Podiumsdiskussion an Industrietagen Sennwald: «Die Zukunft ist eine Herausforderung»

Eine Podiumsdiskussion über den «Arbeitsplatz 4.0» bildete gestern den Beginn der Industrietage Sennwald. Die schnelle Entwicklung und zunehmende Digitalisierung bringt neue Herausforderungen.

Corinne Hanselmann
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Nicolas Bürer, Remo Rusca, Nationalrat Hans-Ulrich Bigler und Valentin Vogt (von rechts) diskutierten miteinander über den «Arbeitsplatz 4.0». Franz With, ein Vertreter der Kybun AG, moderierte. (Bilder: Corinne Hanselmann)

Nicolas Bürer, Remo Rusca, Nationalrat Hans-Ulrich Bigler und Valentin Vogt (von rechts) diskutierten miteinander über den «Arbeitsplatz 4.0». Franz With, ein Vertreter der Kybun AG, moderierte. (Bilder: Corinne Hanselmann)

Über die Chancen und Risiken des zukünftigen «Arbeitsplatzes 4.0», der wohl flexibler, digitaler und vernetzter sein wird, diskutierten im Gesundheitspark der Kybun AG Valentin Vogt, Präsident Schweizerischer Arbeitgeberverband, Nationalrat Hans-Ulrich Bigler, Direktor Schweizerischer Gewerbeverband, Remo Rusca, Mitgründer Village-Office Schweiz und Nicolas Bürer, Managing Director Digitalswitzerland. Moderator Franz With, Vertreter der Kybun AG, führte durch das Gespräch.

Das Erreichen von Zielen wird wichtiger als Präsenz

Die zukünftige Arbeitswelt wird flexibler sein, es wird kaum mehr Lebensarbeitsplätze geben, man wird im Leben mehrere Arbeitgeber haben», erklärte Valentin Vogt seine Sicht auf den «Arbeitsplatz 4.0». Hans-Ulrich Bigler ist sich sicher, die Arbeitszeit werde künftig ganz anders geregelt: «Mit dem zaghaften Beginn von Home-Office stellen wir jetzt schon einen Übergang fest.» Man sei aber von den gesetzlichen Rahmenbedingungen noch eingeschränkt. Man werde Mitarbeiter künftig stärker zielorientiert führen und weniger Wert auf Präsenz legen, fügte Remo Rusca an. Für diese Flexibilität brauche es neue Infrastrukturen, etwa mit lokalen Gemeinschaftsbüros, und weniger stationäre Arbeitsplätze. Interessant sei ortsunabhängiges Arbeiten mit Blick auf das Verkehrsthema, so Rusca, seien doch die Hauptverkehrswege komplett überlastet und am Anschlag. «Mitarbeiter zu führen, wenn man nur miteinander telefonieren kann, ist enorm herausfordernd und für Chefs solcher Firmen die Challenge der Zukunft», fügte Nicolas Bürer an.

Sicherheit ist ein grosses Thema

Durch die heutigen Technologien und die Tatsache, dass jeder Mitarbeiter ein Smartphone hat, ergeben sich neue Herausforderungen. With äusserte Bedenken, dass dadurch zu schnell Internes aus der Produktion zum Konsumenten gelange. «Ich bin überzeugt, dass die grösste Bremse der Digitalisierung die Sicherheit ist», so Valentin Vogt. Die Sicherheit sei ein grosses und wichtiges Thema und bedinge, dass die Mitarbeiter spezifisch geschult werden. Und dennoch: «Die totale Transparenz wird vorangetrieben durch Unternehmen wie Google und Facebook», so Rusca. Sicherheit sei ein Ur-Bedürfnis des Menschen. «Man muss an den Beziehungen arbeiten zwischen Chef und Mitarbeitern», ist er überzeugt. Wenn das Verhältnis stimme und die Mitarbeiter den Sinn ihres Tuns kennen, sei die totale Transparenz kein Problem.
Die Diskutierenden waren sich einig, dass für die Weiterentwicklung der Arbeitswelt eine Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen nötig ist. Zu stark dürften diese Regulierungen die digitale Entwicklung aber nicht einschränken.

Zweitstärkste Gemeinde bei Steuerkraft der Unternehmen

Im Anschluss an die Diskussion wandte sich der St. Galler Regierungsrat und Finanzminister Benedikt Würth an die Gäste. Der Industrie im Kanton St. Gallen gehe es sehr gut, sagte er. «In der Gemeinde Sennwald haben wir eine hervorragende wirtschaftliche Entwicklung.» Was die Steuerkraft der juristischen Personen anbelangt, habe es Sennwald im Kanton gar aufs Treppchen geschafft und liege hinter Balgach und vor Rapperswil-Jona auf Platz zwei. Es sei erfreulich, dass enorm investiert werde bei KMU und Grossbetrieben in der ganzen Region.

Auch für den Kanton als grosser Arbeitgeber sei das Thema «Arbeitsplatz 4.0» allgegenwärtig. Es sei entscheidend, attraktiv zu bleiben als Arbeitgeber, auch um junge talentierte Arbeitskräfte zu gewinnen.

Im Beisein von Regierungsrat Benedikt Würth und zahlreichen Ehrengästen wurden die Industrietage Sennwald eröffnet.

Im Beisein von Regierungsrat Benedikt Würth und zahlreichen Ehrengästen wurden die Industrietage Sennwald eröffnet.

Im Anschluss eröffneten Benedikt Würth und die Podiumsteilnehmer die Indus­trietage symbolisch mit dem Durchschneiden der Ballonkette, und die Gäste begaben sich auf einen Rundgang durch die Firmen.

Einblick in die Unternehmen

Am Samstag gewähren Firmen im Industriegebiet Sennwalderau und Widdermoos sowie weitere Unternehmen aus der Gemeinde an einem Gemeinschaftsstand von 10 bis 18 Uhr einen Einblick in ihr Schaffen. Es können Führungen, Vorträge und Präsentationen besucht werden. Zwischen den Betrieben fährt ein Shuttlebus. Wer mindestens sechs Firmen besucht, kann zudem an einem Wettbewerb mit attraktiven Preisen mitmachen. Im Kinderhort werden auch die jüngsten Besucher bestens unterhalten. (ch)

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