Phosphor ist ein wichtiger Stoff im Pflanzendünger. Die weltweiten Reserven gehen jedoch zur Neige. Der ZAB in Bazenheid prüft nun, ob es sich lohnt, Phosphor aus Klärschlamm zu gewinnen und daraus Dünger herzustellen.
Für die Menschen ist Phosphor lebensnotwendig. Sie benötigen ihn für den Stoffwechsel und für die Herstellung ihrer Nahrungsmittel. Denn ohne ihn würden die Pflanzen nicht wachsen. Die Landwirtschaft setzt Phosphor deshalb in grossen Mengen als Mineraldünger ein.
Da die Schweiz kaum über natürlichen Phosphorreserven verfügt, importiert sie Phosphordünger aus dem Ausland. Rund 4000 Tonnen sind es pro Jahr. Ein Import, der gar nicht nötig wäre. Der Dünger könnte auch mit Phosphor aus dem Inland hergestellt werden. Dieser lässt sich nämlich aus Klärschlamm rückgewinnen. Die Menschen scheiden den Phosphor, den ihr Körper nicht braucht, wieder aus.
Künftig will die Schweiz deshalb weniger Phosphordünger importieren und den Rohstoff aus dem Klärschlamm nutzen. Der Grund: «Der Phosphor aus dem Ausland ist oft nicht nachhaltig abgebaut und enthält kritische Schadstoffe», sagt Kaarina Schenk vom Bundesamt für Umwelt (Bafu). Ab 2026 muss der Rohstoff landesweit aus dem Klärschlamm zurückgewonnen werden. So verlangt es die neue Verordnung über die Vermeidung und Entsorgung von Abfällen (VVEA). Und für eine solche Rückgewinnung hat der Zweckverband Abfallverwertung Bazenheid, kurz ZAB, ein Projekt lanciert.
Ein Grossteil des importierten Phosphors stammt aus Marokko. Doch wie lange die Reserven noch reichen, ist unsicher: Fachleute sagen, der weltweite Vorrat sei bereits in wenigen Jahrzehnten aufgebraucht. Ausserdem ist der Phosphor aus dem Ausland oft mit Cadmium oder Uran belastet. Je mehr Dünger die Bauern in der Schweiz einsetzen, desto mehr von diesen schädlichen Stoffen reichern sich in den Böden an und gelangen so in unsere Lebensmittel und unsere Körper. Künftig dürfte die Qualität des importierten Phosphors sogar noch abnehmen. «Da es weltweit immer weniger natürlichen Phosphor gibt, ist man gezwungen, auf Lagerstätten mit schlechterer Qualität zurückzugreifen», sagt Schenk. Mit dem Verfahren, das der ZAB anwendet, soll deshalb Phosphor von besserer Qualität gewonnen werden. Der ZAB will jedoch nicht nur Phosphor rückgewinnen, er hat Grösseres vor: Er will ins Düngergeschäft einsteigen. «Wenn alles nach Plan läuft, könnte im 2021 erstmals Dünger produziert werden», sagt Claudio Bianculli, Geschäftsleiter des ZAB.
Das Verfahren zur Phosphorrückgewinnung klingt einfach: Der ZAB verwendet dafür den Klärschlamm aus den umliegenden Kläranlagen und verbrennt diesen. Aus der Asche, die so entsteht, wird dann der Phosphor chemisch gewonnen. Der Weg dahin ist jedoch aufwendig und teuer. «Wir müssen das Veredelungsverfahren testen, die Zulassungskriterien prüfen und die Vermarktung klären», sagt Claudio Bianculli.
Mittels Laborversuchen klärte der ZAB ab, ob der Phosphor überhaupt in genügend hoher Qualität zurückgewonnen werden kann. Auch der Phosphor aus dem Klärschlamm ist nämlich mit Schwermetallen wie Cadmium, Blei oder Kupfer belastet. Ihr Anteil darf nicht zu hoch sein, der Bund hat dafür Grenzwerte festgelegt. Zudem müssen die Pflanzen den recycelten Phosphor aufnehmen können. Das ist nicht bei allen Phosphaten der Fall. Die Versuche des ZAB haben nun ergeben, dass es möglich ist, den Phosphor in guter Qualität zurückzugewinnen. Doch das ist nur der erste Schritt. Die Tests müssen jetzt in grösserem Massstab wiederholt werden, die Laborversuche waren ein Pilotprojekt.
Für die Düngerherstellung braucht der ZAB ausserdem mehr Platz. Zwar sollen keine neuen Anlagen gebaut, die bestehenden jedoch umgebaut werden. «Wenn alles so klappt, wie wir uns das vorstellen, werden wir das Baugesuch 2020 einreichen können», sagt Bianculli.
Bevor es so weit ist, will der Zweckverband aber noch prüfen, ob sich die Düngerproduktion finanziell lohnt. «Wir müssen sicherstellen, dass das Produkt am Markt zu einem konkurrenzfähigen Preis verkauft werden kann», sagt Bianculli.
Der ZAB will also herausfinden, ob er mit dem Preis die Produktionskosten decken kann. Ist das nicht der Fall, müsste ein Teil der Kosten wohl auf den Steuerzahler abgewälzt werden. Dies hält Bianculli für wahrscheinlich: «Es muss davon ausgegangen werden, dass die Phosphorrückgewinnung mit den heutigen Gebühren nicht finanziert werden kann.» Es sei mit einem finanziellen Mehraufwand von 2 bis 7 Franken pro Einwohner und Jahr zu rechnen.