Im neuen Klangspielraum in Alt St. Johann können sich Kinder und Erwachsene entfalten

Mit der Einrichtung eines öffentlichen Klangspielraums realisierte Hansheiri Haas eine lang gehegte Idee.

Corinne Hanselmann
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Hansheiri Haas spielt im Klangspielraum auf seinem selbstgebauten Röhrophon. (Bild: Corinne Hanselmann)

Hansheiri Haas spielt im Klangspielraum auf seinem selbstgebauten Röhrophon. (Bild: Corinne Hanselmann)

Rasseln, Klangschalen, Xylofone, Tschinellen, Tamburine, Talerbecken und weitere kleine Instrumente füllen ein ganzes Regal an der einen Wand. Eine ganze Reihe verschiedener Gitarren hängt gegenüber. Schlagzeug, E-Piano, Trommel, persisches Hackbrett und ein grosser Gong stehen ebenfalls im Raum. Mittendrin spielt Hansheiri Haas auf einem Saiteninstrument. «Das ist ein Kotamo», erklärt der Wildhauser. Es vereine drei Instrumente auf einem einzigen: Koto, Tanpura und Monochord. Dann nimmt der Wildhauser zwei Schlägel in die Hand und spielt eine Melodie, indem er auf unterschiedlich lange Metallröhren schlägt. «Dieses Instrument – ich nenne es Röhrofon – habe ich selbst gebaut.» Es ist eine Mischung aus Xylofon und Röhrenglocken.

Diese gongähnlichen Instrumente sind wie Hanseheiri Haas’ Frau aus Borneo.
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Ein Regal voller Instrumente.
«Ich kann vieles zum Klingen bringen.» Hansheiri Haas spielt auf dem Kotamo. (Bilder: Corinne Hanselmann)
An diesem Synthesizer kann man noch von Hand drehen.
Klassische und ganz exotische Gitarren in Reih und Glied.

Diese gongähnlichen Instrumente sind wie Hanseheiri Haas’ Frau aus Borneo.

Musikmachen muss nicht anstrengend sein

Wenn man sämtliche kleine Instrumente mitzählt, sind wohl über 200 Stück im Zimmer unter der Turnhalle in Alt St.Johann untergebracht. Ab morgen ist der Klangspielraum, wie ihn Haas nennt, zweimal wöchentlich für die Öffentlichkeit zugänglich. «Ich bin offen für vieles und gespannt, was sich entwickelt.» Mitmachen kann jeder, auch ohne ein Instrument spielen zu können. «Man kann sich vom Rhythmus mitnehmen lassen und die Hände das Instrument spielen lassen.» Ansprechen möchte er mit dem Angebot Einheimische, aber auch Feriengäste, für die der Klangspielraum sicher ein tolles Schlechtwetterprogramm ist. Auch für Projekte mit Schulen und Gruppen ist Haas grundsätzlich offen. Er möchte Erwachsenen sowie Kindern ab fünf Jahren die Möglichkeit geben, sich durch Klänge zu entfalten. Unter Anleitung und beim freien Improvisieren können sie in die Welt von Klang und Rhythmus eintauchen und Musik spielen.

Der Ausdruck «Spielen» ist Haas dabei wichtig. «Viele haben schon als Kind die Erfahrung gemacht, dass Musizieren anstrengend ist», so der 65-Jährige. «Schwarze Löchli in der Flöte, schwarze Pünktchen auf den Notenblättern, man musste üben und es klang trotzdem schrecklich.» Das habe er selber so ähnlich erlebt, als er in der Oberstufe mit klassischen Gitarrenstunden begann.

«Ich habe bald gemerkt, dass ich auswendig und nicht nach Noten spielen muss, um zu empfinden, was ich spiele.»

Eben Musik spielen aus dem Inneren, ohne anstrengend nach Noten zu üben.

Ihm sei dieser «Spieltrieb» zum Glück bis heute erhalten geblieben. Einfach den Verstand abschalten und Klänge erforschen. Musikimprovisation ist etwas sehr Wohltuendes, davon ist Haas überzeugt. «Das habe ich auch bei der Arbeit mit den Kurgästen im ‹Sunnehus› gesehen.» Eine Anstellung im Kurhaus Sunnehus in Wildhaus war vor rund 25 Jahren der Grund, warum es ihn vom Zürcher Oberland ins Obertoggenburg verschlug. Zuvor absolvierte er einst die Ausbildung zum Seklehrer, später besuchte er die Kunstgewerbeschule und er war bei einer Computerfirma angestellt. Technik interessierte den Wahltoggenburger immer und so finden sich im Klangspielraum auch E-Gitarren, Synthesizer und zwei Theremine. Das ist ein elektronisches Musikinstrument, das berührungslos Töne erzeugt.

Seit Jahren engagiert sich Hansheiri Haas bei der Klangwelt als Klangbegleiter. Zudem spielt er in einer Bluesrockband die Bassgitarre.

Etwas Neues angefangen nach der Pensionierung

Die Idee für einen Raum in diesem Stil geistere schon seit 20 Jahren in seinem Hinterkopf herum, erzählt der seit wenigen Monaten pensionierte Haas. Weil er durch die AHV nun eine Art Grundeinkommen erhalte, habe er sich überlegt, noch einmal etwas ganz Neues anzufangen. Er schickte Anfang Jahr ein E-Mail in die Runde und fragte herum, wo es einen geeigneten Raum gäbe, den er nutzen könnte. Über Gemeinde und Schulgemeinde sei er schliesslich zu diesem Zimmer unterhalb der Turnhalle gekommen. Es wurde früher vom Militär genutzt, stand nun aber länger leer. Der Hobbybastler hat im Mai angefangen, die Wände frisch zu streichen und den Raum gemütlich einzurichten.

Nun ist er bereit für die Einweihungsparty morgen Sonntag. Von nun an ist der Raum jeden Donnerstag von 19 bis 22Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, ein freiwilliger Beitrag ist jedoch willkommen.

Hinweis
Am Sonntag, 25. August, ab 14 Uhr: Einweihungsparty des Klangspielraums an der Bergstrasse 3a in Alt St.Johann.