Startseite
Ostschweiz
Wil
Zwei denkbar unterschiedliche Themen werden laut Gemeindepräsident Lucas Keel
Uzwil nächstes Jahr prägen: Fragen der inneren Entwicklung und solche des Abfalls.
Lucas Keel, vor einem Jahr haben Sie dieser Zeitung gesagt, dass der Hausgeist noch ins neue Gemeindehaus einziehen müsse. Ist das mittlerweile passiert?
Ja, der ist da. Wir sind mehr als zufrieden mit dem neuen Gemeindehaus. Es ist erstaunlich, wie schnell man sich an eine neue Umgebung gewöhnt. Wenn das einzige Problem dasjenige ist, dass man im Büro das Klackern der Absätze im Gang hört, dann hat man eigentlich kein Problem.
Was sind Ihre Vorsätze für das neue Jahr?
Privat habe ich mir vorgenommen, den Oberuzwiler Dorflauf über zehn Kilometer in 50 Minuten zu schaffen. Dieses Jahr habe ich 40 Sekunden länger gebraucht. Ausserdem habe ich mir eine Gitarre gebaut, auf der ich nächstes Jahr vermehrt spielen möchte.
Und als Gemeindeoberhaupt?
Die Schwierigkeit in diesem Amt besteht darin, bei den vielen Aufgaben die wichtigen auszuwählen und die richtigen Schwerpunkte zu setzen.
2018 haben Sie als «Verkehrsjahr» bezeichnet. Was werden die Schwerpunkte im 2019 sein?
Es wird zum einen ein Sinnentwicklungsjahr: Die inneren Entwicklungen werden prägen. Da ist zum Beispiel das Benninger-Areal, die Dorfgestaltung Niederstetten oder das Zentrum Uzwils zu nennen. Auf der anderen Seite wird uns nächstes Jahr das Thema Abfall beschäftigen. Dazu gehören Punkte wie Littering, Unterflurbehälter und Glassammelstellen. Und: Die Grünabfuhr in Uzwil ist für Grundeigentümer kostenlos, was dem Kanton ein Dorn im Auge ist. Das wird noch zu reden geben.
Ganz abhaken lässt sich das Thema Verkehr aber auch im nächsten Jahr nicht: Stichwort Augartenkreuzung.
Da wollen wir sichergehen, dass der Kanton das ganze Projekt von der Autobahnausfahrt bis zum Kreisel Sonnental umsetzt und nicht nur die Kreuzung geflickt wird. Uns ist das Projekt im März 2019 zur Einsicht versprochen worden.
Welches ist Ihr Sorgenkind?
Die Bahnhofstrasse in Uzwil bereitet mir etwas Bauchschmerzen. Wir nehmen mittlerweile zum dritten Mal Anlauf, weil die Köpfe der kantonalen Behörden ständig wechseln, und beginnen immer wieder von vorne. Eine Herausforderung werden die Parkmöglichkeiten an der Bahnhofsstrasse sein. Auch Sicherheitsaspekte und die Behindertengerechtigkeit werden uns beschäftigen.
Was steht sonst noch an?
Die Entwicklung des Areals Schi mit Badi, Eishalle und Fussballplatz zum Beispiel. Das ist kein finanziell grosser Posten, dafür konzeptuell anspruchsvoll. Mit der Erweiterung des Pflegeheims Sonnmatt wollen wir das Areal aufwerten und besser zugänglich machen. Das soll 2021/22 umgesetzt werden.
Wie steht es um das Projekt Wil-Ost, das Gewerbe und Industrie zwischen Uzwil und Oberbüren fördern soll?
Wir haben mit dem Areal Hirzen in Uzwil und dem Areal Hinterwinden in Oberbüren zwei sehr grosse Gebiete, die dafür geeignet sind. Solche Projekte brauchen eine lange Vorlaufszeit von bis zu 25 Jahren. Darum ist es wichtig, dass wir jetzt schon darüber reden. Wil-Ost ist ein gutes Projekt, um die Energien zu bündeln und Kooperationen voranzubringen. Die Gemeinden müssen sich untereinander organisieren.
