Das erste Heimspiel des FC Wil gegen die Grasshoppers am Freitagabend gilt bereits als Risikospiel. Demzufolge wird das Polizeiaufgebot deutlich erhöht.
Es war die Skandalpartie dieses Jahres im Schweizer Fussball. Der Traditionsverein und Rekordmeister Grasshopper Club Zürich stand am Rande des erstmaligen Abstiegs seit 70 Jahren aus der höchsten nationalen Liga. Das Spiel auswärts in Luzern am 12. Mai galt als eine der letzten Chancen, doch noch die drohende Relegation zu verhindern oder zumindest hinauszuschieben – doch die Limmatstädter versagten kläglich. Knapp 20 Minuten vor Schluss lagen sie 0:4 zurück. Zu viel Frust für einige GC-Sympathisanten. Sie kletterten über den Zaun der Tribüne, betraten teils vermummt den Rasen und erzwangen den Spielabbruch. Eine Wiederaufnahme der Partie kam nicht zu Stande. Die Szenen kamen einem Déjà-vu gleich, denn bereits zwei Monate zuvor hüllten GC-Chaoten das Tourbillon-Stadion in Sion in Pyrorauch; auch diese Partie konnte nicht beendet werden.
Die Konsequenz für die Aktion in Luzern folgte schnell: Forfait-Niederlage für den Verein, eine Busse von 30000 Franken sowie eine Anordnung von zwei Spielen unter Ausschluss der Öffentlichkeit – und der Abstieg in die Challenge League war ebenfalls besiegelt.
Vergangenes Wochenende startete die Challenge League in die neue Saison, GC gewann seinen Auftakt zu Hause gegen Lausanne. Nun folgt das erste Gastspiel – und zwar morgen Abend im Bergholz gegen den FC Wil. «Wir haben gleich zu Beginn das Risikospiel der Saison», sagt Benjamin Fust, Geschäftsführer des FC Wil. Die Partie stösst auf grosses Interesse, im Vorverkauf gingen bereits 1000 Tickets raus, und das trotz der aktuellen Ferienzeit.
«Im Normalfall setzen wir zu einem solchen Zeitpunkt nicht mal 100 Tickets ab. Das aber sind neue Dimensionen.»
Risikospiele waren zuletzt glücklicherweise eine Seltenheit in der Challenge League für den FC Wil, es fehlten die Gegner mit grosser Anhängerschaft oder die hitzigen Derbyduelle. Nur bei wenigen Matches – «wenn Winterthur oder Aarau zu Gast ist» – bestehe aufgrund von Fanfeindschaften ein erhöhter Sicherheitsbedarf.
Beim ersten Heimspiel von morgen Freitag sei dieser Bedarf jedoch noch grösser. So ist man sich laut Fust bewusst, dass viele Anhänger des Zürcher Clubs die Reise in die Äbtestadt antreten werden. «Einige sind wohl nach den Geisterspielen noch auf Entzug.» Man hat sich – betrachtet man die Vorfälle vom Frühling und den negativen Ruf der GC-Chaoten – im Sicherheitsbereich dementsprechend akribisch darauf vorbereitet. «Wir haben Gespräche sowohl mit der Kantonspolizei wie auch mit den Sicherheitsverantwortlichen von GC geführt. Diese verliefen erfolgreich.» Die Sorge, dass sich im Bergholz ähnliche, wüste Szenen wie im Mai in Luzern ereignen würden, ist reell:
«Wir wissen, wie manche GC-Fans unterwegs sind. Folglich werden wir das Polizeidispositiv für den Freitagabend deutlich erhöhen.»
Ziel sei es, jegliche Gewaltausbrüche, Randalen oder pyrotechnischen Eskapaden zu verhindern.
Wie gross das Polizeiaufgebot sein wird und welche zusätzlichen Kosten daraus entstehen, will Fust nicht konkretisieren. Nur so viel sei gesagt:
«Eine Eskorte wird den GC-Fanzug am Bahnhof empfangen und zum Stadion begleiten. Und vor, während und nach dem Spiel werden die Sicherheitsleute Präsenz zeigen.»
Auch die Feuerwehr stehe bereit, vielleicht gar mit einem Löschfahrzeug. Sonst bleibe alles beim Alten, Alkohol werde beispielsweise normal ausgegeben. Fust ist überzeugt: «Wir sind gewappnet.»
Sportlich gesehen bietet das erste Wiler Heimspiel der Saison noch nicht viel Zündstoff. Zwar haben die Wiler ihre erste Partie auswärts gegen Chiasso ebenfalls siegreich gestaltet – weshalb das morgige Spiel bereits einen ersten Spitzenkampf darstellt –, jedoch ist die Saison noch jung. Nichtsdestotrotz: Das Duell auf dem Rasen hat seinen Reiz. An der Seitenlinie des FC Wil steht nämlich ein Altbekannter von GC: Ciriaco Sforza spielte sechs Jahre lang für die erste Mannschaft, von 2009 bis 2012 war er gar deren Trainer.
Die Partie zwischen dem FC Wil und GC wird am Freitag um 20 Uhr angepfiffen.