Die Grande Dame kehrt zurück: Die Schauspielerin Heidi Maria Glössner statt der Bibliothek Uzwil einen Besuch ab

Die Bühne ist ihr Zuhause, doch Heimat bedeutet für Schauspielerin Heidi Maria Glössner weit mehr als nur ein Ort. In der Bibliothek Uzwil sprach sie über ihre Kindheit in Niederuzwil, Hollywoodpartys und anstehende Projekte.

Joelle Ehrle
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Bibliotheksleiterin Jolanda Erismann (links) interviewte Heidi Maria Glössner, welche hier aus Elke Heidenreichs Buch vorliest. (Bild: Joëlle Ehrle)

Bibliotheksleiterin Jolanda Erismann (links) interviewte Heidi Maria Glössner, welche hier aus Elke Heidenreichs Buch vorliest. (Bild: Joëlle Ehrle)

Kein gewöhnlicher Abend in der Bibliothek Uzwil. Der Raum ist rappelvoll. Viele sind gekommen, um sie zu sehen und ihr zuzuhören, der Grande Dame der Schweizer Theaterbühnen: Heidi Maria Glössner. Denn zu erzählen hat sie viel: 75 Jahre, von welchen sie bislang 50 der Schauspielerei gewidmet hat. Manche im Publikum kennen sie persönlich aus der Schulzeit, andere aus Film- oder Fernsehauftritten. Begeistert von der Frau mit den kristallblauen Augen und den Uzwiler Wurzeln sind sie jedoch alle. In «Heidi Maria Glössner von A bis Z» beantwortet die Strahle­frau auch Fragen, welche ihr noch nie zuvor gestellt worden sind.

Erste Bühnenerfahrung in Niederuzwil

Mit A wie Anfang, beginnt Glössner aus ihren Kindertagen zu erzählen: «An der Henauerstrasse in Niederuzwil habe ich eine sehr glückliche Kindheit und eine ungetrübte Jugend verbracht», sagt sie. Aufgewachsen ist sie bei ihrer «zweiten Mama», der besten Freundin ihrer Mutter, fernab vom bombardierten Deutschland während der Kriegszeit. Zwar kam Glössner in Deutschland zur Welt, in Uzwil aber fühlte sie sich angekommen: «Ich war sehr glücklich hier.» Heute ist die bodenständige Schauspielerin in Bern wohnhaft. Doch als Heimat bezeichnet sie die Hauptstadt nicht. Für die gebürtige Deutsche sei dies kein spezifischer Ort: «Heimat kann überall sein, wo man ist. Heimat ist in uns selber.»

Zur Schauspielerei kam sie früh: «Im Kindergarten in Niederuzwil war ich die Erzählerin des Theaterstücks ‹Der Rattenfänger von Hammeln›.» Noch heute sehe sie den Vorhang vor sich. «Ich war so gespannt, dass ich bereits zu sprechen begann, bevor sich der Vorhang öffnete.»

Heimweh nach Kopfsteinpflaster

Mit zarten 25 Jahren zog es Glössner nach Amerika. In Kalifornien spielte sie ihre ersten grossen Bühnenwerke und sang für das amerikanische Publikum französische Chansons. «Ich war auf vielen Hollywoodpartys, doch ich bekam Heimweh nach den alten Häusern und Kopfsteinpflastern.»

Heute zieht es die Junggebliebene trotzdem noch oft in den Westen, besonders die Casinos in Las Vegas haben es ihr angetan: «Allein diese Farben, Stoffe und Blumen sind fantastisch», schwärmt sie. Genauso wie von Elke Heidenreichs Geschichte «Wurst und Liebe», aus welchem sie dem Publikum vorliest. Trotz ihrem reichen Erfahrungsschatz will sie selbst aber nicht schreiben. «Ich möchte nicht jeden persönlichen und intimen Moment in einer Biografie teilen.» In Zukunft werden aber viele weitere Projekte auf sie zukommen: «Ich freue mich sehr darauf.» Die Schauspielerin mit Uzwiler Dialekt ist einfach immer in Bewegung – und das hält sie so fit.

Ihre berühmteste Rolle

Vielen bekannt ist Heidi Maria Glössner durch ihre Rolle als ‘Lisi’ im Schweizer Film «Die Herbstzeitlosen». Dieser erschien im Oktober 2006 unter der Regie von Bettina Oberli. «Bereits die erste Version des Drehbuches faszinierte mich», sagt Glössner. «Viele Frauen im Alter von 14 bis 94 sprachen mich nach der Veröffentlichung an und sagten, dass sie jetzt wissen, was sie im Leben wollen und dass sie dafür kämpfen werden. Der Film traf den Nerv einer Gesellschaft.» (joe)