Wer bestimmt in der Gemeinde? Die Industrie oder der Gemeinderat?
Die Industrie funkt uns nicht rein, sie befiehlt nicht. Aber natürlich prägt sie die Gemeinde. Ich sage immer: Uzwil trägt die Industrie im Herzen. Es findet auch ein regelmässiger Austausch statt, denn es gibt einige Berührungspunkte, zum Beispiel was die Raumplanung, den Verkehr oder die Kinderbetreuung betrifft. Kürzlich machte uns die Firma Bühler das Angebot, ihre Sanitätsstelle nutzen zu können, was die Gemeinde in der medizinischen Erstversorgung unterstützen würde. Es gibt viele Themen, die für beide Seiten wichtig sind.
Uzwil ist eine Dörfergemeinschaft. Gibt es eine Uzwiler Identität? Was verbindet einen Henauer mit einem Uzwiler?
Im Ausland ist man ein Schweizer, in Bern Ostschweizer, in Wil Uzwiler, in Uzwil Henauer. Das ist ganz normal. Die Vergleichsgrösse verändert sich mit der Granularität. Ich glaube, die Uzwilerinnen und Uzwiler sind – im positiven Sinn – in vielen Fragen ganz normale, unspektakuläre, und anständige Leute mit Augenmass.
Wohin orientiert sich die Uzwiler Bevölkerung geografisch?
Die Pendlerbeziehung geht eindeutig in Richtung St. Gallen und Wil, wegen der Arbeitsplätze und den Kantonsschulen. Über Zürich hinaus müssen wir nicht planen. Viel wichtiger ist aber, wer nach Uzwil kommt. Unser Einzugsgebiet umfasst den ländlichen Raum bis Konstanz und Vorarlberg. Die Firma Bühler spielt in dieser Hinsicht natürlich eine wichtige Rolle.
In Uzwil gibt es eine intakte Gastronomie. Das ist nicht überall so. Was macht Uzwil anders?
Ja, wir haben eine tolle, vielfältige und engagierte Gastroszene. Es ist eigentlich ganz einfach: was die Leute benutzen, das überlebt. Die Bevölkerung hat es selbst in der Hand. Aufgabe des Detaillisten oder des Gastronomen ist es darum, den Leuten gute Angebote zu machen. Als Gemeinde sind wir für gute Rahmenbedingungen zuständig, zum Beispiel was die Erreichbarkeit betrifft.
In Uzwil gibt es eine intakte Gastronomie. Das ist nicht überall so. Was macht Uzwil anders?
Ja, wir haben eine tolle, vielfältige und engagierte Gastroszene. Es ist eigentlich ganz einfach: was die Leute benutzen, das überlebt. Die Bevölkerung hat es selbst in der Hand. Aufgabe des Detaillisten oder des Gastronomen ist es darum, den Leuten gute Angebote zu machen. Als Gemeinde sind wir für gute Rahmenbedingungen zuständig, zum Beispiel was die Erreichbarkeit betrifft.
Werfen wir noch einen kurzen Blick zurück. Ist 2018 zufriedenstellend verlaufen?
Teilweise. Die Abstimmung über die Erweiterung des Pflegeheims Sonnmatt war eine grosse Sache. Zu den Fusionen der Feuerwehr und der Spitex hat Uzwil einiges zu einem guten Ergebnis beigetragen. Ausserdem konnten wir viele Bauprojekte mit langen Vorbereitungszeiten voranbringen.
Was war schwierig?
Belastet hat mich das Thema der Abwasserreinigungsanlage. Das war ein komplexes Projekt, das viel Zeit in Anspruch genommen hat. Auch der öffentliche Verkehr, für den ich viel unterwegs war, bedeutet Knochenarbeit. Man kann nicht nur Gewinner generieren, sondern befindet sich ständig in einem Spannungsfeld.