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Werdenberg & Obertoggenburg
Das Werdenberger Kleintheater Fabriggli ist mit seiner neusten Eigenproduktion für die Premiere bereit. Unter der Regie von Wolfgang Schnetzer wird «Ohhh ... schöne neue Welt!» aufgeführt.
Regisseur Wolfgang Schnetzer hat für die diesjährige Eigenproduktion des Fabriggli zwei Geschichten kombiniert, die den Nerv der Zeit treffen. Der Roman «Schöne neue Welt» von Aldous Huxley und das Buch «The Circle» von Dave Eggers wurden in völlig verschiedenen Zeiten (1932 und 2013) geschrieben, jedoch handeln beide Geschichten von der Zivilisationsutopie einer perfekten Gesellschaft. In «schöne neue Welt!» werden Embryos künstlich erzeugt und manipuliert. Dadurch entsteht eine Sozialkultur, deren Wünsche und Begehren mittels totaler Bedürfnisbefriedigung ruhiggestellt werden. In Dave Eggers Superkonzern «The Circle» wird jedes Individuum anhand seiner Internetaktivitäten durchleuchtet. Totale Transparenz soll das Leben auf der Erde erheblich verbessern.
Die Idee, die beiden Geschichten miteinander zu kombinieren, habe sich zufällig ergeben. «Uns war klar, dass wir ein gesellschaftskritisches Stück wollen», erklärt Wolfgang Schnetzer. «Irgendwann stiessen wir auf ‹Schöne neue Welt› und die zweite Begegnung mit ‹The Circle› brachte mich auf die Idee, beide Stücke miteinander zu verbinden. Beide leben von der Vision einer totalitären Gesellschaft. Alle sind glücklich und zufrieden, aber der Preis ist, dass die Individualität verloren geht. Durch Gentechnik und Naturwissenschaft beinhaltet ‹Schöne neue Welt› genau das und ‹The Circle› modernisiert das Ganze mit der Handlung um Digitalisierung und Social Media. Durch die Kombination ist die Thematik unseres Stückes aktuell und zeitnah», so der Regisseur.
Wolfgang Schnetzer führt bereits zum zweiten Mal Regie bei einer Fabriggli-Eigenproduktion. Der passionierte Amateurregisseur aus dem Vorarlberg war als junger Mann im Film- und Videoclub Feldkirch tätig und stieg dann ins Theater ein. 1999 hat er das Rheintaler Kellertheater gegründet und hat seither verschiedenste Theaterstücke realisiert. Die Inspiration für seine Stücke lässt er auf sich zukommen. «Ich mache gerne dramaturgische Arbeiten. Über die Dialoge, die ich für die Rollen schreibe, finde ich die Form des Stücks», erzählt er.
Die Dramaturgie war es auch, die ihn zu «Ohhh ... schöne neue Welt!» inspirierte. Diese nahm er aus dem Buch von Aldous Huxley. «Dort gefiel mir das Ende allerdings nicht, das war mir doch zu dramatisch», so Wolfgang Schnetzer. Im Roman ähnelt das Ende Shakespeares «Romeo und Julia». «Deshalb haben wir in unserer Produktion das Ende etwas umgestaltet. Es soll dem Zuschauer die Möglichkeit geben, sich selbst für eine Richtung zu entscheiden», verrät er. Mit seinem Endprodukt ist er zufrieden: «Für mich ist unser Stück daraus entstanden, dass wir die Visionen der Geschichten in die Gegenwart rücken.»
Ihm persönlich gefällt das Eintauchen in eine Parallelwelt. «Ohne diese würden die Geschichten nicht aufgehen. So funktioniert Theater. Es soll zum Freidenken anregen und sich nicht von der Masse lenken lassen. Eine Parallelwelt wird immer existieren, vielleicht ist das auch die Hoffnung unseres Stückes.»
«Ohhh ... schöne neue Welt!» soll die Zuschauer zum Nachdenken bringen. Gerade die Überwachungsthematik trifft den Zeitgeist. Sie wird im Stück als Hilfe verkauft, bedeutet aber absolute Kontrolle. «Ich denke, dass unser Stück in den Köpfen hängen bleibt», so Wolfgang Schnetzer. «Man will in die andere, unkontrollierte Welt. Gleichzeitig ist es aber immer noch ein Theaterstück und vieles wird überdreht dargestellt.»
Der Humor wird in der neuen Fabriggli-Eigenproduktion auch nicht zu kurz kommen, verspricht Schnetzer.
Hinweis
Die Premiere von «Oooh ... schöne neue Welt!» findet am 3. November um 20 Uhr im Fabriggli in Buchs statt.