Während der Exkursion des WWF entlang des Oberbürer Dorfbachs sind viele Biberspuren entdeckt worden. Allerdings liess sich keiner der pelzigen Nager blicken
Zum Glück haben die Orkanböen am Samstagmorgen nachgelassen, so dass Manuela Bissegger und Ulla Buchmann, die zwei WWF-Frauen, die wetterfest eingekleideten Kinder und Erwachsenen zum Dorfbach führen können. «Dieses Bächlein war früher eingedolt. Schaut, wie es sich nun seinen Weg sucht. Jetzt wird es wieder von vielen Tieren bevölkert und auch die Flora profitiert von der Renaturierung», erklärt Manuela Bissegger. Da sie als Biberbotschafterin häufig Schulklassen besucht, findet sie die geeigneten Worte, um den Kindern den Lebensraum des Bibers verständlich zu erklären.
Als Bissegger aus ihrem Rucksack ein Fellbündel zieht, wissen die Kinder sofort, was das ist: ein Biber, Amanda genannt und täuschend echt. Kaum zu glauben, dass die herzigen Tiere Anfangs des 19. Jahrhunderts in der Schweiz ausgerottet worden sind. Wegen ihres schuppigen Schwanzes, Kelle genannt, galten sie als Fisch und konnten gemäss der Kirche immer gegessen werden. Begehrt war auch das feine Fell des Nagers und das Bibergeil, ein stark riechendes, harziges Drüsensekret, das für vielerlei Anwendungen genutzt wurde. 1956 erfolgte in der Westschweiz die erste Biberaussetzung und bis 1977 fanden über 30 weitere Freilassungen statt. Seither haben sich die Tiere gut vermehrt. Ende 2018 wurde ihr Bestand auf gut 3500 Tiere geschätzt.
«Warum sehen wir vor allem im Winter Spuren des Bibers?», will die Tourleiterin wissen. «Weil sie dann Bäume fällen», antwortet spontan ein Kind. Tatsächlich sind entlang dem Dorfbach viele Stämme angenagt oder gar liegend. Die frischen Holzschnitzel beweisen, dass hier gearbeitet wird. Und zwar nachts mit den Zähnen. Anhand eines Schädels zeigt Bissegger die kräftigen Vorderzähne, die ein Leben lang wachsen. Im Sommer sieht man die Spuren weniger, weil die vegetarisch fressenden Tiere dann Laub und Wasserpflanzen, aber auch Obst mampfen. Das wiederum kann Landwirte ärgern. Drahtgeflechte rund um die Bäume bieten einen Schutz.
«Biber gestalten und verjüngen die Landschaft und fördern damit die Biodiversität. Dank ihnen finden Amphibien wieder Laichgebiete», betont Manuela Bissegger. Entlang dem Dorfbach haben die Teilnehmer bereits mehrere Schlipfspuren entdeckt, die typisch flachgewalzten Wege, wenn die Tiere das Wasser verlassen. Warum der Bach immer tiefer wird, erklärt sich mit dem Damm aus Ästen. «Mit dieser Stauung kann der Biber den Wasserstand regulieren. Hier ist wohl auch die Höhle der Familie Biber versteckt. Der Eingang liegt unter dem Wasserspiegel, dadurch sind die Tiere vor Feinden geschützt. Schaut dort die vielen herumliegenden Äste an. Das ist für den Biber die Vorratskammer». Nebst den Frassspuren an den dicken Stämmen sind auch Ästchen mit feineren Zahnspuren zu sehen. Ein Beweis, dass es hier junge Biber gibt.
Gewöhnlich lebt ein Biberpaar mit seinen dies- und letztjährigen Jungen zusammen. Wenn diese geschlechtsreif werden, suchen sie sich ein eigenes Quartier. «Gell Papi, wir kommen in der Dämmerung wieder, dann sehen wir vielleicht einen Biber», sagt ein Kind.