Ältestes Liebhaberorchester

Vereinsleben (3) – Der 1715 gegründete Orchesterverein Wil ist in mancherlei Hinsicht bemerkenswert. Vor allem seine Vielseitigkeit in verschiedenen Musikgenres macht ihn auch für junge Mitglieder attraktiv.

Beatrice Oesch
Drucken
Die Vielseitigkeit des Orchestervereins Wil unter der Leitung von Kurt Pius Koller zeigt sich hier in einer gemeinsamen Probe mit den Wiler Kirchenchören St. Nikolaus und St. Peter. (Bild: bo.)

Die Vielseitigkeit des Orchestervereins Wil unter der Leitung von Kurt Pius Koller zeigt sich hier in einer gemeinsamen Probe mit den Wiler Kirchenchören St. Nikolaus und St. Peter. (Bild: bo.)

Der Orchesterverein Wil mit Gründungsjahr 1715 kann auf eine bald 300-jährige Geschichte zurückblicken. Dies macht das Wiler Liebhaberorchester mit gehobenem musikalischem Niveau zum ältesten der Schweiz. Organisiert als Sinfonieorchester mit Streichern, Bläsern und Schlagzeug zählt es rund 40 aktive Mitglieder, die je nach Projekt durch Berufsmusikerinnen und -musiker ergänzt werden.

Nachwuchsförderung und Kameradschaft sind ernst genommene Anliegen, und bestimmt übt die Vielseitigkeit des Orchesters einen Reiz gerade auch auf Junge aus, was man an der guten Altersdurchmischung der Vereinsmitglieder sieht. Seit 1993 ist Kurt Pius Koller Musikdirektor des Orchestervereins Wil und stets bestrebt, das Orchester musikalisch weiterzubringen; zum einen durch anspruchsvolle Probenarbeit, wo die Musiker und Musikerinnen intensiv gefordert werden, und zum anderen durch die Wahl der aufgeführten Werke aus den verschiedensten Genres. Die Tatsache, dass er als Dirigent in Wil auch den Kirchenchor St. Nikolaus sowie den Männerchor Concordia leitet, führt zu musikalischen Synergien, von denen der Orchesterverein profitiert.

Gezielte Nachwuchsförderung

Die musikalischen Aktivitäten des Orchestervereins Wil sind in verschiedenen Bereichen angesiedelt. Neben eigenen, vor allem klassischen Konzerten und Kirchenmusik an Gottesdiensten ist das Symphonieorchester Mitträger der Theatergesellschaft Wil, welche sich dem Musiktheater verschrieben hat und im Zwei-Jahres-Turnus Opern und Operetten aufführt. Das Open Air Classic Wil, das ebenfalls alle zwei Jahre stattfindet, bietet neben Auftritten des Gesamtorchesters eine weitere Spezialität des Orchestervereins. «In Kleinformationen musizieren unsere Mitglieder je nach persönlichem Geschmack in verschiedensten Musikstilen von Appenzeller Streichmusik bis zu Country und Western», erzählt Präsident Eugen Weibel gegenüber der Wiler Zeitung, und fügt hinzu: «Auf diese musikalische Vielfalt, aber auch die gezielte Nachwuchsförderung mit Auftrittsmöglichkeiten für junge Solistinnen und Solisten, legen wir in unserem Orchester viel Wert.» Aber auch die Kameradschaft werde gefördert, zum Beispiel mit Reisen ohne musikalische Verpflichtungen, und mit gemütlichem Beisammensein nach Proben und Auftritten.

Neumitglieder sind willkommen

Projekte wie das im November 2010 in der Kirche St. Peter aufgeführte Requiem und Magnificat des zeitgenössischen Komponisten John Rutter, in welchem neben dem Orchesterverein Wil zum ersten Mal auch die beiden Wiler Kirchenchöre St. Nikolaus und St. Peter gemeinsam mitwirkten, sind immer wieder eine Herausforderung und ein Ansporn für die Orchestermitglieder (die Wiler Zeitung berichtete).

«Gerade diese Vielseitigkeit ist es, die mir als Mitglied des Orchestervereins Wil so gut gefällt. Wo sonst könnte ich als Laienmusikerin in so verschiedenen phänomenalen Werken mitspielen, von der Operette bis zur Kirchenmusik?» So begründet Susi Grünenfelder, seit 1996 Vereinsmitglied (Kontrabass), die Vorteile der Mitgliedschaft. Neue Mitglieder seien im Orchesterverein Wil herzlich willkommen, nach einigen Monaten Probenteilnahme als Hospitant oder Hospitantin kann eine definitive Aufnahme in gegenseitigem Einvernehmen erfolgen.

In dieser Serie besucht die Wiler Zeitung Vereine, die auf eine lange Tradition zurückblicken.