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Wil
Der Caritas Markt Wil zieht von seinem jetzigen Standort an der Bronschhoferstrasse in die Fussgängerzone.
«Der Standort in der unteren Etage des ehemaligen Sport Keller ist für uns ein Glücksfall», sagt Rita Borner. Die Freude der Leiterin des Wiler Caritas Markt rührt von mehreren Vorteilen her, die der Umzug mit sich bringt. Der Laden, wo finanziell benachteiligte Menschen Produkte zu ermässigten Preisen einkaufen können, war an seinem bisherigen Standort an der Bronschhoferstrasse etwas versteckt. Mit dem Umzug rückt er ins Zentrum – und das nicht nur geografisch gesehen.
Es sei wichtig, dass die Menschen wahrnehmen, dass Armut auch in der Schweiz vorkomme, sagt Rita Borner. Als der Caritas Markt Wil 2012 das erste Mal seine Türen öffnete, herrschte in der Bevölkerung die landläufige Meinung: «Hier in Wil gibt es doch keine Armut.» Sätze wie diese hat Rita Borner oft gehört. Inzwischen habe sich das zwar geändert, doch Armut sei in der Schweiz noch immer ein Tabuthema.
Mit der besseren Sichtbarkeit in der Wiler Fussgängerzone erhofft sich die Leiterin, dass künftig noch mehr Personen auf die Thematik aufmerksam werden. Hemmschwellen existieren aber nicht nur auf Seiten der Bevölkerung, sondern auch bei den Armutsbetroffenen selbst. Dass der Eingang des Ladens auf der Seite des Parkplatzes des Restaurants Hirschy ist und nicht an der Oberen Bahnhofstrasse sorgt für Diskretion. «Obwohl sich niemand dafür zu schämen braucht, von Armut betroffen zu sein», sagt Rita Borner.
Der Umzug hat aber einen anderen Hauptgrund. Alle Caritas Märkte würden nach drei Hauptkriterien strukturiert: Produkte, Arbeitsintegration und Begegnungstreff. Die Produkte erhält der Caritas Markt Wil grösstenteils von der Genossenschaft, welche diese organisiert. Brotwaren und Patisserie werden von lokalen Bäckereien geliefert. Umfasste das Sortiment in Wil anfangs rund 300 Produkte, sind es inzwischen 500. Besonders im Non-Food-Bereich sei das Angebot grösser geworden, sagt Rita Borner.
Auch die Arbeitsintegration funktioniert gut. Der Caritas Markt bietet einen niederschwelligen Zugang für Personen, die den Weg zurück in den ersten Arbeitsmarkt anstreben. Was am jetzigen Standort jedoch seit einiger Zeit fehlt, ist ein Begegnungstreff. Anfangs existierte ein solcher im Eingangsbereich, doch der Vermieter meldete später Eigenbedarf für diese Fläche an. Seither entfällt dieses Angebot. «Das wurde von vielen Kundinnen und Kunden stark vermisst», sagt Borner. Ein Begegnungstreff sei beinahe unverzichtbar. Denn Armut beschränkt sich nicht nur auf die Finanzen. Oft ginge sie auch mit sozialer Isolation einher, sagt Borner. Sei dies, weil sich betroffene Menschen aus Scham zurückziehen oder weil das Geld manchmal schlicht nicht reicht, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
Genau hier soll der Begegnungstreff des Caritas Markts ansetzen.
«Es soll ein niederschwelliger Ort sein, an dem finanziell benachteiligte Menschen, aber auch andere Interessierte sich treffen können.»
Konsumzwang gebe es selbstverständlich keinen. Wie genau der Treffpunkt gestaltet werde, sei noch offen. Die Kundinnen und Kunden würden dabei einbezogen werden, sagt Borner.
Noch dauert es rund vier Monate bis zum Umzug. Details zum Ablauf müssten zwar noch geklärt werden, die Zügelarbeiten sollen jedoch bei laufendem – eventuell eingeschränktem – Betrieb stattfinden, sagt die Geschäftsleiterin. Am 18.Februar des nächsten Jahres ist es dann so weit: Der Caritas Markt öffnet seine Türen zum ersten Mal am neuen Standort.
Die Kundinnen und Kunden werden dann nicht nur einen Begegnungstreff vorfinden, sondern auch eine leicht grössere Verkaufsfläche. Das ist auch gut so, denn der Kundenstamm ist seit der Eröffnung des Caritas Markts 2012 stetig gewachsen. Anfangs nutzten nur zirka 40 Personen pro Tag das Angebot, inzwischen sind es 100.