Einst sollte das Tigerli verschrottet werden – am Freitag wird die frisch renovierte alte Dampflok in Buchs wieder feierlich enthüllt

Noch ist das Wahrzeichen von Buchs, das so genannte Tigerli, in eine grüne Plane gehüllt. Die alte Dampflok wurde renoviert und wartet auf die erneute Enthüllung, die am Freitag, 29. November, um 17.30 Uhr stattfinden wird. Es ist nicht das erste Mal, dass das «Tigerli» im Zentrum von Festivitäten steht.

Hansruedi Rohrer
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Dieses «Tigerli» mit der Nummer 8485 versah den Dienst im Bahnhof Buchs, stehend Lokführer Paul Beerle. (Bild: Archiv Hansruedi Rohrer)

Dieses «Tigerli» mit der Nummer 8485 versah den Dienst im Bahnhof Buchs, stehend Lokführer Paul Beerle. (Bild: Archiv Hansruedi Rohrer)

Vor längerer Zeit sollte die Rangier-Dampflokomotive E 3/3 Nr. 8487 verschrottet werden, nachdem sie noch über das Dampflok-Zeitalter hinaus an verschiedenen Orten in der Schweiz ihren Dienst versah und viele Güterzugskompositionen verschob. Zuletzt war diese Lok ab 1962 noch drei Jahre lang in Rorschach im Einsatz, bis sie 1965 im wahrsten Sinn des Wortes «ausrangiert» und auf einem Abstellgleis in Rorschach deponiert wurde.

Zeitungsinserat zum Lokifest 1966. (Bild: Archiv Hansruedi Rohrer)

Zeitungsinserat zum Lokifest 1966. (Bild: Archiv Hansruedi Rohrer)

Theo Dommer wollte die Lokomotive retten

Ein genau gleicher Typ dieser Dampflok verkehrte im Bahnhof Buchs im Rangierdienst ebenfalls noch bis nach Mitte der 1960er-Jahre, jedoch mit der Nummer 8485. Der Autor dieses Artikels kann sich übrigens noch daran erinnern. Doch zurück zum Buchser «Tigerli»: Im November 1965 trat die Lok ihre letzte Fahrt von Rorschach nach Buchs an. Der damalige Vorstand des Verkehrsvereins Buchs, unter dem Präsidium von Theo Dommer, wollte die während 56 Jahren im Einsatz gestandene Lokomotive retten. Es ist auch dem Werdenberger Eisenbahner Amateur-Klub zu verdanken, dass die Maschine der Nachwelt erhalten bleibt. Die SBB gaben die Einwilligung, diese leihweise zu Ausstellungszwecken dem Verkehrsverein abzutreten.

Die E 3/3 Nr. 8485 im Grenzbahnhof Buchs während eines Rangiereinsatzes. (Bild: Archiv Hansruedi Rohrer)

Die E 3/3 Nr. 8485 im Grenzbahnhof Buchs während eines Rangiereinsatzes. (Bild: Archiv Hansruedi Rohrer)

Vertraglich wurde damals festgehalten, dass das Fahrzeug mit dem erforderlichen Unterhalt und zweckmässiger Pflege auf eigene Kosten vor dem Zerfall zu bewahren sei. Der Zahn der Zeit nagte aber immer wieder am «Tigerli». So war zum Beispiel im Jahr 1975 eine Renovation fällig. Unter Mitwirkung verschiedener Fachkräfte wurde das Triebwerk ausgebaut und revidiert, und eine Malerklasse der Gewerblichen Berufsschule Buchs unterzog die Maschine einer Reinigung und einem neuen Anstrich.

Renovationsarbeiten im Juli 1975 unter schützendem Dach durch eine Malerklasse. (Bild: Archiv Hansruedi Rohrer)

Renovationsarbeiten im Juli 1975 unter schützendem Dach durch eine Malerklasse. (Bild: Archiv Hansruedi Rohrer)

Ein Denkmal für die Arbeit aller am Bahnhof

Zurück zum 25. Juni 1966: Nachdem die E 3/3 Nr. 8487 in 778 Arbeitsstunden von den Eisenbahnamateuren überholt wurde, fand sie einen Ehrenplatz in den Grünanlagen im südlichen Teil des Bahnhofs und konnte dort mit dem «Lokifest» eingeweiht werden. Um 16.30 Uhr startete die Knabenmusik den Eröffnungsmarsch, und Theo Dommer verkündete der grossen Zuschauermenge das Ereignis des Tages. Man wolle für die Nachwelt mit diesem Dampfrössli die Erinnerung an die Entwicklung festhalten, welche gerade die Buchser der Eisenbahn zu verdanken hätten, sagte er unter anderem. «Diese Lokomotive ist aber auch ein Denkmal für die Arbeit aller, welche in mehr als einem Jahrhundert am Bahnhof Buchs tätig waren und die, vom Inspektor bis zum einfachen Speditionsgehilfen, unserem Verkehrsknotenpunkt dienten und an dieser gewaltigen Entwicklung Anteil haben.»

Einweihung der alten Rangierlok mit viel Publikum am 25. Juni 1966. (Bild: Archiv Hansruedi Rohrer)

Einweihung der alten Rangierlok mit viel Publikum am 25. Juni 1966. (Bild: Archiv Hansruedi Rohrer)

Bahnmeister Ernst Soller, der auch massgeblich an den Instandstellungsarbeiten des «Tigerlis» beteiligt war, verlas den von ihm verfassten Lebenslauf der E 3/3 Nr. 8487. Diese Lok wurde in der Eisenbahnersprache «Tigerli» genannt, wohl als Würdigung ihrer Arbeitskraft, gemessen an der geringen Gestalt. Die Maschine wurde 1908 in der Lokomotivenfabrik Winterthur gebaut. In gefülltem Zustand (mit Wasser und Kohle) betrug ihr Gewicht 35 Tonnen. Während ihrer Dienstzeit legte die Lokomotive insgesamt rund zwei Millionen Kilometer zurück und kam periodisch in Depots, wo etwa 30 Hauptrevisionen durchgeführt wurden. Diese einfach gebaute Nassdampf-Lokomotive mit Zweizylinder-Triebwerk und drei Achsen ersetzte damals eine Reihe von alten Streckenlokomotiven im Rangierdienst. Die Geschwindigkeit betrug 45 km/h und die Leistung 370 kw/500 PS.

Hinweis: Einweihung der renovierten Dampflok durch den Verkehrsverein Buchs am Freitag, 29. November, 17.30 Uhr, Bahnhof Buchs

Das «Tigerli» fand einen Platz in den Grünanlagen des Bahnhofs. (Bild: Archiv Hansruedi Rohrer)

Das «Tigerli» fand einen Platz in den Grünanlagen des Bahnhofs. (Bild: Archiv Hansruedi Rohrer)