WIL. Die Gesellschaft der Artillerieoffiziere der Ostschweiz tagte am Ort, wo vor 364 Jahren der Grundstein zur Schweizer Armee gelegt wurde. 1647 trafen sich die eidgenössischen Stände und die Fürstabtei St. Gallen zur «Defensionale zu Wil».
Traditionsgemäss traf sich am ersten Sonntag nach Neujahr die Gesellschaft der Artillerieoffiziere der Ostschweiz zu ihrem Wiler Tag. Musikalisch empfangen wurden die Gesellschafter auf dem Hofplatz von der Stadtmusik Wil, nach dem es die Militärmusik nicht mehr gibt. An welch militärhistorischem Ort die Gesellschaft tagte, erfuhren die Versammelten von alt Artillerie-Oberleutnant Hans Vollmar, Präsident der zweiten Bauetappe des Hofs. Dort hatten sich nämlich 1647, vor Ende des Dreissigjährigen Krieges, die Vertreter der eidgenössischen Stände und der Fürstabtei St. Gallen getroffen, um ihre Streitkräfte zur «Defensionale zu Wyl», der Vorläuferin der Schweizer Armee zusammenzuschliessen.
Im Anschluss an die von Präsident Oberstleutnant im Generalstab Thomas Brunner sowohl locker humorvoll wie auch effizient durchgezogenen Generalversammlung stand das Tagesreferat von Brigadier Hans-Peter Walser, Chef Armeeplanung, zum Thema «Rüstungsplanung: Erfahrungen, Perspektiven» auf dem Programm. Darin wies er auf die Diskrepanz der Arbeitsweisen von Parlament und seiner Dienststelle hin. Während der sich vorwiegend an den die Jahresfinanzen orientierende Planungshorizont von Parlamentariern jeweils selten über eine Legislatur hinausreiche, betrage der Planungsvorlauf der Armee zehn bis zwanzig Jahre. Da käme es halt des Öfteren vor, dass längst Geplantes vom Parlament in der Budgetdebatte nicht mit den notwendigen Mitteln ausgestattet werde, somit im Papierkorb lande und keine Alternative zur Verfügung stehe. Diese gravierende Feststellung machte Oberstleutnant im Generalstab Thomas Brunner nicht mit einem vorwurfsvollen Unterton an die Adresse von National- und Ständerat, sondern als nüchterne Feststellung.
Und eine andere grundsätzliche Aussage war bemerkenswert: «Es gibt keine Rüstungsplanung ohne eine Armeeplanung!»
Einmal mehr hatte der Männerchor Concordia die Gäste gesanglich erfreut. Diesmal war er verstärkt durch die Damen von St. Nikolaus und zwei Jodlerinnen angetreten, da eine Kostprobe aus der Weihnachtskantate von Peter Roth auf dem Programm stand. Zum Abschluss waren die Männer aber wieder unter sich - zwecks Vortrags des «Chärelimitrailleurs».