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Auf der grünen Welle: Die Grünen der Region Wil wollen einen zweiten Sitz im Parlament

Mit sieben Mitgliedern in der Pfalz könnten die Grünen eine eigene Fraktion bilden.

Tobias Söldi
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Ob man ihre Haltung vertritt oder nicht, die Grünen sind die Partei der Stunde. Das zeigte sich bei den Nationalratswahlen vergangenen Oktober, als die Grünen 17 Sitze im Nationalrat dazugewonnen haben und damit viertstärkste Partei im Parlament wurden. Von einem «Erdrutschsieg» war in den Analysen danach die Rede.

Einer der Gründe für den Aufschwung der Grünen kennt mittlerweile jeder: der Klimawandel. Eva Noger, Präsidentin der Grünen Prowil, erklärt:

«Jeden Tag lesen die Leute in den Medien, wie dringend nötig Massnahmen im Bereich Klimaschutz und Ökologie sind.»
Eva Noger, Präsidentin Grüne Prowil

Eva Noger, Präsidentin Grüne Prowil

Das Kernthema der Partei, die sich in der Region aus den städtischen Grünen Prowil und den Grünen Wil-Land zusammensetzt, sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Als Partei, die sich schon immer diesem Thema gewidmet habe, geniesse man eine hohe Glaubwürdigkeit, ist sie überzeugt.

Eine eigene Fraktion als Ziel

Diese Ausgangslage lässt Noger denn auch zuversichtlich auf die anstehenden Wahlen blicken. Seit den Wahlen 2016 sind die Grünen mit sechs Sitzen im Parlament vertreten, einem mehr als nach dem Wahljahr 2012. Aus dem Wahlkreis Wil politisiert dabei der Stadtparlamentarier Guido Wick in der Pfalz. Er soll eine Wiler Kollegin oder einen Wiler Kollegen erhalten: «Wir wollen einen zweiten Sitz erobern», sagt Noger.

Die aussichtsreichsten Kandidaten sind dabei Judith Durot aus Niederuzwil und der Stadtparlamentarier Michael Sarbach aus Rossrüti, welche die Plätze zwei und drei auf der Hauptliste der Grünen belegen. «Es wäre schön, wenn wir mit einer Frau und einem Mann im Parlament vertreten sein könnten», sagt Noger. Ihre Wählerstärke wollen die Grünen dabei von 8,5 Prozent auf 10,5 Prozent erhöhen.

«Mit sieben Mitgliedern im Parlament können wir eine eigene Fraktion bilden.»

Das ist eine der Schwierigkeiten, mit der die Grünen aktuell konfrontiert sind. «Wir sind noch eine kleine Partei. Ohne eigene Fraktion sind unsere Möglichkeiten begrenzt», sagt Noger. Zurzeit bilden die Grünen mit der SP eine Fraktion. Trotzdem versuche man, Akzente zu setzen, was etwa bei der Überarbeitung des Energiegesetzes gelungen sei.

«Wir wollen aber mehr Wirkung.»

Um den zusätzlichen Sitz zu erreichen, setzen die Grünen auf Gespräche. Neben dem Einsatz der klassischen Werbekanäle wie Facebook, Newsletter oder Plakate verteilen sie zudem Wildblumen-Samen – «für mehr Grün im Kanton» – und Grünteebeutel. So weit wie die Grünliberalen, die als Partei aus ökologischen Gründen ganz auf Flyer und Plakate verzichtet, gehen die Grünen nicht. Aber: «Wir fragen uns, wie wir übrig gebliebenes Werbematerial rezyklieren können und haben unsere Give-aways ressourcenschonend geplant.»

Klare Haltung zum Thema Mobilität

Eines der Themen, das die Grünen beschäftigt, ist das Standortentwicklungsprojekt Wil West. Noger ist kritisch: «Wir sind grundsätzlich offen. Aber Wil West darf nicht zum Nachteil der Stadt gereichen.» Sie befürchtet Mehrverkehr und eine Mehrbelastung der Quartiere. Ohne flankierende Massnahmen in der Stadt gebe es keine Zustimmung. Gerade in Sachen Mobilität vertreten die Grünen eine klare Haltung. «Der motorisierte Verkehr darf nicht weiter ausgebaut werden», sagt Noger. Stattdessen müsse man den ÖV fördern. In Wil wäre dies etwa bei den Anschlüssen am Bahnhof überfällig. «Die Anbindung des Nahverkehrs an die Zugverbindungen muss verbessert werden.» Klassisch grün ist die Partei in Sachen Tourismus («Die wunderbare Natur ist unsere Ressource. Ein sanfter Tourismus ist sinnvoll. In erster Linie soll die Infrastruktur jedoch auf die Bedürfnisse der Wohnbevölkerung ausgerichtet sein.») und Bautätigkeit. Innenverdichtung sei das Gebot der Zeit, findet Noger, betont aber: «Uns ist es wichtig, dass die Bauweise trotzdem ästhetisch bleibt.»

Kritisch stehen die Grünen den von der Regierung vorgesehenen Spitälerschliessungen gegenüber. Für sie geht es nicht an, dass Privatspitäler Rosinen picken und auf Kosten der öffentlichen Spitäler schwarze Zahlen schreiben können – hier müsse die Strategie überprüft werden. Noger sagt aber auch: «Gute medizinische Versorgung darf etwas kosten.»