Friedrich Joppich schuf sich einen Namen als Kleintierzüchter und Fachbuchautor. Der gebürtige Deutsche kam 1888 in Degersheim auf die Welt und verbrachte dort auch die ersten 26 Jahre seines Lebens.
Zita Meienhofer
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Seit Kindheit interessierte er sich für die Kaninchen, züchtete sie und eignete sich ein Wissen über die Tiere und die Zucht an. Mit 15 Jahren stellte er erstmals Kaninchen aus, mit 20 war er bereits als Preisrichter an allen grösseren Ausstellungen in der Schweiz tätig. Mit 25 Jahren erhielt er die Ehrenmitgliedschaft des Schweizerischen Französisch-Widder-Züchterclubs. 1914 – der Erste Weltkrieg brach aus – wurde er, als Deutscher, zum Kriegsdienst nach Deutschland einberufen. 26-jährig verliess Friedrich Joppich die Schweiz, verliess seinen Geburtsort Degersheim, und kehrte nie mehr zurück.
Friedrich Joppich wurde am 1. Mai 1888 in Degersheim geboren, als Sohn einer deutschen Handwerkerfamilie. Degersheimer, die ihn noch kannten, beschrieben ihn im Buch «Degersheim», das 1996 herausgegeben wurde, als ungewöhnlich lebhaften Mann. Er nahm sich nicht nur der Zucht an, er publizierte bereits als 20-Jähriger in schweizerischen und deutschen Fachzeitschriften fundierte Artikel über die Rassekleintierzucht. Diese Beiträge stiessen auf grosses Echo. 1911, mit 23 Jahren, war er Organisator der ersten Schweizer Klubschau der Holländerkaninchen. Diese fand im damaligen Restaurant «Krone» statt. Joppich war an der Gründung verschiedener Schweizer Rassekaninchen-Spezialklubs beteiligt und schuf mit dem Ornithologischen Verein Degersheim eine Richtschnur für die Schweizerische Rassekaninchenzucht. Diese begann sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu organisieren. Und letztlich war es auch Joppich, der massgeblich dazu beitrug, dass verschiedene neue Kaninchenrassen entstanden. 1914, er war noch an der Schweizerischen Landesaustellung beschäftigt, musste er zum Wehrdienst einrücken.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges blieb Friedrich Joppich in Deutschland, obwohl er eigentlich gerne in die Schweiz zurückgekehrt wäre. «Die Aussicht auf Arbeit war nicht rosig», habe er sein Sesshaftwerden in Hamburg begründet. Die Kriegswirren taten seiner Liebhaberei zur Kleintierzucht keinen Abbruch. Dank guten Kontakten zu Züchtern und seinen Verwandten in der Schweiz, liess er Tiere nach Deutschland transportieren, um die Rassekaninchenzucht dort wieder aufzubauen.
1928 gründete Friedrich Joppich nahe Hamburg zudem eine Farm für Pelztiere und Kaninchen, wohin die nach Deutschland importierten Tiere kamen. Daneben arbeitete er zwischen 1928 und 1931 als fachlicher Berater beim Aufbau einer Pelztierfarm in der Nähe von Moskau. In Hamburg trat er dem 1909 gegründeten Verband Hamburger Kaninchenzüchter bei und wurde schon bald als Vorstandsmitglied (Schriftführer) gewählt. Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Verunsicherung gross. In der Jubi- läumsschrift des Vereins ist zu lesen, dass Friedrich Joppich trotz der Vorkriegswirren beharrlich seinen Weg ging – immer die Kleintierzucht vor Augen. Kurz vor Kriegsausbruch, 1938, wurde Joppich, der Landesfachgruppen-Vorsitzender der Kleintierzüchter war, nach Berlin versetzt.
Bei Ende des Krieges war Friedrich Joppich in Brieselang (nähe Berlin) wohnhaft, einer Ortschaft, die zur DDR (Deutschen Demokratischen Republik) gehörte. Dort blieb er und beteiligte sich wiederum intensiv am Aufbau der Rassekaninchenzucht. Von der Regierung wurde der Fachmann stark in den Zentralverband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter in Ostberlin eingebunden. Nicht wie im Westen, wo die Kleintierzucht eher Freizeitbeschäftigung war, diente sie im Osten zur Sicherung der Versorgung. Während dieser Zeit verfasste er auch über 15 Fachbücher über die Zucht und Haltung von Kaninchen und Geflügel. Friedrich Joppich wurde schliesslich mit der Verdienstmedaille der DDR ausgezeichnet. Da er auch als Geflügelzüchter und Geflügelpreisrichter sehr erfolgreich war, wurde ihm die Robert-Oettel-Ehrennadel verliehen. Am 24. September 1979 verstarb Friedrich Joppich im Alter von 91 Jahren.
Hinweis
Textteile sind aus folgenden Publikationen entnommen worden: «Degersheim», Politische Gemeinde Degersheim 1996; «1909 bis 2009 – 100 Jahre Rassekaninchenzucht in Hamburg» des Verbands Hamburger Kaninchenzüchter sowie «deacademic.com/dic.nsf/dewiki/474345» und «de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Joppich».