S-Bahn-Projekt steht vor Zitterpartie

Die Schweiz, Österreich und Liechtenstein kämpfen gemeinsam gegen den Verkehrskollaps. Die S-Bahn FL-A-CH spielt dabei eine Schlüsselrolle. Jetzt läuft den Verantwortlichen aber die Zeit davon.

Desirée Vogt
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Regierungsrat Bruno Damann, Daniel Oehry, Fraktionssprecher der FBP Liechtenstein, der Vorarlberger Landesrat Johannes Rauch, Gesprächsleiter Felix Gemperle, Barbara Manhart, Verkehrsplanerin Vorarlberg und Henrik Caduff vom Amt für Bau und Infrastruktur Liechtenstein informierten die Besucher. (Bild: Ralph Dietsche)

Regierungsrat Bruno Damann, Daniel Oehry, Fraktionssprecher der FBP Liechtenstein, der Vorarlberger Landesrat Johannes Rauch, Gesprächsleiter Felix Gemperle, Barbara Manhart, Verkehrsplanerin Vorarlberg und Henrik Caduff vom Amt für Bau und Infrastruktur Liechtenstein informierten die Besucher. (Bild: Ralph Dietsche)

Eigentlich war das Projekt so gut wie in trockenen Tüchern. Bis Februar 2015 wurden die Investitionen von 90 Millionen Euro für die grenzüberschreitende S-Bahn FL-A-CH auf liechtensteinischem Staatsgebiet von keiner Seite in Frage gestellt. Die Kosten sollten je hälftig von Österreich und Liechtenstein getragen werden. Im März 2015 verknüpfte der damalige österreichische Verkehrsminister Alois Stöger die Vereinbarung mit einer erweiterten Finanzierungslösung zu Unterhalt, Betrieb und Erneuerung der Strecke. Danach herrschte zwischen Liechtenstein und Österreich dicke Luft. Das Fürstentum warf dem Nachbarland vor, sich nicht an die getroffenen Vereinbarungen zu halten. Von Liechtensteiner Seite hiess es dann: «S-Bahn ja, aber nicht zu jedem Preis.»

S-Bahn in sieben Jahren bereits Realität?

Inzwischen sind mehr als drei Jahre vergangen, die Wogen sind geglättet. Doch noch ist das letzte Wort nicht gesprochen, wie eine Tagung der Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr (IGöV) mit Vertretern aus der Schweiz, Österreich und dem Fürstentum Liechtenstein am Samstag in Vaduz zeigte. «Der Finanzierungsschlüssel wird geklärt – und zwar in fairer Art und Weise», versprach der Vorarlberger Landesrat Johannes Rauch. Er appellierte dafür, das Zeitfenster bis Ende 2019 zu nutzen. «Ansonsten droht die Gefahr, dass sich das Fenster für lange Zeit schliesst.»

Die S-Bahn gilt als eines der wichtigsten Verkehrsprojekte der Region. Rund 21000 Erwerbstätige aus Österreich und der Schweiz pendeln täglich nach Liechtenstein – mit den entsprechenden Auswirkungen auf den Verkehr. Das Ländle verfügt über 37000 Arbeitsplätze, nicht ganz die Hälfte davon vermag es mit seiner eigenen Bevölkerung zu besetzen. Prognosen gehen davon aus, dass das Fürstentum bis im Jahr 2040 über 48000 Arbeitsplätze verfügen wird. An der IGöV-Tagung gab sich Rauch zuversichtlich, dass die Lösung bereits im kommenden Jahr vorliegen werde. Die S-Bahn werde in sechs bis sieben Jahren Realität sein, so Rauch.

Verkehrsfluss hat sich in den letzten Jahren verschlechtert

Ziel sei es auch, die Erreichbarkeit von Regional- und Kleinzentren sicherzustellen, sagte der St. Galler Volkswirtschaftschef Bruno Damann (CVP). Er plädierte für einen ganztägigen Halbstundentakt. Dieser würde es ermöglichen, die Bussysteme zu verbessern und aufeinander abzustimmen. «Wir haben fast 12000 Pendler nach Liechtenstein. Das führt zu Staus an den Grenzübergängen. Sogar die Busse stehen im Stau», so Damann. Dies sei auch eine Ursache für den tiefen ÖV-Anteil. «Die Erreichbarkeit bestimmt die Qualität einer Region», sagte Daniel Oehry, Fraktionssprecher der Fortschrittlichen Bürgerpartei in Liechtenstein. Der Verkehrsfluss habe sich in den vergangenen Jahren markant verschlechtert. Die Situation werde sich weiter verschlechtern, wenn nichts unternommen werde. «Die S-Bahn FL-A-CH würde eine Verkehrswende ermöglichen», so Oehry.