Musikschule Werdenberg macht den Schritt ins digitale Zeitalter

Die Musikschule Werdenberg geht neue Wege und integriert digitale Hilfsmittel in den Unterricht. Damit nimmt die Musikschule eine Art Vorreiterrolle ein. Die ersten Erfahrungen sind positiv.

Armando Bianco
Drucken
Zeitüberbrückung mit Lerneffekt: Jugendliche probieren die neuen Tablets an der Musikschule Werdenberg aus. (Bild: Armando Bianco)

Zeitüberbrückung mit Lerneffekt: Jugendliche probieren die neuen Tablets an der Musikschule Werdenberg aus. (Bild: Armando Bianco)

Dennis Mungo, Leiter der Musikschule Werdenberg, hat letztes Jahr eine knapp 100 Seiten starke Masterarbeit an der Hochschule der Künste in Bern mit dem Titel «Unterrichtspraxis in der digitalen Entwicklung – der Einsatz von digitalen Medien im Musikunterricht» geschrieben. Darin hat er sich detailliert mit digitalen Möglichkeiten im Musikunterricht auseinandergesetzt. Dem Buchser hat sich dadurch eine neue Welt erschlossen, die er nun sukzessive in die Musikschule Werdenberg einbringen möchte.

«Die Musiklehrer sind heute sehr gut ausgebildet»

«Vergleicht man den heutigen Instrumental- und Vokalunterricht mit den Anfangszeiten der Musikschulen vor 40 Jahren, stellt man fest, dass in den Bereichen Pädagogik und Didaktik riesige Fortschritte gemacht wurden. Die Musiklehrer sind heute sehr gut ausgebildet. Sie kennen eine Vielfalt an Literatur, finden für jedes technische oder musikalische Problem eine Etüde oder einen passenden Song und vermitteln den Stoff den Schülern auf eine motivierende Art», so Dennis Mungo.

So weit, so gut. «Vergleichen wir aber andere Institutionen mit den Musikschulen, zum Beispiel die Volksschule, können wir feststellen, dass dort der Unterricht verändert, angepasst und modernisiert wurde. Dazu beigetragen haben die neuen Medien und Apps sowie Programme, welche den Unterricht digital unterstützen.» Diesen Schritt möchte er auch mit der Musikschule gehen. «Wir betreten hier aber Neuland, denn schweizweit gibt es noch nicht viele Musikschulen, die hier schon so weit sind.»

Videos aus dem Unterricht als Stütze für daheim

Seit kurzem steht in jedem Unterrichtszimmer am Sitz in Buchs ein Computer, auf dem Lehrer und Schüler mit diversen musikalischen Programmen arbeiten können. Der PC ist mit einem zusätzlichen Lautsprecher ausgerüstet, damit auch das Niveau der Tonqualität sich dem Unterricht anpasst.

Neu angeschafft wurden auch mehrere Stative und Smartphones mit Aufnahmefunktion. Die Idee dahinter: Die Übungen in den Unterrichtslektionen werden aufgezeichnet und auf Wunsch per Whatsapp an die Eltern des Schülers (sofern dieser noch nicht 16 ist) übermittelt. So kann der Musikschüler daheim exakt nach den Vorgaben des Lehrers üben und die Spieltechnik audiovisuell besser verinnerlichen. Gefilmt wird aus Datenschutzgründen nur mit Zustimmung von Eltern und Schüler.

Zeit überbrücken mit Tablets

Zur Zeitüberbrückung und zum spielerischen Lernen hat Schulleiter Dennis Mungo auch einige Tablets in den Gängen der Musikschule aufstellen lassen, auf welchen sich Apps befinden, mit denen man spielerisch sein Wissen oder seine Notensicherheit testen kann. Wie ein Augenschein vor Ort zeigt, finden die Jugendlichen schnell Zugang zu den Geräten und Anwendungen, der Spassfaktor ist gegeben. Mit Blick in die Zukunft sieht Dennis Mungo auch noch eine ganze Reihe anderer Möglichkeiten, etwa Online-Lektionen.

Die ersten Reaktionen auf die Neuerungen waren mehrheitlich positiv. «Bei einigen spüre ich noch etwas Skepsis gegenüber dieser Art des Unterrichts.» Aber aus Erfahrung weiss Schulleiter Dennis Mungo, dass Musiklehrerinnen und Musiklehrer genug flexibel sind, um mit der Zeit zu gehen. Erst recht dann, wenn sie die Vorteile darin erkennen und sie die Akzeptanz der Lernenden spüren.