Ostschweizer Luchsinnen Rosa, Jara und Gaupa erobern Pfälzerwald

Drei Luchsweibchen aus der Nordostschweizer Population mit Zentrum im Toggenburg und Werdenberg helfen bereits mit, im Pfälzerwald in Deutschland ein neues Vorkommen der geschützten Art zu gründen.

Katharina Rutz
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Das St. Galler Team untersucht einen für die Umsiedlung eingefangenen Luchs. (Bild: PD)

Das St. Galler Team untersucht einen für die Umsiedlung eingefangenen Luchs. (Bild: PD)

Bis Ende 2020 sollen insgesamt 20 Tiere im Biosphärenreservat Pfälzerwald zur Gründung einer neuen Luchspopulation freigelassen werden. Zehn davon stammen aus der Schweiz – auch aus dem Kanton St. Gallen. Die anderen zehn werden aus der Slowakei nach Deutschland umgesiedelt. Der Pfälzerwald liegt im Bundesland Rheinland-Pfalz und ist eines der grössten zusammenhängenden Waldgebiete in Deutschland.

Die Wiederansiedlung startete im Juli 2016 mit der Freilassung von drei Luchsen aus den slowakischen Karpaten. 2017 wurden weitere sechs Luchse im Pfälzerwald freigelassen. Der aus der Schweiz stammende Luchs Arcos startete direkt nach der Freilassung eine Wanderung, die bis in die Südvogesen führte. 2018 kamen weitere vier Luchse aus der Schweiz und der Slowakei zu der jungen Population dazu. Dieses Jahr wurden aus der Schweiz nochmals drei Luchse nach Deutschland gebracht.

Damit konnten von den vorgesehenen zehn Schweizer Luchsen bereits neun eingefangen und umgesiedelt werden. Drei davon stammen aus dem Kanton St. Gallen aus der Nordostschweizer Population.

Dichte an Luchsen muss hoch genug sein

Es werden nur Luchse aus Populationen umgesiedelt, die über eine entsprechend hohe Dichte verfügen. «Dies ist hier bei uns der Fall und in den Populationen des Juras», sagt der Obertoggenburger Wildhüter Urs Büchler, Mitglied des St. Galler Fangteams. Auch der Werdenberger Wildhüter Silvan Eugster und die Tierärzte Luzia und Adrian Schweizer der Gamser Praxis Kreuzberg gehören dazu.

Das erste Luchsweibchen wurde am 8. April 2017 in Nesslau eingefangen. Rosa ist im Jahr 2012 geboren und war bei ihrer Umsiedlung 18 Kilogramm schwer.

Im gleichen Jahr wurde auch aus der Toggenburger Jägerschaft der Ruf nach einer Dezimierung des Luchsbestandes laut. Im Frühjahr 2017 reichten sie deshalb eine Petition bei der St. Galler Regierung ein. Weil zu viele Rehe und Gämsen gerissen würden, forderten die Jäger eine Regulierung der geschützten Luchspopulation. Die Regierung verweist in ihrer Antwort unter anderem auf das laufende Luchsumsiedlungsprojekt in den Pfälzerwald.

Fangsaison ging am Montag zu Ende

Tatsächlich gelang es der St. Galler Wildhut, im Jahr 2018 und im Februar dieses Jahres wieder je ein Weibchen aus der Nordostschweizer Population einzufangen. Sie wurden Jara und Gaupa getauft. Die diesjährige Fangsaison ist am 15. April beendet worden. Urs Büchler sagt:

«Die Luchsinnen sind nun zu hoch trächtig, als dass eine Umsiedlung noch zu verantworten wäre.»

Pro Jahr dürfen maximal zwei Tiere aus der gleichen Population eingefangen werden.

Neben Kastenfallen kommen Fangschlingen zum Einsatz. «Die Fangschlingen sind dabei viel effizienter», erklärt Urs Büchler. Die Falle wird erst aufgestellt, wenn durch Aufnahmen einer Fotofalle bei einem Luchsriss sichergestellt ist, dass sich das Tier für die Umsiedlung eignet.

«Die Tiere dürfen beispielsweise nicht mit bereits umgesiedelten Luchsen verwandt sein.»

Während die Fangschlingen also um den Riss herum aufgestellt sind, wartet das Fangteam in der Nähe in einem Versteck. Tappt der Luchs in die Falle, muss rasch gehandelt werden. Der Luchs wird mittels eines Netzes behändigt, sodass er narkotisiert werden kann. Die Tiere werden dann untersucht. «Auch kranke Tiere können nicht umgesiedelt werden. Eine neue Population sollte mit starken Tieren gegründet werden», sagt der Wildhüter.