Des Nagers «Kunstwerk» im Flawiler Rehwald ist nicht mehr. Mitarbeitende des Forstamtes haben die durch Biberfrass geschwächte Weide an der Glatt gefällt. Aus Sicherheitsgründen, wie Revierförster Roman Gschwend sagt.
Die Reaktionen auf den Holzschlag bei der Glattburg sind unterschiedlich: Erleichterung und Unverständnis prallen aufeinander. Revierförster Roman Gschwend kann sowohl die Argumente der Befürworter als auch jene der Gegner nachvollziehen. Aber nur ein Aspekt war für seinen Entscheid, die Weide zu fällen, von Belang: die (absolute) Sicherheit.
Die war in der Vergangenheit immer wieder in Frage gestellt worden. Bürger beschwerten sich bei verschiedenen Anlaufstellen – auf kommunaler, wie kantonaler Ebene. Schliesslich wurde gar die Polizei aufgeboten. Obwohl Roman Gschwend betont, den Baum unter regelmässiger Beobachtung und «im Griff» gehabt zu haben, entschied er sich nach einer Neubeurteilung der Gegebenheiten dazu, den Baum der Biber und des Anstosses zu beseitigen. «Wäre der Baum, aus welchen Gründen auch immer, auf eine Person gestürzt, hätte ich mir das nie verzeihen können», sagt er. Die Verantwortung habe er nicht tragen wollen. «Immerhin stand der Baum im Umfeld zweier Feuerstellen, eines Weges, des Vita-Parcours sowie einer von Reitern benützten Furt.»
Nach dem Holzschlag präsentiert sich das «Kunstwerk» in redimensionierter Form weiterhin. Die Mitarbeitenden des Forstamtes fällten die Weide so, dass ein erhöhter Strunk zurückblieb. «Um Interessierten, vor allem auch Kindern, weiterhin aufzuzeigen, wie sich Biber an Bäumen gütlich tun», begründet Roman Gschwend seinen Auftrag. Stamm und Äste wurden zur Seite gelegt – als Biberfutter.
Dass die hier heimische Biberfamilie das angerichtete Mahl verspeisen wird, glaubt Markus Graber, lokaler WWF-Biberschützer und Vorstandsmitglied des Naturschutzvereins Flawil, allerdings nicht. Derzeit ernährten sich die Biber von Kräutern und Gräser, sagt er. Erst im November oder Dezember stiegen sie auf Rinden um. «Bis dahin dürfte die Biber-Weide soweit verdorrt sein, dass sie als Nahrung nicht mehr akzeptiert wird», glaubt er. Umso mehr, als in deren Revier saftige Alternativen zur Verfügung stünden.
Auch deshalb sieht Graber in der Beseitigung des Baums kein Problem. Wenngleich die Zeit nicht gedrängt habe, zumal der Biber sich derzeit nicht von Rinde ernähre. «Jedenfalls wird weder das Biberpaar noch sein Nachwuchs ohne diese Weide hungern. Auch ist ausgeschlossen, dass die Biber ihr Revier deswegen verlassen», sagt er. Zu denken gibt ihm etwas ganz anderes. «Menschen, die auch in der freien Natur die absolute Sicherheit wollen, täuschen sich. Nicht alles, was vielleicht böse enden kann, lässt sich verhindern.» Die Gesellschaft jedoch habe die Tendenz, alles und jedes regeln zu müssen.