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Ostschweiz
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Unter den vielen Theatergruppen möchte sich der Verein Theaterzone abheben. Denn bei ihm steht nicht das Proben für eine Aufführung, sondern das Erlernen der verschiedenen Schauspieltechniken im Fokus. Im September zeigt er sein erstes Stück.
Der Verein Theaterzone sei anders als übliche Theatergruppen, sagen die Verantwortlichen. «Unser oberstes Ziel ist die Ausbildung von Laienschauspielern und nicht wie bei anderen Vereinen das Vorbereiten einer Aufführung», erklärt Präsidentin Jaqueline Gübeli. Denn beim Proben auf ein Stück fehle meistens die Zeit, um sich mit Grundlagen und den Feinheiten des Schauspiels zu beschäftigen.
Dies gab den Ausschlag zur Gründung der Theaterzone, die vor eineinhalb Jahren noch Verein Bühne Thurtal hiess. Dies, weil viele der Mitglieder auch Teil der Freilichtspiele der gleichnamigen Theatergruppe waren. Da es abgesehen davon aber keine Überschneidungen der beiden Vereine gab und um Verwechslungen auszuschliessen, habe man sich zur Umbenennung entschlossen, erklärt Gübeli.
Einmal pro Monat organisiert der Verein Übungsabende. Diese sind thematisch ausgerichtet. An einem Abend wird an der Gestik gefeilt, am nächsten widmet sich die Gruppe dem Thema Emotionen, dann wird die Präsenz auf der Bühne trainiert.
Klingt nach Grundlagenarbeit, bringt gemäss Aussagen der Verantwortlichen aber auch erfahrene Laienschauspieler weiter. Roland Hefti, künstlerischer Leiter, erklärt:
«In vielen Produktionen wird mit übertriebenen Klischees gearbeitet, ohne das diese kritisch hinterfragt werden.»
An den Übungsabenden wolle er den Teilnehmern beibringen, ihre Rolle zu leben – und nicht nur zu spielen. Textsicherheit ist Hefti weniger wichtig, als dem Publikum ein Gefühl zu vermitteln. Dabei sei es für jeden Schauspieler wichtig, eigene Zugänge zu seiner Rolle zu finden, sie auf seine Art und Weise zu verkörpern. Nicht jeder, der wütend ist, werde laut, nicht jede Trauer gehe mit Tränen einher. Bei den Übungen könnten solche Variationen ausprobiert werden, was den Schauspielern dann bei der Verkörperung von Rollen auf der Bühne weiterhelfe.
Nebst den monatlichen Übungen hat ein Teil der Vereinsmitglieder in den vergangenen Monaten das Stück «Am Fenster – Endstation Frauenknast» einstudiert. Damit wird die Arbeit der Theaterzone im September erstmals auf der Bühne zu sehen sein. Roland Hefti bezeichnet es als Experiment – sowohl für die Schauspieler wie auch die Zuschauer. Letztere werden gleich in mehrfacher Weise ins Stück integriert. Einerseits während der Aufführung, indem die Darsteller mit Blickkontakt oder auch Worten direkt angesprochen werden. Anderseits wird aber auch das ganze Theatererlebnis als Gefängnisbesuch inszeniert.
Angefangen bei den Eintrittskarten, die dem Publikum in Form eines Strafvollzugsbefehls überreicht werden. Auch eine freie Platzwahl wird es nicht geben. Die Wärter weisen den Sträflingen ihre Zellen auf der Zuschauertribüne zu. Zur Komplettierung des Erlebnisses wird anstelle eines normalen Caterings ein Knastmenu von den Insassinen geschöpft und die Gefangenen und Wärter, die auf der Bühne zu sehen sind, mischen sich vor dem Beginn der Aufführung unters Publikum. So soll der Zuschauer das Gefühl des Eingesperrtseins hautnah selbst erleben. Denn das Stück möchte nicht bloss unterhalten, sondern zum Nachdenken anregen. Durch die Auflösung oder zumindest das Zerfliessen der Grenzen zwischen Zuschauer und Handlung des Stücks, soll das Publikum die Perspektiven der Insassen besser nachvollziehen können.
Die Finanzierung des Stücks war für den jungen Verein, der sich nur mit Mitgliederbeiträgen und Einnahmen aus den Übungsabenden finanziert, eine Herausforderung. Dies, weil für Förderbeiträge ein Leistungsausweis nötig ist, den er nach so kurzer Zeit noch gar nicht erbringen konnte. Dank Sponsoren konnte die Finanzierung sichergestellt werden. Ausserdem lancierte der Verein ein Crowdfunding.
Hinweis
Weitere Informationen zu den Übungsabenden und den Aufführungen: www.theaterzone.ch.