Bewusst unterwegs: Was die Primarschule Kirchplatz machen muss, um zur Energieschule zu werden

Sie folgt dabei den Spuren der Oberstufenschule Kirchberg. Diese nahm eine Vorreiterrolle ein und erhielt als erste Schule im Kanton St.Gallen die Auszeichnung Energieschule – im September 2019.

Rosa Schmitz
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Das Energiegremium der Primarschule Kirchplatz mit Schulleiter Peter Meyer (rechts). (Bild: Rosa Schmitz)

Das Energiegremium der Primarschule Kirchplatz mit Schulleiter Peter Meyer (rechts). (Bild: Rosa Schmitz)

Umweltbewusst denken ist in. Viele Schulen beschäftigen sich heute mit Themen im Energie- und Klimabereich – meist aber punktuell und in Einzelprojekten. Hier setzt die Auszeichnung «Energieschule» an: Ein Leistungsausweis für Schulen, die eine vertiefte und kontinuierliche Verarbeitung dieser Themenbereiche verfolgen. Energieschulen verankern den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen in der Schulkultur, setzen ein Jahresprogramm mit Energie- und Klima-Aktionen um und integrieren die Themen Energieeffizienz, erneuerbare Energien sowie sorgfältige Ressourcennutzung in den Schulunterricht.

Um die Auszeichnung zu erhalten, durchläuft eine Schule während eines Schuljahres den Prozess zur Energieschule und strebt dabei die Erfüllung der vorgegebenen Kriterien an. Ob die Anforderungen erfüllt sind, entscheidet das Fachgremium Energieschulen von Energiestadt.

Auszeichnung zum Ziel gesetzt

Die Primarschule Kirchplatz hat sich entschieden, diese Herausforderung anzunehmen und sich die Auszeichnung «Energieschule» zu sichern. Begonnen hat der Prozess gemäss Schulleiter Peter Mayer im September 2019. «Die Gelegenheit wurde mir erstmals auf der monatlichen Schulleiter-Konferenz vorgestellt», sagt er.

«Alle Schulen, die in einer sogenannten ‹Energiestadt› – wie Wil sie ist – angesiedelt sind, können sich zum Ziel setzen, eine Energieschule zu werden.»

Da die Primarschule Kirchplatz in Sachen Nachhaltigkeit schon länger bewusst unterwegs sei, stelle diese Auszeichnung keine allzu grosse Hürde dar. «Wir arbeiten ja bereits seit 2016 daran, die Sensibilität diesem Thema gegenüber zu fördern.» Die Bewerbung sei eingereicht worden, um der Sache zu dienen und nicht um des Labels Willen. Der Hype um Greta Thunberg, «Fridays for Future» und die Klimadiskussion sei nun einfach hinzugekommen und habe die Schüler sensibler für das Thema gemacht.

Mit dem Label Energieschule würde ein weiterer Meilenstein erreicht werden, denn die politische Gemeinde bekennt sich seit Jahren zur nachhaltigen Energienutzung. Die Stadt Wil ist am 29. Juli 1998 mit dem Label Energiestadt ausgezeichnet worden

Erste Energieschule im Kanton

Ein Vorbild für die Primarschule Kirchplatz ist die Oberstufe Kirchberg. Sie nahm eine Vorreiterrolle ein und erhielt als erste Schule im Kanton St.Gallen die Auszeichnung Energieschule – im September 2019. In gut zwanzig Veranstaltungen – verteilt über zwölf Monate – beschäftigten sich die 160 Schüler sowie die Lehr- und Abwartsteams des Lerchenfeldschulhauses mit dem Thema Energie und zeigten, was für ein Sparpotenzial beim Energieverbrauch möglich ist. Dazu gehörten etwa der Fernwärmeparcours im September 2018, den der Zweckverband Abfallverwertung Bazenheid (ZAB), das Regionalwerk Toggenburg (RWT) und die Dorfkorporation Bazenheid angeboten haben. Ein weiterer Anlass war der Gang durchs Schulhaus, auf dem Hauswart Richard Rüdlinger auf das Sparpotenzial bei der Energienutzung aufmerksam machte.

Ergebnisse stellte die Oberstufe Kirchberg am 20. September 2019 anlässlich einer Feier mit der Bevölkerung vor. Den ganzen Tag präsentierten die Schüler verschiedene Attraktionen, um die Möglichkeiten der Nachhaltigkeit zu zeigen. Solarboote aus PET-Flaschen, Windrädchen, Solarblumen und Tischventilatoren konnten unter Anleitung gebastelt werden. Eine andere Gruppe Schüler zeigte den Interessierten das Schulhaus und die diversen Departemente, wo gespart oder optimiert wurde. So wurde in einem Raum Karton, Papier, Plastik und Tintenpatronen gesammelt. Im Keller konnte man sich die Wasserversorgung und die Heizung erklären lassen: Auf dem Schulhausdach sind 86 grosse und kleine Solarpanels montiert. Die grossen sorgen für das Warmwasser und die kleinen für Strom. Auf dem benachbarten Turnhallendach sind weitere 224 Panels montiert, die für die Stromerzeugung genutzt werden.

Energiegremium gegründet

Die Primarschule Kirchplatz ist auf gutem Weg, in die Fussstapfen der Oberstufe Kirchberg zu treten. Dazu wurde ein Energiegremium gegründet. Das Komitee besteht aus acht Schülerinnen und Schülern der 1. bis 6.Klasse, drei Lehrerinnen, der Hauswartin und dem Schulleiter Peter Mayer. «Dieses Gremium ist dazu da, um zu sehen, wo die Schule noch etwas verbessern könnte», sagt Mayer.

«Zum Beispiel: die Glühbirnen in der Deckenbeleuchtung neu mit LED-Licht auszustatten oder Bewegungsmelder einzubauen.»

Für ihn ist schon vor Abschluss des Prozessjahres klar, dass die Erarbeitung des Energielabels das Bewusstsein nach erneuerbarer Energie bei allen Beteiligten nachhaltig geweckt hat. «Die Kinder freuten sich sehr über die Gelegenheit, Teil dieses Komitees zu sein und waren sehr stolz darauf, ausgewählt zu werden. Und die anderen Kinder haben ihnen gratuliert.»

Die Schüler können in den kommenden Wochen projektartig arbeiten, thematische Ausflüge unternehmen, erhalten spezielle Unterrichtslektionen von externen Fachleuten und erfahren unter anderem, wie viele Kilowattstunden verschiedene Leuchtmittel verbrauchen. Meyer:

«Wir hatten Umwelt-Detektive, die nach Sparmöglichkeiten suchten und auch fanden. Auch kleine Ideen wirken.»

Und streicht heraus, wie wichtig es ist, Verantwortung zu übernehmen, gangbare Schritte zu unternehmen und nachhaltig dran zu bleiben.

«Wer weiss», sagt Mayer, «vielleicht streben bald weitere Schulen diesen Leistungsausweis an.» Es sei wirklich kein komplizierter Prozess. Wie eine Checkliste sind alle Kriterien klar aufgeschrieben, die erfüllt werden müssen. Ausserdem: Die Kosten für die Primarschule Kirchplatz sind gleich null, weil die Aktivitäten, für die sich die Schule entscheidet, über den Aktionsmassnahmeplan der Energiestadt finanziert sind. «So einfach ist das.» Werden alle Anforderungskriterien erfüllt, erfolgt für die Primarschule Kirchplatz im August 2020 die Labelübergabe. Danach wird der Leistungsausweis alle vier Jahre wieder überprüft.