AKTIV: Ein Jahrhundert Sport und Geselligkeit

Die Frauenriege Wil hat Tradition: Im Restaurant der Psychiatrischen Klinik feierten rund 70 Damen den 100. Geburtstag ihrer Abteilung, die dem Stadtturnverein angehört. Die schlechte Nachricht: Sie müssen sich trotzdem eine neue Präsidentin suchen.

Thomas Riesen
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Anni Nikles (rechts) ist 92-jährig und turnte bis vor sieben Jahren im Verein mit. Sie weiss viel zu erzählen. Für Ruth Veit (links) ist Anni Nikles ein Vorbild.

Anni Nikles (rechts) ist 92-jährig und turnte bis vor sieben Jahren im Verein mit. Sie weiss viel zu erzählen. Für Ruth Veit (links) ist Anni Nikles ein Vorbild.

Thomas Riesen

redaktion@wilerzeitung.ch

In 100 Jahren sammeln sich viele Geschichten. Eine dieser Geschichten kennt Anni Nikles. Die 92-Jährige turnte bis vor sieben Jahren aktiv mit. Ihr ist eine Vereinsreise in den Jura in Erinnerung geblieben. «Meine Kollegin und ich waren meist die Letzten beim Fest. Wir blieben bis sie aufstuhlten», sagte sie lächelnd und ergänzt: «Aber zu Hause durften wir nicht alles erzählen, was wir als ledige Frauen erlebten.» Im Turnverein hat sie später ihren Ehemann Max kennen gelernt.

Ruth Veit ist seit 2011 Technische Leiterin und bezeichnet Anni Nikles als ihr Vorbild. Sie kennt selber auch Geschichten. So haben sich ihre Eltern ebenfalls beim Turnverein kennen gelernt. In Erinnerung geblieben ist ihr vor allem ein Vorfall zum Eidgenössischen Turnfest in Biel. Sie hätten das Hotel ein Jahr im Voraus gebucht, doch drei Monate vor dem Fest wurde die Buchung von Seiten des Hotels storniert. Was nun? Sie fanden eine neue Unterkunft in einem Massenlager. «Wir hatten es besser als in jedem Hotel und es war eine sehr lustige Zeit.»

Begrüsst wurden die Damen und ihre Gäste von Hanni Bütikofer. Sie ist seit 2011 Präsidentin. Doch sie wollte keine Geschichten hervorkramen, schliesslich seid ihr dabei gewesen. Sie wünschte allen eine schöne Feier und zitierte Henry David Thoreau: «Mögen Menschen kommen und gehen, mögen die Glocken läuten und Kinder schreien. Wir wollen diesen Tag feiern.»

Erste Begegnung vor 20 Jahren

Die Grüsse des Stadtrates überbrachte Stadtpräsidentin Susanne Hartmann. Sie kennt die Präsidentin der Frauenriege seit rund 20 Jahren, ist ihr erstmals in einem Skilager begegnet, wo Hanni Bütikofer alle Arbeiten übernahm. «Dafür habe ich sie bewundert.» Die Frauenriege habe eine lange Geschichte, sei aber nicht verstaubt. Der Beweis seien die neuen Sportarten und die Fitness. Susanne Hartmann gratulierte zu so viel Aktivität und Kreativität. «Sie tragen mit zur Vielfalt der Sportstadt Wil.»

Martin Senn, Präsident der IG Wiler Sportvereine, ist selber Turner und seit letztem Samstag ältestes Mitglied des St. Galler Turnverbandes. Er betonte die Bedeutung der Frauenriege und anderer Sportvereine. «Ohne Breitensport keinen Spitzensport, ohne Spitzensport keinen Breitensport.»

Bevor jedoch der runde Geburtstag gefeiert wurde, fand die jährliche Abteilungsversammlung statt. Sie wurde letztmals von Hanni Bütikofer geleitet, die seit 2011 Präsidentin war. Ihre Nachfolge konnte noch nicht geregelt werden. Bis dahin werden die anderen Vorstandsmitglieder die zusätzlichen Aufgaben unter sich aufteilen. 100 Jahre Geschichte können schliesslich nicht einfach so enden.