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Ostschweiz
Werdenberg & Obertoggenburg
Zirka 250 Stück Vieh sowie etliche Ziegen der Palfrieser Alpen Stahlrüfi, Alt Hus, Geissegg, Rütiguet und Forggeli treten am Samstag zusammen mit ihren Hirten den Fussmarsch ins Tal an. Im Gegensatz zu anderen Werdenberger Gemeinden wird ein Teil des Palfrieser Viehs mit Blumen geschmückt.
Dieses Jahr fertigte Monika Kruspan den grössten Teil des Schmucks her. Da es das erste Mal für die Wartauerin ist, holte sie sich für das Fachwissen Hilfe bei einer befreundeten Bäuerin aus Flums. Im Sarganserland sind die sogenannten Tschäppel – also der Kopfschmuck des Viehs – seit jeher fester Bestandteil der Alpabfahrt. Marlen Bertsch hat bereits als Jugendliche solche Tschäppel hergestellt. Sie lernte das Handwerk von ihrer Mutter und gab das Wissen nun an Monika Kruspan weiter.
Die Tschäppel bestehen im Kern aus umgekehrten Melkstühlen. Diese werden mit einer Kappe aus Sagex, Holzwolle oder Stroh überzogen und mit reichlich Grünzeug und Blumen verziert, ehe sie mit Lederriemen an den Hörnern des Viehs befestigt werden. Neun solcher Tschäppel hat Monika Kruspan hergestellt. Daneben fertigte sie neun Kopftafeln an, welche mit Blumen und Fähnli verziert sind. Pro Kopfschmuck benötigte sie eine Stunde. Neben diesen 18 Stück wurden zwei weitere Tschäppel, drei Bauchgurten, zwölf verzierte Halfter und neun bestickte Nasenbänder von anderen Helfern gefertigt. Insgesamt wird heute also knapp ein Fünftel der zirka 250-köpfigen Viehgruppe die Alpabfahrt geschmückt antreten können.
Drei geschmückte Kühe und acht geschmückte Rinder werden zuvorderst laufen. Welche Tiere geschmückt werden und in welchen Gruppen sie laufen, ist kein Zufall sondern Absicht.
In der Regel werden die schönsten und kräftigsten Tiere geschmückt. Für das Befestigen des Tschäppels benötigt das Vieh Hörner. «Wichtig ist auch, dass die geschmückten Tiere gut und rhythmisch mit der Glocke laufen können.»
Da das Vieh in kleinen Gruppe abfahrt, muss der Älpler zudem Wert auf die Einteilung legen. Welches Tier kann vorne laufen? Welches verträgt sich mit welchem und welche Tiere mögen sich überhaupt nicht? «Da der Älpler seine Tiere kennt und den ganzen Sommer beobachtet hat, weiss er, welche mit der Glocke gut zurecht kommen, welche ranghoch sind und welche sich vertragen.»
Nachdem das Grünzeug wie Thuja und Efeu an die Tschäppel geheftet wurden, befestigte Monika Kruspan die Blumen in verschiedenen Mustern an die Tschäppel. Dahlien, Sonnenblumen und Disteln setzte sie dafür ein. «Schön ist jeweils, wenn man Pflanzen nehmen kann, welche auf der jeweiligen Alp gewachsen sind.»
Um die 100 Tage haben die Älpler Tag und Nacht auf das Vieh geachtet, es gehegt und gepflegt. Nun können die Tiere bei der Abfahrt der Bevölkerung gut genährt und gesund präsentiert und den Besitzern zurückgeben werden. «Der Alpabzug ist somit der Stolz der Älpler.» Monika Kruspan’s Stolz ist der Blumenschmuck. Bleibt zu hoffen, dass dieser von den Ziegen nicht gefressen oder vom Vieh abgestossen wird – was manchmal vorkommt.
Und so gibt Marlen Bertsch ihrer Freundin Monika Kruspan einen letzten Tipp: «Befestige die Blumen und das Grünzeug gut, wenn du deine Arbeit nicht am Boden sehen willst.»
Alpabfahrt Palfries: Heute Samstag, zirka 13.30 Uhr: Werkhof der Ortsgemeinde Azmoos; ab 12.30 Uhr: Getränke und Verpflegung, zwischen 13 und 17 Uhr: musikalische Unterhaltung