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Die Buchser Lyrikerin Elsbeth Maag hat 69 Terzette in Buchform veröffentlicht. Der pensionierte Buchser Kantonsschullehrer Valentin Vincenz hat die Texte ins romanische Idiom Sursilvan übersetzt.
Als Terzett, auch Dreizeiler, wird in der Literatur eine Strophe bezeichnet, die aus drei Versen besteht. Die Bildsprache der Terzette von Elsbeth Maag ist poetisch, verträumt, natur- und gefühlsverbunden. Sie lotet mit ihren Notizen des Alltags den Bereich zwischen Innehalten und Unruhe aus. Zwischen Erde und Himmel. Zwischen Tag und Nacht. Zwischen hier und dort. Zwischen Eins und Uneins.
Ein Blick auf einige Seiten des Buches bringt zum Vorschein: «unruhige Nacht/der Mond im Streit/mit den Wolken», «Rosen am Zaun/Malven und Mohn/die Gärten feiern», «Pappeln im Wind/sie üben das Fliegen/ich fliege mit», «die Schlammzungen/die deutlichen Reden/des Rheins», «im Sturmwind der/bizarre Fächertanz/des Farns».
«Die Natur und ihre Jahreszeiten sind stets in meinem Fokus.» Die Texte haben für sie keine Allgemeingültigkeit, lassen sich nicht kategorisieren: «Sie können auch Metaphern für andere Situationen und Gefühle sein.» Die 69 Terzette hat die Buchserin in der von Corona geprägten Zeit zwischen Frühling und Sommer geschrieben.
«Ganz ohne Zwang und eigentlich auch ohne Absicht. Es war für mich eine bereichernde Zeit. Trotz oder dank Corona»,
sagt sie im Gespräch mit dem W&O. Es war für sie einfach Eintauchen in eine andere Welt. Eine direkte Auseinandersetzung mit den Empfindungen in ihrer Heimat.
Die lithografische Gestaltung des Umschlags stammt vom Altstätter Kunstmaler Josef Ebnöther, mit dem Elsbeth Maag seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden ist. Die vielfältig begabte Buchserin hat in ihrem Leben zahlreiche Gedichtbände veröffentlicht und war Teil von Kooperationen mit Kunstschaffenden verschiedener Sparten, von der Musik über die Malerei bis zur Fotografie. Würdigungen hat sie schon mehrere erhalten. Im Jahr 2004 wurde Elsbeth Maag mit dem Feldkircher Lyrikpreis ausgezeichnet. 2018 wurde ihr der Anerkennungspreis der St. Gallischen Kulturstiftung verliehen.
Elsbeth Maag begegnet man übrigens jeden Tag in der Buchser Bahnhofstrasse – nicht als Person, sondern in Form von Sprüchen, welche die Abfallkübel an der Einkaufsmeile zieren und dazu animieren, über Littering nachzudenken.
Die mit viel Fingerspitzengefühl getätigte rätoromanische Übersetzung der Terzette (im Idiom Sursilvan) stammt aus der Feder von Valentin Vincenz aus Buchs. Der 1942 in Andiast in der Surselva geborene pensionierte Kantonsschullehrer ist ein überzeugter Förderer und leidenschaftlicher Liebhaber des Romanischen.
Nach dem Studium der romanischen Sprachen Französisch, Italienisch und Romanisch dissertierte er mit dem Werk «Die romanischen Orts- und Flurnamen von Buchs und Sevelen». Auch besetzte er Lehraufträge für rätoromanische Linguistik an den Universitäten Fribourg und Zürich. Nebst diversen sprachwissenschaftlichen Publikationen veröffentlichte er letztes Jahr mit «Der Fluch der Gletschermühle» erstmals einen Roman. (ab)
«Terzette», 24 Franken, erhältlich im Buchhandel und via e.maag@rsnweb.ch, vvincenz@bluewin.ch, ISBN 978-3-907926-82-6.