Heute feiert das Institut auf dem Rosenberg sein 125-Jahr-Jubiläum. Höhepunkt ist ein grosses Feuerwerk. Eingeladen sind Ehemalige, darunter viel Prominenz. Wer kommt, ist geheim. Diskretion gehört zum Geschäftsmodell.
Wenn es am Samstag zwischen 21 und 22 Uhr am St. Galler Rosenberg leuchtet, knallt und kracht, ist das kein verspäteter 1.-August-Zünder und auch kein Attentat: Am 23. August feiert das Institut auf dem Rosenberg sein 125-Jahr-Jubiläum mit einem professionellen Feuerwerk. Die Stadtpolizei hat es bewilligt – ausnahmsweise. Das tut sie nämlich, zum Schutz von Bevölkerung, Tieren und Umwelt, nur selten; das letzte Feuerwerk dieser Art wurde vor mehreren Jahren abgebrannt. Während die Raketen weithin öffentlich hör- und sichtbar sein werden, findet die Feier zum 125jährigen Bestehen des Instituts «entre nous» statt.
Eine rosafarbene Rose ist das Emblem des Instituts. Rosa Rosen blühen im Juni im Institutsgarten. Fast alles ist rosa: das Erscheinungsbild, die Fassade des Jugendstilhauses, der Zaun, das Wappen mit Rose, Bär und Krone, die Einladungskarte. «Rosenberg wants you back!» Allerdings ist es kein kitschig-schrilles Quietsch-Pink, sondern ein kühles, zurückhaltendes, blasses Rosa.
Die Jubiläumsfeier ist in erster Linie eine Feier für Ehemalige, die sogenannten Alumni. Sie verlieren den Kontakt zum Rosenberg nie ganz. Jedes Jahr erhalten sie «Alumni News» mit Nachrichten über und von Ehemaligen und über das aktuelle Internatsleben.
Diskretion geht über alles. Zutritt zur Feier vom Samstagabend gibt's nur mit Sicherheitsausweis. Die Medien sind aus Diskretionsgründen ausgeschlossen. So ist auch nicht zu erfahren, wer hier zur Schule ging. Ehemalige plaudern gern aus der Schule – nur zitieren lassen sie sich nicht. Klare Regeln und Disziplin hätten sie auf dem Rosenberg gelernt, sagen Ehemalige immer wieder.
«Wir von der Kanti haben <die von da oben> immer mit etwas Argwohn beäugt. Ziemlich dünkelhaft von uns, nicht?», sagt eine ehemalige Schülerin der Kantonsschule am Burggraben. Das wird die Rosenberg-Schülerinnen und -Schüler kaum gekratzt haben. Sie sind weder Snobs noch Spiesser, bei denen sich alles nur um Coolness, die richtigen Klamotten, die richtige Musik, das richtige Mobile dreht – das verrät die Ehemalige Annette Kammerer auf «Zeit online». Kaum einem Mitschüler sei aufgefallen, dass sie sich weder Gucci noch Hermès leisten konnte. Und wenn ihre Eltern mit einem alten VW-Kombi vor dem rosaroten Zaun vorfuhren, um sie abzuholen, habe niemand die geringste Notiz davon genommen.
Richtig guter Stil hat im Institut am Rosenberg grosse Bedeutung: keine Tattoos, kein Piercing, keine Jeans. Jungs tragen Anzug und Krawatte, was bei Gleichaltrigen in der Stadt oft für Spott sorgt – Schnauz und Bart sind verboten. Mädchen müssen sommers Röcke tragen; im Winter sind Hosenanzüge erlaubt.
«Leben zu lernen ist der Endzweck aller Erziehung» lautet das Motto nach Pestalozzi des Instituts auf dem Rosenberg. Das bedeutet laut der Philosophie des Hauses: alltägliche Schwierigkeiten zu meistern, seine Aufgabe auch als Schülerin oder Schüler zu erfüllen, sich in die Gemeinschaft einzugliedern, Sozialkompetenz und Konfliktfähigkeit zu erlangen. Das Institut «wurde und wird stets durch herausragende Persönlichkeiten geprägt», heisst es im Porträt der Schule: «We honour the past and embrace the future.» Oder auf Deutsch: «Wir akzeptieren die Vergangenheit und nehmen die Zukunft an.»