Siedlungsgebiet in Unterwasser vor Überschwemmung schützen

Mit einem Grossprojekt an der Wildhuser Thur und am Nasenbach soll in Unterwasser die Hochwassersicherheit deutlich verbessert werden. Es wird mit Kosten von rund 9,6 Millionen Franken gerechnet.

Thomas Schwizer
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Hochwasserschutzprojekt Thur in Unterwasser

PD

Die Massnahmen zum Schutz vor Überschwemmungen bei Hochwasser, die in den vergangenen Jahren in Alt St. Johann realisiert worden sind, haben sich bewährt. Das stellte Rolf Züllig, Gemeindepräsident von Wildhaus-Alt St.Johann, an der Informationsveranstaltung vom Dienstagabend im Mehrzweckgebäude Chuchitobel fest.

Handlungsbedarf besteht aber noch in Unterwasser. Hier gab es mehrfach Überflutungen, letztmals in einem grösseren Ausmass am 10.Oktober 2011. Deshalb wurde seit 2014 ein Vorprojekt erarbeitet, welches den Nasenbach und die Wildhuser Thur, schwergewichtig im Gebiet vom Hotel Säntis bis zur Früeweidstrasse, umfasst.

Schutz von Siedlungen ist heute nicht gewährleistet

«Mit den heutigen Gerinnen ist der Schutz gegen ein Hochwasser, mit dem alle 30 Jahre gerechnet werden muss, nicht gewährleistet.» Das stellte Lukas Schmocker, Fachbereichsleiter Wasser bei der Firma Basler & Hofmann, auf Grund von Expertisen fest. Es bestehe deshalb Handlungsbedarf, um das Siedlungsgebiet vor künftigen Ereignissen zu schützen.

Ein Hochwasser richtete im Oktober 2011 im betreffenden Gebiet in Unterwasser Schäden an Siedlungen an. (Bild: Thomas Schwizer, 10.Oktober 2011)

Ein Hochwasser richtete im Oktober 2011 im betreffenden Gebiet in Unterwasser Schäden an Siedlungen an. (Bild: Thomas Schwizer, 10.Oktober 2011)

In der Wildhuser Thur sei die Fassungskapazität bei Hochwasser deutlich zu gering, zeigte Schmocker auf. Beim Nasenbach sei dagegen nicht das Wasser das Problem, sondern die grosse Menge von Schwemmgut. Die Fassungskapazität des heutige Geschiebesammlers sei massiv zu gering. Deshalb spült er bei Hochwasser viel Geschiebe in die Wildhuser Thur, dort werden Durchlässe verstopft und bedeutende Schäden bei Siedlungen angerichtet.

Wildhauser Thur soll verbreitert werden

In einem Variantenstudium wurde das am Dienstagabend vorgestellte Projekt favorisiert und vorangetrieben. Es sieht vor, auf dem betroffenen Teilstück das Gerinne der Wildhuser Thur auf etwa die doppelte Breite zu vergrössern und so dessen Fassungskapazität deutlich zu erweitern. Der Lauf des Gerinnes soll aber nicht verändert werden.

Gleichzeitig sollen die bestehenden Schutzbauten erneuert werden. Ufer müssten befestigt und die Brücken saniert bzw. total erneuert werden, denn sie seien vom Zahn der Zeit und vergangenen Hochwasserereignissen beschädigt bzw. unterspült worden, zeigte Lukas Schmocker auf.

Der Nasenbach soll verlegt werden

Der Nasenbach soll im Unterlauf auf die östliche Seite der Schwendistrasse in ein neues Bachbett verlegt werden, inklusive neuer Brücken. Bei der Einmündung in die Wildhuser Thur stehe hier der Raum für einen neuen, grossen Geschiebesammler zur Verfügung, der statt bisher 1'000 rund 4'000 Kubikmeter fassen würde.

Auf eine Sanierung der Schwellen im oberen Teil des Nasenbachs soll verzichtet werden. Deren Lebensdauer sei im Vergleich zu den nun vorgeschlagenen Massnahmen deutlich kürzer und die Unterhaltskosten wären deutlich höher, sagte der Fachmann. Auf die Lebensdauer gerechnet, wären die Gesamtkosten dieser verworfenen Variante circa 60 Prozent höher als der Ausbau des Geschiebesammlers und die Verlegung des Bachbettes sowie der Schwendistrasse.

Das Projekt gewährleiste insgesamt den Hochwasserschutz, die Schutzbauten würden erhalten bzw. erneuert. Sanfter abfallende Bachufer inklusive des neuen Geschiebesammlers bringen eine ökologische Aufwertung und besseren Zugang zu den Gewässern, hielt Schmocker fest.

Bevölkerung ist zur Mitwirkung eingeladen

Die Einladung von Gemeindepräsident Rolf Züllig, sich aktiv einzubringen und zu hinterfragen, wurde rege genutzt. Geäusserte Bedenken und Hinweise wurden zur Abklärung aufgenommen, auch was den dem Projektgebiet folgenden Lauf des Wildhuser Bachs betrifft. Züllig lud dazu ein, auf der Gemeindeverwaltung die Pläne anzuschauen und sich jetzt einzubringen. Ziel ist es, bis Ende 2019 das Auflageprojekt fertig zu stellen. Bis dann wäre an der Urne ein Baukredit einzuholen, um eine Realisierung in den Jahren 2021 bis 2023 zu ermöglichen.

9,6 Millionen Projektkosten

Die Gesamtkosten für die Realisierung des umfassenden Hochwasserschutzprojektes werden gemäss heutigem Planungsstand auf 9,58 Millionen Franken geschätzt, der bauliche Teil kostet 6,42 Millionen. Auf den Bereich Wasserbau entfallen dabei Kosten von 3,7 Millionen. Massnahmen im Bereich Strassen (inklusive Verlegung der Schwendistrasse und Teilverlegung von Parkplätzen) kosten 1,78 Millionen, die Sanierung und der Neubau von Brücken knapp 1 Million. Gemeindepräsident Rolf Züllig wies darauf hin, dass gemäss bisherigen Abklärungen mit Bundes- und Kantonsbeiträgen von rund 5 Millionen gerechnet werden darf. Zum Vergleich: Die bei der Säntisthur in Alt St. Johann realisierten Schutzmassnahmen kosteten brutto rund 3,8 Millionen Franken. In der Diskussion wurde der hohe Betrag ins Verhältnis gesetzt mit Grossinvestitionen wie Klanghaus oder neues Regionalgefängnis – und so relativiert. (ts)