«11 Tage auf dem Schiff ohne Internet, da bekommt man fast Vögel» – Michael Hug berichtet in Degersheim von seinen Reisen

Michael Hug sucht das Authentische. Im Degersheimer «Code» hat er aus seinen Reisebüchern vorgelesen.

Kathrin Meier-Gross
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Freunde! Der eine schreibt Bücher und Texte, der andere Melodien und Liedtexte: Michael Hug und Frank Vetter.

Freunde! Der eine schreibt Bücher und Texte, der andere Melodien und Liedtexte: Michael Hug und Frank Vetter.

Bild: Kathrin Meier-Gross

Vuelo musste sich keine Sorgen wegen des Coronavirus machen. Fröhlich wuselte Hugs Hund zwischen den Gästen umher, sprang Sybille Disch auf den Schoss und liess sich knuddeln. Philipp Klauser, Teil des vierköpfigen Code (Coworking Degersheim) – Teams, begrüsste die Gäste im Alid-Verwaltungsgebäude.

Sie hatten im ehemaligen Verkaufsraum der Lista Office AG, in dem der Coworking Space eingemietet ist, auf Modelbürostühlen Platz genommen, die in gebührendem Abstand zueinander standen.

Zwischen Himmel und Wasser

Gut drei Monate pro Jahr ist er unterwegs, wobei seine Art zu Reisen nicht zu vergleichen ist mit dem, was unter Ferien verstanden wird. Michael Hug locken ungewöhnliche Wege und Ziele. Immer dabei: der Laptop, mit dem er seine Blogs schreibt. Diese fasst er jährlich in einem Buch zusammen. So nahm er an diesem Freitag, an dem der Bundesrat striktes «Social Distancing» verordnet hatte, die Zuhörer mit auf jene Schiffsreise, die im Buch «Mediterranea» beschrieben ist.

In Malta zugestiegen, sah Hug beim Blick aus seinem «Chamber» nur Container. Dafür verlor sich draussen der Blick im Unendlichen: nur Himmel und Wasser. Das Zeitgefühl entschwand, die Emotionen verstärkten sich.

«11 Tage auf dem Schiff ohne Internet, da bekommt man fast Vögel.»

Danilo, der dritte Offizier aus den Philippinen, klärte ihn während der Reise, die auch durch das Piratengebiet vor Jemen führte, über die Beladung des Containerschiffs und die Sicherheitsvorkehrungen auf. Zudem erzählte er von der Herausforderung, neben der monatelangen Arbeit das Privatleben zu organisieren.

Die Reinigung mit Rizinusöl

Nach einer rudimentären Einführung in das Machtgefüge Georgiens berichtet Hug von einem Trip in dessen Hinterland. In Georgien hatte er viel Gastfreundschaft, ein kaltes Haus mit kaltem Wasser, üppige Festessen und noch üppigere Trinkgelage erlebt. Er hatte sich in die 7000 Jahre alte georgische Weinkultur vertieft und das ukrainische Odessa kennen gelernt. Diese Erlebnisse sind im Buch «Sakartwelo» festgehalten.

Dieses Jahr soll das sechste Buch «Alexandrina» veröffentlicht werden. Darin berichtet Hug unter anderem über einen dreiwöchigen Aufenthalt in Indien, wo er an einer Ayurveda-Kur teilgenommen hatte und als Kapha-Typ eingeordnet worden war. «Zwar hiess das Hotel Eden Garden, doch das Paradies hätte nicht ferner sein können. Kein Fleisch, ein Bier, keine Gipfeli», spasste Hug. Dafür gabs Massagen, Tee, Yoga und am 11. Tag die Reinigung. Äusserlich und innerlich – mit Rizinusöl. Die Qualen hätten sich gelohnt: «Ich habe mich danach jünger und gescheiter gefühlt...».

Sein Freund Frank Vetter, Musiker aus Dussnang, hatte die Lesung mit gefühlvollen Eigenkompositionen und einem Cat Stevens Song aufgelockert. Vuelo zeigte sich entspannt, als hätte er Verständnis dafür, dass sein Chef immer wieder vom Reisefieber gepackt wird.