Ein Gewitter hat die Autobahn A1 bei Wil am frühen Sonntagabend unter Wasser gesetzt und die Fahrbahn mit Erdmassen überspült. Nun braucht es Sofortmassnahmen. Das in Planung befindliche Hochwasserschutzprojekt lässt sich indes kaum vor 2021 realisieren.
Es war wieder ein Sonntagabend, wie bereits am 14. Juni 2015. Diesmal aber etwas weniger heftig. Gegen 18.30 Uhr zog vergangenen Sonntagabend ein Gewitter mit sintflutartigem Regenfall über die Region hinweg und liess den von Wil in Richtung Rickenbach fliessenden Krebsbach schnell anschwellen. Die Kapazität des Dükers, der das Wasser unter der Autobahn hindurch nach Rickenbach führt, reichte nicht mehr aus.
Die Folge: Der Krebsbach trat beim Larag-Gelände über die Ufer und die Wassermassen flossen ungehindert über einen LKW-Parkplatz und eine angrenzende Wiese der Autobahn entgegen. Das nach dem Unwetter vom Juni 2015 sanierte Autobahnbord wurde erneut ausgespült: Kubikmeterweise blieb Erdreich und Geröll auf der Fahrbahn liegen. Der Verkehr auf der Autobahn kam zum Erliegen. Von 18.45 Uhr bis 19.15 Uhr mussten beide Fahrspuren bei Wil komplett gesperrt werden. In Richtung Zürich dauerten die Aufräumarbeiten bis nach Mitternacht, ehe die Fahrbahn für den Verkehr wieder freigegeben werden konnte. Der anrollende Verkehr wurde ab der Ausfahrt Wil über eine Umfahrung zur Einfahrt Münchwilen geführt. Die Folge war ein Verkehrsstau, der zeitweise bis nach Oberbüren reichte.
«Das Ausmass erstaunt mich», sagte Klemens Müller, als er am Montagmorgen um etwa 7 Uhr einen Augenschein beim betroffenen Autobahnbord nahm. Der erfahrene Ingenieur ist Projektleiter der Abteilung Wasserbau beim Kanton Thurgau und federführend beim Hochwasserschutzprojekt, das die Gemeinden Wil, Wilen, Rickenbach und Sirnach gemeinsam realisieren. «Vielleicht müssen wir akzeptieren, dass bis zur Umsetzung des Hochwasserschutzprojekts in Extremsituationen Wasser auf die A1 fliessen kann», sagte Müller spontan. Als Sofortmassnahme kann er sich vorstellen, die Böschung bei der Instandstellung mit Felsblöcken zu verfestigen, dass kein Erdreich mehr auf die Fahrbahn gespült werden kann.
Die Hoheit liegt allerdings beim Bundesamt für Verkehr (Astra). Ein Sprecher bestätigte am Montag, der Vorschlag werde in die Diskussion um die Planung der möglichst baldigen Instandstellung einfliessen. Wann dies sein wird, war gestern noch nicht bekannt. Das geplante Hochwasserschutzprojekt, das Ereignisse auf der A1 wie vom Sonntag künftig verhindern soll, kann aus heutiger Sicht frühestens 2021 realisiert werden. Dies unter der Voraussetzung, dass es nicht durch Einsprachen blockiert wird.
Beim Unwetter 2015 sprachen Experten von einem Hochwasser, wie es nur alle 80 Jahre vorkommt. Die Schadenssumme in der Region Wil belief sich auf rund vier Millionen Franken.