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Menschen und Beziehungen sind für Katharina Schertler Secli ein wichtiges Lebenselixier. Seit ihrer Jugend hat sie eine emotionale Verbindung zum Fabriggli.
Kathrin Schertler ist seit 2001 für das Kinder- und Jugendprogramm im Fabriggli mitverantwortlich. Seit 2005 leitet sie als Präsidentin den Trägerverein. «Ich habe seit meiner Jugendzeit eine emotionale Verbindung zum Fabriggli», sagt sie. Als Dreizehnjährige besuchte sie zum ersten Mal das Fabriggli-Fest, an dem ihre zwei grossen Brüder mit einer Band, dem Fabriggli-Quintett, auftraten. Schon vorher wurde sie mit dem Theatervirus infiziert. Ihre Liebe und Faszination für das Theater gründet in Kindheitserinnerungen.
Als Zehnjährige sah sie im Theater am Kirchplatz den eingebildeten Kranken von Molière. Dies war ein Schlüsselerlebnis. Sie habe damals intuitiv verstanden, was Theater bedeutet. Mit der Schule besuchte sie ebenfalls das TaK in Schaan. Die Aufführungen hat sie jeweils mit allen Sinnen erlebt. An den Geruch im Theater und die Kostüme erinnert sie sich noch heute, nur der Inhalt der Stücke ist nicht mehr präsent.
Kathrin Schertler ist als Jüngste von vier Kindern in Haag aufgewachsen. Täglich war sie im Betrieb des Vaters anzutreffen, hat auf dem Reissbrett gezeichnet oder mit den Angestellten geschwatzt und ging dabei, trotz viel Charme und kindlicher Offenheit, wahrscheinlich dem einen und anderen von Zeit zu Zeit auch auf die Nerven. Als Patron und kreativer Kopf einer wachsenden Firma war der Vater in seiner Arbeitswelt der Leistung verpflichtet. In der Freizeit hat er aber liebend gern prozessorientiert gewerkelt. Das Tun war ihm wichtiger als das Resultat.
Ihre Mutter war eine Ästhetin und hat als Künstlerin Wolle gefärbt, gesponnen und damit Teppiche gewebt. Dass sie psychisch instabil war, hat Kathrin Schertler geprägt. Sie hat ein ausgesprochenes Sensorium für Stimmungen entwickelt und musste lernen, sich abzugrenzen, was nicht immer einfach war. Da sie als Nachzüglerin fast wie ein Einzelkind auf-
gewachsen ist, war ihr die Patin, die direkt nebenan wohnte, ihr stabiler Anker in jeder Situation.
In ihrer Jugend war Kathrin Schertler rebellisch, wollte anders sein als ihre älteren Geschwister und beschloss, statt die Kantonsschule, das Kindergärtnerinnen-Seminar zu besuchen, obwohl ihre Eltern es gerne gesehen hätten, wenn sie die Matura gemacht hätte.
Noch heute sagt sie: «Die Berufswahl war richtig. Schon zu Beginn meiner Berufstätigkeit als Kindergärtnerin erhielt ich positive Bestätigung.» Sie amtierte später als Präsidentin des Kindergarten Verbandes und arbeitete am Lehrplan 1997 mit.
Als 1999 ihre Tochter geboren wurde, trat sie als Präsidentin zurück und kündigte auch ihre Arbeitsstelle in Buchs. Ihr Wunsch war, nach einem Jahr Pause wieder in den Beruf zurückzukehren. Doch schon während der Mutterschaftspause musste sie eingestehen, dass sie sich für ein Teilpensum nicht eignete. «Nur es Bitzeli» war ihr zu wenig, ein halbes Pensum zu viel. Zu dieser Zeit wurde sie von der Nachbarin in einem Gespräch an der Gartenmauer gefragt, ob sie im Jugend- und Kinderprogramm vom Fabriggli mitarbeiten möchte. Das war für Kathrin Schertler wie ein Wink des Schicksals.
Im Jubiläumsjahr 2000 stieg sie sanft als Helferin ein. Später übernahm sie die Leitung des Programmes ganz. Das gesamte Kinder- und Jugendprogramm läuft über ihren Schreibtisch. Sie erklärt dazu: «Meine Aufgaben sind organisatorischer Art, aber immer auch extrem kreativ. Fast alle Stücke, die gespielt werden, habe ich persönlich gesehen. Ich liebe Kindertheater, es ist eine bild- und zauberhafte Fantasiewelt. Man kann mit Bauch und Herz eintauchen.»
«Die Theaterstücke regen an und man geht nach der Vorstellung erfüllt nach Hause.»
Die Künstler, die Kinderprogramme machen, bezeichnet sie als offen und unkompliziert. Oft sind sie in ihrem Zuhause untergebracht. Die meisten haben interessante, spannende Biografien. «In den Tischgesprächen mit den verschiedensten Künstlern habe ich in den vergangenen 20 Jahren gelernt Vertrauen in das Leben zu haben, dass alles am Ende gut kommt.» Die Rolle als Präsidentin des Fabriggli Trägervereins erfüllt sie mit Herzblut und kann das Fabriggli gut repräsentieren.
«Als Privatperson bin ich nicht so gern im Mittelpunkt, in einer Rolle, die das verlangt, kann ich das recht gut», erklärt sie. «Wichtig dafür ist mir, dass ich im Prozess integriert bin, dass ich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kenne und mit ihnen zusammenarbeite, dass ich weiss, was im Betrieb läuft und wie es läuft.» Als Leiterin des Kinder- und Jugendprogramms hat sie die Theaterwerkstätten für alle Alterskategorien kontinuierlich aufgebaut. Letztlich ist im Fabriggli aber alles Teamwork. Man kann eigenen Ideen nachgehen, sich einbringen, Neues entwickeln, das Ergebnis ist und bleibt aber das Resultat eines gut funktionierenden Teams, das Hand in Hand und im Vertrauen miteinander tätig ist.