja an der Urne mit einer Gegenüberstellung der «Mitgift», die von Partnern in Form von Aktiven und Passiven in die «Ehe» eingebracht würden. Es gebe weder hier noch dort einen aufgeschobenen Investitionsbedarf, stellte Marcel Alder fest. Die einzige bestehende Restschuld, 995 000 Franken, rühre von der Kirchenrenovation in Zuzwil her.
Um die Finanzen im Hinblick auf die gemeinsame Kasse auszugleichen und den tiefen Steuerfuss nicht zu gefährden, greift die Katholische Administration den Kirchgemeinden mit einem Vereinigungsbeitrag unter die Arme. Dieser beträgt 228 700 Franken und wird in vier Jahresraten ausbezahlt. Zusätzlich will die kath. Administration – nach Vorliegen des Vereinigungsbeschlusses – einen Entschuldungsbeitrag festlegen. Die Behörden rechnen mit 200 000 bis 300 000 Franken, die zum Abbau der Restschuld der Kirchgemeinde Zuzwil aufgewendet werden sollen.
Die Auswirkungen der Vereinigung beschränkten sich faktisch auf die Verwaltung, betonte alt Gemeindepräsident Hermann Fässler vor den knapp zwanzig Interessierten im Zuzwiler Pfarreiheim. Statt zwei Kirchenverwaltungsräten mit acht Mitgliedern gäbe es künftig einen mit deren fünf. Die Zahl der GPK-Mitglieder reduzierte sich von bisher sieben auf drei. Von der Verkleinerung des Gremiums verspricht sich Fässler mehr Effizienz und Vorteile bei der Suche nach Kandidaten für kommende Wahlen.
Im seelsorgerischen Bereich bleibe alles beim Alten, sagte Fässler weiter: «Die Pfarreien bleiben erhalten, das Seelsorgeteam unverändert.» Alle Bedenken konnte er damit nicht ausräumen. Die Befürchtung, die Vereinigung der Kirchgemeinden könnte der erste Schritt hin zu einer Einheits-Pfarrei und damit zum Verlust einer Kirche bilden, war zentrales Thema in der Diskussion. Es sei nicht auszuschliessen, dass die Frage nach dem Sinn zweier Kirchen irgendwann gestellt werde, aber jetzt sei dies klar kein Thema. Über die Auflösung einer Pfarrei zu befinden sei, sagte Fässler, ohnehin Sache des Bischofs und kein politischer Entscheid.
Garantien gibt es auch nicht dafür, dass Zuzwil – mit 1857 Katholiken der wesentlich stärkere Partner – diese Position bei Wahlen und Abstimmungen nicht ausnützen wird. «Wer Ja zueinander sagt, muss sich auch etwas gönnen», sagte dazu alt Kantonsrat Pius Oberholzer. «Wir haben die Wasserversorgung und die Schulgemeinde zusammengeschlossen; Probleme mit den Anliegen von Minderheiten gab es bisher nie.»
Am 30. Juni wird entschieden, ob der Vereinigungsprozess überhaupt angerollt wird. Ein Ja an der Urne sowie ein positiver Ausgang der späteren Abstimmungen über den Vereinigungsbeschluss und die Gemeindeordnung vorausgesetzt, könnte die neue Kirchgemeinde Zuzwil-Züberwangen am 1. Januar 2016 starten.