Die SVP fordert den Stadtrat in einer Motion auf, das Parkierungsreglement anzupassen. Für die erste halbe Stunde soll das Auto gratis parkiert werden können. Damit soll das lokale Gewerbe gestärkt werden.
Der Wiler Detailhandel befindet sich in einer schwierigen Phase. Die Konkurrenz aus dem Internet aber auch aus dem nahegelegenen Konstanz machen dem lokalen Gewerbe zu schaffen. Die Konsequenzen sind sinkende Umsätze, Kundenfrequenzen oder im Extremfall gar Ladenschliessungen. Diese Situation beschäftigt auch das Stadtparlament. Nachdem sich Ursula Egli mit der Interpellation «Die Stadt verliert an Attraktivität – und was tut die Stadt?» über Massnahmen des Stadtrats erkundigt hat, will die Partei nun nicht mehr länger untätig zusehen.
«Es besteht Handlungsbedarf, um das Wiler Gewerbe zu unterstützen», sagt SVP-Fraktionspräsident Benjamin Büsser. So stünden zahlreiche Verkaufslokale – auch solche an ausgezeichneten Lagen – leer. Dass selbst lange eingemietete Ladenketten beschlossen hätten, sich aus Wil zurückzuziehen, sei Besorgnis erregend. Gleiches gelte auch für das Gastgewerbe, wie die Schliessungen einiger traditionsreicher Wiler Restaurants gezeigt habe.
Nun will die SVP nicht länger abwarten, bis der Stadtrat etwas unternimmt und nimmt das Zepter selbst in die Hand. Büsser ist Erstunterzeichner der Motion für ein kundenfreundlicheres Parkierungsreglement. Konkret fordert die SVP vom Stadtrat, die Gebührenpflicht für Parkplätze, die mittels Parkuhren, Ticketautomaten und dergleichen bewirtschaftet werden, für die ersten 30 Minuten aufzuheben. Damit soll das Wiler Gewerbe gefördert werden. «Arbeitsplätze sind in Gefahr. Auch für das Steueraufkommen der Stadt ist es schädlich, wenn Ladengeschäfte und Gastronomiebetriebe wegen schlechter Umsatzzahlen und schwierigen Rahmenbedingungen schliessen müssen.»
Die SVP sehe zwar, dass der Handlungsspielraum der Stadt beschränkt sei, wenn es darum gehe, das lokale Gewerbe zu unterstützen, sagt Benjamin Büsser. «Doch es gibt Massnahmen, die in der Kompetenz der Stadt liegen. Dazu gehört die Tarifgestaltung der Parkgebühren.» Diese seien in Wil vergleichsweise hoch. Tatsächlich bezahlt man in der sogenannten Zentrumskernzone 1,80 Franken pro Stunde. In Uzwil und Flawil sind es nur 50 Rappen beziehungsweise ein Franken. Auch in Gossau parkiert man mit 1,50 Franken für gedeckte, 1 Franken für ungedeckte Parkfelder günstiger als in Wil. Einzig St. Gallen ist mit 1,50 bis 2,40 Franken pro Stunde teurer.
Dass sich günstigere Parkgebühren beziehungsweise der Wegfall derselben für eine halbe Stunde lohnen könnte, sei daran erkennbar, «dass in umliegenden Thurgauer Gemeinden Ladenkapazitäten ausgebaut werden konnten». Dies, weil dort die Parkplatzbewirtschaftung äusserst zurückhaltend angewendet werde, was viele Wiler veranlasse, auswärts einzukaufen. Mit dem Einreichen der Motion gehe man den sauberen politischen Weg, sagt Büsser. «Wir wollen sehen, wie der Rest des Parlaments dazu steht und sind bezüglich der Dauer des Gratisparkierens auch zu Verhandlungen bereit.
Beim lokalen Gewerbe rennt die SVP mit der Idee offene Türen ein. «Das wäre fantastisch», sagt Jürg Wipf zur Idee, die Kunden für die ersten 30 Minuten von Parkgebühren zu befreien. Rückmeldungen von Kunden hätten gezeigt, dass die Parkplatzsituation in Wil für viele ein Ärgernis sei. Wil Shopping habe das Thema deshalb schon mehrfach beim Stadtrat angesprochen.
Auch wenn das Einführen einer Frist für die Entrichtung von Gebühren bei Parkplätzen nicht alle Probleme der Wiler Geschäfte lösen könnte, wäre es gemäss Jürg Wipf ein Schritt in die richtige Richtung. «Es wäre ein wichtiges Zeichen, dass die Stadt das lokale Gewerbe unterstützt und die Stadt Wil sich zu einem attraktiven Einkaufserlebnis
bekennt.»