Der Keller hat ausgedient

RICKENBACH. Während vier Jahren waren Asylbewerber in der Zivilschutzanlage der Gemeinden Rickenbach und Wilen unterirdisch untergebracht. Nun haben die beiden Behörden die Schliessung der Unterkunft beschlossen.

Olaf Kühne
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Hamid aus Afghanistan sucht Asyl in der Schweiz. Bald erhält er eine neue Bleibe. (Bild: Silvan Meile)

Hamid aus Afghanistan sucht Asyl in der Schweiz. Bald erhält er eine neue Bleibe. (Bild: Silvan Meile)

Seit mittlerweile vier Jahren betreiben die Gemeinden Rickenbach und Wilen in ihrer gemeinsamen Zivilschutzanlage beim Gemeindehaus eine Asylbewerberunterkunft. Zehn Menschen lebten während dieser Zeit durchschnittlich im Keller. Nun soll die Einrichtung aber aufgehoben werden. Dies beschlossen die Gemeinderäte beider Kommunen.

«Aktuell leben noch drei Personen in der Unterkunft, zwei von uns und eine von Rickenbach», erklärt der Wilener Gemeindeammann Kurt Enderli den Entscheid. «Und auf absehbare Zeit rechnen wir nicht mit weiteren Zuweisungen vom Kanton.»

2010 sah das noch anders aus. Auf Druck des Kantons Thurgau mussten Rickenbach und Wilen je vier Asylbewerber aus Sri Lanka aufnehmen. Die zwei Gemeinden nahmen nach langer Suche die Zivilschutzunterkunft in Betrieb. Wuppenau schloss sich mit seinen zwei Asylsuchenden der Notlösung an.

Kritik an Unterbringung

In der Folge wurde Kritik über die Unterbringung laut. Namentlich die St. Galler Beobachtungsstelle für Asyl- und Ausländerrecht Ostschweiz bezeichnete die unterirdische Plazierung als «skandalös» und «unvorstellbar». Inzwischen haben sich die Wogen geglättet. Die Installation eines Wohncontainers als Aufenthaltsraum mit Tageslicht entschärfte die Situation. Enderli zieht denn auch eine positive Bilanz: «Wir hatten während der vier Jahre keinerlei Probleme.»

Verhandlung läuft

Entschärft hat sich die Lage längst auch für den Rickenbacher Gemeindeammann Ivan Knobel. «Wir haben aktuell noch einen Jugendlichen aus Afghanistan in der Unterkunft», sagt er. «Per 1. April werden wir ihn an einem anderen Ort in der Gemeinde unterbringen. Wenn er dann überhaupt noch bei uns ist. In einem laufenden Asylverfahren kann das schliesslich jederzeit ändern.» Anders als Rickenbach strebt Wilen eine Anschlusslösung für seine beiden Asylbewerber aus Sri Lanka ausserhalb der Gemeinde an.

Man sei in Verhandlung mit einer Nachbargemeinde, erklärt Gemeindeammann Enderli. Dort werde in Zusammenarbeit mit weiteren Gemeinden eine gesamtheitliche Lösung angestrebt. Wann es so weit sein wird, ist aktuell noch offen. Enderli gibt sich aber optimistisch und rechnet ebenfalls mit dem kommenden April, hängt doch die Schliessung der gemeinsamen Unterkunft nun von der Gemeinde Wilen ab.